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Bamberg: Massiv überfüllte Busse wegen Ankerzentrum - Stadt reaktiviert Shuttle


Autor: Ralf Welz, Daniel Krüger

Bamberg, Mittwoch, 18. Januar 2023

Eine neue Buslinie soll rund um das Bamberg Ankerzentrum für Entlastung im öffentlichen Nahverkehr sorgen. Der reaktivierte Shuttlebus soll am 1. Februar 2023 in Betrieb gehen. Im Vergleich mit dem Vorgänger gibt es einen entscheidenden Unterschied.
Ab dem 1. Februar wird am Bamberger Ankerzentrum ein neuer Bus-Shuttle eingerichtet. Der bayerische Innenminister kündigt zudem eine verstärkte Polizeipräsenz rund um die Asyleinrichtung im Stadtosten an.


  • Ankerzentrum Bamberg: Reaktivierung von Bus-Shuttle soll für "Entlastung" sorgen
  • Neue Buslinie ab 1. Februar 2023 eingerichtet: Shuttlebus ist diesmal für alle Bürger nutzbar
  • OB Starke (SPD) spricht von "sehr guter Lösung" - Stadt äußert sich zu Linienverlauf und Takt

In Bamberg gibt es schon bald eine neue Buslinie. Als Ergänzung zum vorhandenen Nahverkehrsangebot wird ab dem 1. Februar 2023 erneut ein Shuttlebus an der Anker-Einrichtung Oberfranken (AEO) eingerichtet. Im dortigen Linienverkehr gab es zuletzt immer wieder überfüllte Stadtbusse. Die Stadt Bamberg kündigt nun "eine Entlastung" für das Ankerzentrum und sein Umfeld an. Der ursprüngliche Bus-Shuttle wurde Anfang 2020 eingestellt. Der entscheidende Unterschied: Während der damalige Bus nur für die Bewohner der Asyleinrichtung nutzbar war, ist das Mitfahren jetzt für alle Menschen mit gültiger Fahrkarte möglich, erklärt Stadt-Sprecher Sebastian Martin gegenüber inFranken.de.

Bamberg: Bus-Shuttle an Ankerzentrum ab 1. Februar in Betrieb - OB Starke spricht von "sehr guter Lösung"

"Die Verstärkungslinie bedeutet eine sehr gute Lösung, mit der wir die Situation der Geflüchteten genauso wie die der Bürgerschaft im Umfeld verbessern", wird Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) in der Mitteilung zitiert. Der neue Bus-Shuttle werde laut Angaben der Stadt auf Starkes Betreiben ab Februar mithilfe der Stadtwerke Bamberg eingerichtet. "Der Wunsch einer solchen Linie war bei einem Gesprächstermin der Stadt mit der Anwohnerschaft im Dezember an mich herangetragen worden", erklärt der OB.

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Die Bamberger Landtagsabgeordnete Melanie Huml (CSU) berichtet von ähnlichen Begegnungen. "Die letzten Wochen und Monate haben sich verstärkt Bürgerinnen und Bürger aus Bamberg-Ost in Bezug auf das Ankerzentrum an mich gewandt", sagte Huml in einem Statement. Bei einem von ihr initiierten Vor-Ort-Gespräch, an dem auch OB Starke und Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz teilnahmen, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schließlich seine Unterstützung für Verbesserungen im Umfeld der Einrichtung zu. "Der Freistaat Bayern als Betreiber der AEO unterstützt den Bus-Shuttle mit einem jährlichen Betrag von 200.000 Euro", kündigt Herrmann in einer am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung der Bayerischen Staatsregierung an.

Wie Bambergs Stadt-Sprecher Sebastian Martin inFranken.de auf Nachfrage mitteilt, sei folgender Linienverlauf geplant: AEO – Pödeldorfer Straße – Malerviertel (Einkaufsmärkte Pödeldorfer Straße) – Katharinenstraße – Bahnhof Brennerstraße – Bahnhof Ludwigstraße – ZOB und zurück. Die öffentliche Buslinie wird ab Mittwoch (1. Februar 2023) von Montag bis Freitag im 30-Minuten-Takt in beide Richtungen geführt. Der ursprüngliche Bus-Shuttle wurde zum 31. Januar 2020 eingestellt. "Dieser war nur für die Bewohner der AEO nutzbar", erklärt Martin. Ab Februar 2020 wurde die Bamberger Einkaufskarte ausgegeben, mit der die Bewohner die öffentliche Buslinie nutzen können. Dieses Angebot werde nun durch die neue Verstärkerlinie ergänzt.

Innenminister Herrmann kündigt verstärkte Polizeipräsenz rund um Bamberger Ankerzentrum an 

Der Innenminister sagte überdies eine verstärkte sichtbare Präsenz der Polizei im Umfeld des Ankerzentrums zu: "Das Polizeipräsidium Oberfranken hat die Sicherheitslage genauestens im Blick und wird lageabhängig die polizeilichen Sicherheitsstreifen im Umfeld der AEO intensivieren", wird Herrmann zitiert.

Das neue Angebot im Nahverkehr könne von allen Menschen mit einer gültigen Fahrkarte genutzt werden, heißt es vonseiten der Stadt Bamberg. Die Kosten trage zum größten Teil der Freistaat Bayern. "Wir sind dem Freistaat dankbar, dass er dieses Angebot nun zügig möglich macht", wird Oberbürgermeister Starke zitiert. "Es bleibt jedoch unsere Forderung, die Kapazität der AEO zu verringern", hält Starke mit Blick auf die zuletzt hohen Belegungszahlen der Einrichtung fest.

Hintergrund: Das Ankerzentrum auf dem früheren US-Gelände fungiert als erste Anlaufstelle für Asylbewerber in Oberfranken. Von Bamberg aus werden die Schutzsuchenden auf die Landkreise und kreisfreien Städte des Regierungsbezirks verteilt. In der Asyleinrichtung gibt es regelmäßig Polizeieinsätze. Die Beamten müssen durchschnittlich "ungefähr einmal pro Tag" zur AEO ausrücken, berichtete die Polizei inFranken.de Mitte 2021. Die Anlässe sind unterschiedlicher Natur.

Regierung von Oberfranken will Belegung weiter abbauen - Huml für Ankerzentrum-Schließung

Die Regierung von Oberfranken forciere weiterhin einen Abbau der hohen Belegung, teilt die Bayerische Staatsregierung mit. Demnach haben die oberfränkischen Landkreise, Städte und Gemeinden seit Oktober 2022 über 2000 geflüchtete Menschen aus verschiedenen Nationen aufgenommen. Fortlaufend suchten die Kommunen dringend nach geeigneten Objekten, heißt es in der aktuellen Mitteilung. 

Melanie Huml setze sich indessen weiterhin für die Schließung der Asyleinrichtung bis Ende 2025 ein. Dies sei für sie langfristig entscheidend, betont die Bamberger Landtagsabgeordnete mit Blick auf das ursprünglich vorgesehene Laufzeitende des Bamberger Ankerzentrums.

Die CSU hatte Ende 2021 angekündigt, weiterhin am Konzept der Ankerzentren für Asylbewerber festhalten zu wollen. Die SPD-Stadtratsfraktion hatte im Herbst 2022 angesichts der deutlichen Überbelegung schließlich mit einer Klage gegen die Staatsregierung gedroht und ihr "Vertragsbruch" vorgeworfen

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