Bamberg ermöglicht Zugang zu besonderer Prachthandschrift

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Viele verfolgten am Samstagabend den feierlichen Akt im Dom: Erzbischof Ludwig Schick bekam das erste originalgetreue Faksimile des Bamberger Psalter.

Möglichen Kritikern am Ort der feierlichen Übergabe des kostspieligen Faksimiles nahm Domkapitular Norbert Jung gleich den Wind aus den Segeln. "Der Bamberger Dom ist keine Kunst- und Markthalle", sagte der Summus Custos des Doms zu Beginn der äußerst gut besuchten Feierstunde.

Dass diese in der Kathedrale stattfinde, sei nichts anderes als "ein Zeichen der Wertschätzung für das Wort Gottes und das Gebet", betonte Jung. Seit Jahrhunderten werde das Psalmgebet im Dom gepflegt: Die Tagzeitenliturgie, deren Bedeutung auch das Zweite Vatikanische Konzil hervorgehoben habe. Und schließlich sei der "Bamberger Psalter" lange im Dom verwahrt worden.

Diesen einleitenden Worten gemäß bot auch die Domschola unter der Leitung von Domkapellmeister Werner Pees vertonte Psalmen. Antiphonen und Vesperhymnus in der Fastenzeit gliederten stimmungsvoll den Festakt.

"Es geht mir zu Herzen", sagte denn auch Erzbischof Ludwig Schick und meinte damit ebenso die ehrenvolle Annahme des ersten originalgetreuen Faksimiles des "Bamberger Psalter", eine Prachthandschrift aus dem Jahr 1230, die in der Staatsbibliothek Bamberg verwahrt wird.

Für einen Zugang

Mit dem Faksimile sei es möglich, einen Zugang zum Psalter zu bekommen, der aus Schutzgründen nicht im Original betrachtet werden könne. Das Faksimile leiste nun einen Beitrag für die Zukunft, "das Wahre, Schöne und Gute nicht zu verlieren". Nur das könne "unsere Humanität bewahren", erklärte der Erzbischof.

Als Schirmherr des Faksimile-Projektes aus dem Schweizer Quaternio-Verlag bekam der Bamberger Oberhirte die Nummer eins von insgesamt 280 Exemplaren überreicht.

Verlagschef Gunter Tampe tat dies nicht, ohne zuvor seinem engagierten Team für die herausfordernde Arbeit zu danken.

Besonders die weltweit einmalige Reproduktion des Hornplatteneinbandes mit den punzierten Silberleisten sei eine besondere Aufgabe gewesen.

Tampe dankte gerade auch dem Fotografen der Staatsbibliothek, Gerald Raab, für die digitalen Daten aus dem "Bamberger Psalter": "Ohne ihn hätten wir es nicht schaffen können", lobte der Verlagsleiter.

Bettina Wagner, Direktorin der Staatsbibliothek, führte in die Sonderausstellung "In strahlendem Glanz" ein, die anlässlich der Faksimile-Überreichung in ihrem Haus bis zum 15. Juni 2019 gezeigt wird. Wagner gab einen Überblick über die präsentierten Psalter-Handschriften aus sechs Jahrhunderten - Codices des 9. bis 15. Jahrhunderts -, die die lebendige Tradition der Psalmen widerspiegeln. Von einem modernen Beispiel konnten sich die Festbesucher gleich selbst überzeugen: Im Westchor des Domes hängt ein zeitgenössisches Fastentuch zum 90. Psalm. Natürlich kann in der Ausstellung auch das Faksimile mit den goldstrahlenden Miniaturen und Initialen bewundert werden

Dem Herausgeber des wissenschaftlichen Kommentarbandes zum Faksimile, Professor David Ganz, oblag es, die Festansprache zu halten. Der Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte des Mittelalters an der Universität Zürich entfaltete die Historie des "Bamberger Psalter", soweit diese bekannt ist. Man wisse nicht genau, wann dieses etwa um 1230 in Regensburg entstandene "Schatzbuch" nach Bamberg gelangt sei.

Professor Ganz ging auf die wohl erste Besitzerin des Psalters ein, für die es einen Hinweis in der Handschrift selbst gebe: "Es spricht viel dafür, dass die Erstbesitzerin Agnes Gräfin von Raabs war, Mutter des Grafen Gebhard von Hirschberg aus dem Hochstift Eichstätt."

Fast nur adelige Damen

Überhaupt gäben hochmittelalterliche Zeugnisse des 13. Jahrhunderts eine Fülle an Hinweisen darauf, dass nahezu ausnahmslos adelige Frauen die in Mode gekommenen Psalterien gebrauchten: "Ungleich häufiger als die Männer in ihren Familien waren sie in der Lage zu lesen", wusste Professor Ganz.

Christliche Theologen hätten den Psalter als die wichtigste Christusprophetie des Alten Testamentes ausgelegt, nicht zuletzt wegen der Bilder aus dem Leben Christi, mit denen die Prachtpsalterien ausgestattet worden seien. So auch der "Bamberger Psalter". Bamberg sei zwar nicht Teil der Entstehungsgeschichte, aber Teil der Objektgeschichte dieses Buches, und dies wahrscheinlich schon seit dem 14. oder 15. Jahrhundert, wie ein Verzeichnis des Domschatzes von 1430/31 ausweise.

Was macht nun Erzbischof Schick mit seinem kostbaren Faksimile? Wird er es auf seinen Nachtisch legen? Unsere Zeitung fragte ihn einfach. "Ich nehme es erst einmal mit nach Hause zum Betrachten", antwortete der Erzbischof. Und dann werde er es ins Diözesanmuseum geben, damit es die Öffentlichkeit zu sehen bekäme.