Die Sperrung der Bamberger Kettenbrücke erhitzt teils die Gemüter. Grünen-Stadtrat Christian Hader hält die Kritik für die Geschäftsleute für gefährlicher als die eigentliche Sperrung. "Da steht eher die Weltanschauung als die rationalen Fakten im Vordergrund", beklagt er.
Die lang anhaltende Sperrung der Bamberger Kettenbrücke sorgt für kontroverse Diskussionen. Für den Kraftfahrzeugverkehr ist die Kettenbrückstraße seit Montag (6. Februar 2023) komplett gesperrt. Grund ist der Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses. Autofahrer müssen eine entsprechende Umleitung nehmen. Die Sperrung dauert voraussichtlich bis zum Jahresende an. Derweil entwickelt sich die Maßnahme immer mehr zum Politikum. Die fünf Bamberger Stadträte Claudia John (FW), Daniela Reinfelder (BUB), Karin Einwag, Martin Pöhner (FDP) und Klaus Stieringer haben die Verwaltung mit einem Dringlichkeitsantrag aufgefordert, die Vollsperrung der Kettenbrücke mit sofortiger Wirkung wieder aufzuheben.
Stieringer, der zugleich Geschäftsführer des Stadtmarketings ist, reagierte mit Unverständnis auf die Brückensperrung. Er sorgt sich um den stationären Einzelhandel. "Nach der Corona-Krise, dem dramatischen Anstieg der Energiekosten und der bevorstehenden Bahnbaustelle mit umfangreichen Verkehrsmaßnahmen muss die Erreichbarkeit der Innenstadt oberste Priorität haben", sagte Stieringer in dieser Woche im Gespräch mit inFranken.de. Claudia John von den Freien Wählern spricht in einer Pressemitteilung der fünf Stadträte gar von einem "Schlag ins Gesicht der innerstädtischen Wirtschaft". Grünen-Stadtrat Christian Hader äußert gegenüber inFranken.de dagegen Verständnis für die Sperrung der Kettenbrücke.
Bamberg: Grünen-Stadtrat kann Aufregung um Kettenbrücken-Sperrung nicht nachvollziehen
"Ich sehe die Angelegenheit ganz rational", sagt der Fraktionsvorsitzende der Bamberger Grünen. "Es gibt einige Fakten, die dafür sprechen." So würden lang klaffende Lücken "endlich geschlossen", hält er mit Blick auf die Baumaßnahmen vor Ort fest. Gravierende Nachteile für Autofahrer sieht er infolge der Sperrung nicht - egal ob für Anwohner oder Innenstadtbesucher. "Jeder, der zu seinem Ziel kommen will, kommt dahin." Dies gelte sowohl für Gäste der Karstadt-Tiefgarage wie Anlieger, etwa des Heumarkts.
Wenn bezüglich der Kettenbrücke von einer "wichtigen Verkehrsachse" gesprochen werde, treffe dies nur zum Teil zu. "Es handelt es sich um eine viel frequentierte Brücke - die aber nicht von Autofahrern viel frequentiert wird, sondern von Fußgängern und Radfahrern", betont Hader. "Ich halte es nicht für belegbar, dass die zeitweilige Sperrung der Kettenbrücke irgendeinen Einfluss auf die Frequentierung der Innenstadt hat", sagt der Kommunalpolitiker.
Die SPD-Stadtratsfraktion spricht sich in einem Antrag indessen für eine Aufhebung der Brückensperrung am Wochenenden aus. "Die Bamberger SPD-Fraktion beantragt, dass die Fahrbahn der Kettenbrücke während der Bauphase an Wochenenden, an denen keine Bautätigkeit erfolgt, von Freitag bis Sonntag geöffnet wird", heißt es in einer Pressemitteilung der Sozialdemokraten. Zudem solle überprüft werden, inwieweit darüber hinaus während der Bauphase Öffnungen für den Autoverkehr möglich seien.
"Eher Weltanschauung als rationale Fakten im Vordergrund": Grünen-Politiker kritisiert Stadtratskollegen
"Nur wenn es aus Gründen der Sicherheit unbedingt notwendig ist, ist eine Sperrung akzeptabel", wird der Vorsitzende der SPD-Fraktion Bamberg, Heinz Kuntke, zitiert. Alle Möglichkeiten müssten geprüft werden. "Grundsätzlich stellt die Enge der Baustelle sicherlich ein Problem dar, jedoch sollte insbesondere an Wochenenden, an denen keine Bautätigkeit gegeben ist, durchaus die Möglichkeit der Öffnung vorhanden sein", so die SPD weiter. Christian Hader stuft derartige Überlegungen indes als unrealistisch ein.
"Das teilweise Abräumen am Wochenende ist ja auch ein finanzieller Aufwand", konstatiert der Bamberger Grünen-Sprecher für Mobilität gegenüber inFranken.de. "Ich weiß nicht, ob man das dem Bauherrn zumuten kann." Das Hauptproblem für die Geschäftsleute ist nach seiner Überzeugung nicht die Sperrung selbst, sondern die entfachte Debatte darüber. "Ich halte den Antrag und das Narrativ für den größten Schaden für die Innenstadt", sagt Hader. Sein Argument: "Es entsteht der Eindruck, dass der Verkehr zur Innenstadt abgeschnitten ist", gibt Hader zu bedenken. "Das lässt die Menschen dann erst recht denken: Die Innenstadt ist schwer zu erreichen."
Also, ich mag diese grüne Stadtpolitik mal überhaupt nicht, was ich auch immer wieder betonen möchte. Allerdings find ich es schon lustig, dass an der nördlichen Promenade Autofahrer 20 x um die paar Parkplätze kreisen, wo in einer Entfernung von 10 Minuten Fußweg in der (leider sehr teuren) Tiefgarage Georgendamm hunderte freie Plätze zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es an den beiden P&R-Plätzen am Heinrichsdamm und an der Kronacher Straße KOSTENLOSE Parkmöglichkeiten inclusive eines kostenlosen Busshuttle zum ZOB und zurück, das Ganze bis zu 5 Personen.
Ansonsten kann sich das Grüne Bamberg seine Innenstadt von mir aus an den imaginären Hut stecken. Da bringen mich keine 10 Pferde ohne Not mit meinem Auto rein; insofern brauch ich auch die Kettenbrücke zur Durchfahrt nicht und auch nicht die Umleitung über den Heinrichsdamm. Die Leidtragenden sind die körperlich eingeschränkten Seniorinnen und Senioren wenn sie in der Innenstadt einen Arzttermin haben. Ansonsten überlasst der vernünftige Bürger die Bamberger Innenstadt doch klugerweise den Studenten (m/w/d) der Uni Bamberg. Es ist vergleichsweise so schön ruhig im Bamberger Umland, wer braucht da bitteschön noch Bamberg, so schön wie´s auch mal dort war ? Tut mir arg weh, sowas zu schreiben, aber wenn ich im Stau stehen will, fahr ich in die Großstädte, wo Klebe-Aktivisten mich am Weiterkommen hindern; aus Bamberg kann man freiwillig draußen bleiben, und das funktioniert stress- und kostenfrei.
Zitat: "... Da bringen mich keine 10 Pferde ohne Not mit meinem Auto rein..."
Jeder aus dem Umland der mit seinem Auto aus der Innenstadt weg bleibt macht keinen Krach, Abgase, Dreck und sonstigen Ärger, also alles gut 
ja, und das ist gut so!!!
nun mal ehrlich und nüchtern betrachtet. so eine überragende rolle für den autoverkehr kommt der kettenbrücke beileibe nicht zu. man muss sich nur mal den umgriff anschauen, königstrasse - einbahnstrasse, heinrichsdamm - kein grosser strassenquerschnitt, promenade-zufahrt gesperrt, über fussgängerzone so wie so keine zufahrt. also viel geschrei um nichts. das sollte sich mal einige gedanken um und über das wesentliche machen.
Dann wäre es doch endlich mal an der Zeit, dass das Stadtmarketing einfach auf die Situation reagiert und ein Konzept für die Geschäftsleute entwickelt.
Bis auf Bier-, Wein- und Zauberfeste kommt doch relativ wenig aus der Königstraße.
Ich kann der Darstellung von Herrn Hader uneingeschränkt zustimmen.
Die Innenstadt wird durch die Sperrung der Kettenbrücke keineswegs vom Straßenverkehr abgeschnitten.
Stattdessen entsteht durch die Reduzierung des Verkehrsaufkommens im Bereich der Brücke ein Platz, der zum gemütlichen Verweilen einlädt.
Und genau das verschafft der Innenstadt und dem dortigen Einzelhandel mehr Attraktivität als die vermeintlich bessere Erreichbarkeit mit dem Auto.
Wir werden in den Sommermonaten erleben, dass dieses Modell nur Vorteile mit sich bringt.