Das Bundesgesundheitsministerium schätzt die Kosten der Schnelltests auf die Höhe der bisherigen Erstattungen - diese sind aber, gerade bei privaten Anbietern, nach oben offen. Derzeit zahlt der Bund 11,50 Euro für einen Schnelltest und 43,56 Euro für einen PCR-Test. Bisher wurde angekündigt, dass Personen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können oder an Autoimmunerkrankungen leiden, von der Kostenpflicht ausgenommen werden sollen.
Teststation am Klinikum schließt: "Können es uns schlichtweg nicht leisten"
Allerdings würde die Barmer-Krankenkasse, bei der Sandra Bozgeyik versichert ist, auch nach dem 11. Oktober die Schnelltests übernehmen, sagt die 42-Jährige. Diese Möglichkeit sieht auch das Gesetz vor. Bestimmte Einrichtungen wie Krankenhäuser "können schon seit längerer Zeit Antigen-Schnelltests selbst beschaffen, nutzen und mit den Kassenärztlichen Vereinigungen abrechnen", schreibt das Bundesgesundheitsministerium. In Bamberg wird dies allerdings nicht praktiziert, wie Susen Lindner, HKT-Geschäftsführerin, gegenüber inFranken.de bestätigt.
"Das wäre viel zu teuer und der Aufwand wäre zu groß. Kein Krankenhaus kann jeden Patienten durchtesten", sagt Lindner, die für den Betrieb der Bamberger Testcenter verantwortlich ist. Ähnlich sei auch der Grund, warum man das Testcenter am Klinikum zum 1. Oktober schließe. "Wir können es uns schlichtweg nicht leisten. Wir hatten zwar letzte Woche ein Hoch beim Andrang, aber davor nur 20 bis 30 Tests am Tag. Jetzt müssten wir noch ein Kassensystem etablieren."
Dafür seien "unsere Mitarbeitenden überhaupt nicht geschult und es kostet Geld." Außerdem sei die Platzsituation am Klinik-Testcenter "sehr beengt". Lindner merkt man im Gespräch eine gewisse Resignation in der Stimme an. "Die Rahmenbedingungen werden zunehmend kompliziert, die Planungssicherheit für die Mitarbeitenden ist nicht da, es fehlt an Perspektive, die Kosten sind nicht gedeckt."
"Verrückte Regelungen": Bamberger HTK-Chefin gibt Politik die Schuld am Test-Dilemma
Lindner sagt, es tue ihr leid, was auf Patienten und Patientinnen wie Sandra Bozgeyik nun zukomme. "Ich kann das total nachvollziehen, es ist eine Vollkatastrophe, dass das so schwer umzusetzen ist. Aber das ist eben eines der Konstrukte, die die Politik vergessen hat. Ich habe da aber tatsächlich auch keine Lösung für. Wir könnten in unserem Testcenter am Klinikum gar nicht die 100 Faktoren beachten, die da für bestimmte Konstellationen gelten." Die HKT-Geschäftsführerin spricht von "verrückten Regelungen". Die Sprecherin des Klinikums Bamberg, Brigitte Dippold, betont aber gegenüber inFranken.de, dass man sich "bei Notfällen nicht mit Tests aufhalten wird".
Auch wer stationär behandelt oder operiert werde, bekäme natürlich weiterhin einen PCR-Test und werde bis zum Ergebnis desselben isoliert. "Wir wollen uns ja kein Corona ins Haus holen." Allerdings: Es sei "ein Unterschied, wo der Laie und das Fachpersonal einen Notfall sehen. Wir verstehen darunter zum Beispiel einen Herzinfarkt oder Atemstillstand. Eine Platzwunde mag zwar schlimm sein, ist aber kein Notfall", sagt Dippold.
Sandra Bozgayik hingegen sagt, sie habe Situationen erlebt, die sie nicht nachvollziehen könne. Kürzlich habe eine ungeimpfte Mutter mit Kleinkind vor der Klinik "Ewigkeiten auf einen Test gewartet, obwohl das Kind Verdacht auf eine Lungenentzündung hatte", berichtet sie. Ihr Wunsch: Das Testzentrum müsse weiter betrieben werden. "Da gehört definitiv was her. Meinetwegen nicht für die Kneipe und nur fürs Krankenhaus, aber es ist fatal wichtig." Ab dem 01. Oktober kann sie nur noch private Testcenter - oder das einzig verbliebene städtische Testzentrum am Bamberger ZOB nutzen. "Es liegt zentral und jeder kann es mit dem Bus erreichen", sagt HKT-Chefin Lindner. Doch selbst dieses sei nicht langfristig sicher: "Wir schauen erstmal, ob das mit dem Kassensystem überhaupt klappt."
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Weiß gar nicht was schlimmer ist :
Corona oder der ganze verordnete Irrsinn drumherum .