Bamberg denkt über Kauf eines "Poeten" nach

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Diesen Bick auf den Plensa-Poeten vor der Bamberger Altstadt-Kulisse hat man vom Studentenwohnheim an den Oberen Mühlen. Der Ankauf dieser Skulptur ist im Gespräch. Foto: Werner Englisch
Diesen Bick auf den Plensa-Poeten   vor der Bamberger Altstadt-Kulisse hat man vom Studentenwohnheim an den Oberen Mühlen. Der Ankauf dieser  Skulptur  ist im Gespräch.  Foto: Werner Englisch
So wirkt Plensas Werk an der Oberen Mühlbrücke bei Nacht. . .
So wirkt Plensas Werk an der Oberen Mühlbrücke bei Nacht. . .
 
. . . und in der Dämmerung. Fotos: Ronald Rinklef
. . . und in der Dämmerung. Fotos: Ronald Rinklef
 

Aus jeder der bisherigen Großplastiken-Ausstellung blieb ein Kunstwerk in der Welterbestadt. Jetzt gibt es erste Bemühungen für den Ankauf eines der acht Poeten von Jaume Plensa.

Der Favorit von Bernd Goldmann steht an der Oberen Mühlbrücke.
Warum er gerade diesen der "eight poets in bamberg" gern behalten würde, erklärt Kunstkenner und Kunstfreund Goldmann so: "Es war die erste Stelle, auf die sich Jaume Plensa festgelegt hat" - damals, im Januar 2012, als er selbst mit dem spanischen Bildhauer auf der Suche nach möglichen Standorten durch die Welterbestadt lief.
Die Skulptur schaut in Richtung Hain. Doch Plensas Idee war eine andere, sagt Goldmann: Sein Poet solle dort quasi den Blick auf die Ursprünge der Regnitz richten.

Gar nicht weit weg von den Oberen Mühlen, in der Stephanskirche, macht sich in einer Woche der Lionsclub Bamberg-Michelsberg für eine Anschubfinanzierung zum Ankauf eines Plensa-Kunstwerks stark.
Er widmet seinen 5. Michelsberger Advent am 8.
Dezember diesmal moderner Kunst, eine Idee von Ilona Brückner, der "Activity-Beauftragten".
In den zurückliegenden vier Jahren flossen die Einnahmen aus der Benefizveranstaltung - insgesamt 33 000 Euro - vornehmlich in den Erhalt historischer Kulturgüter wie die Krippe der Oberen Pfarre. Heuer möchte der Club dazu beitragen, dass der Bamberger Skulpturenweg wächst.

Mehr als eine Anschubfinanzierung wären die Einnahmen von vielleicht 10 000 Euro nicht. Aber vielleicht die Initialzündung; das erhofft man sich jedenfalls im Rathaus.
Denn die Stadt Bamberg ist zwar Veranstalterin der aktuellen Großplastikenschau, wird für einen Ankauf jedoch kein Geld haben. Daran ließ Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar auf Anfrage keine Zweifel.
Über logistische Unterstützung hinaus wie das Einrichten eines Spendenkontos werde die Kommune angesichts der Haushaltslage wenig beitragen können.

Um die 250 000 Euro bewegt sich laut Goldmann der Preis für einen der Poeten. Er äußert sich vorsichtig optimistisch zu einem Ankauf, auch wenn er ihn sich wünschen würde: "Noch ist nicht klar, ob das Geld zusammen kommen wird." Es gibt aber offenbar Signale von verschiedenen Stiftungen und potenziellen Sponsoren, die Goldmann wie auch Siebenhaar zuversichtlich stimmen.

Auch die Joseph-Stiftung als Eigentümerin der Oberen Mühlen kann sich wohl vorstellen, etwas beizusteuern, wenn es um den Verbleib des Kunstwerkes vor ihrem Restaurant "Eckerts" geht.
"Wir kommen nicht als Erwerber in Frage", betont deren Sprecher Bernhard Schneider. Das würde den Statuten des kirchlichen Wohnungsbau-Unternehmens widersprechen. Denkbar sei, dass die Joseph-Stiftung die Stromversorgung der von innen leuchtenden Skulptur übernimmt. Das letzte Wort habe der Stiftungsrat.

Sicher scheint, dass der Förderverein Freunde des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia nicht - mehr - zu den Geldgebern zählen wird. Der amtierende Vorstand mit Fiona Freifrau von Colberg an der Spitze sieht seine Hauptaufgabe "grundsätzlich in der Förderung der Stipendiaten", die auf Zeit im Künstlerhaus leben und arbeiten.
Dem Verein gehören drei der Kunstwerke am Skulpturenweg: der Mitoraj-Kopf (Jahr 2000) an der Unteren Brücke, die Avramidis-Figur (1999) am Pfahlplätzchen und der Luginbühl-Anker (2002) am Schiffbauplatz. Man hat sie quasi von früheren Vereins-Vorständen geerbt.
Die Ankäufe rühren aus der Ära von Bernd Goldmann als Gründungs-Direktor des Internationalen Künstlerhauses her. Er hatte die Idee und Kontakte für die Großskulpturenschauen in der alten Stadt. Diesmal ist er "nur" deren Organisator und im Auftrag der Stadt tätig geworden.

Was ihn zuversichtlich stimmt ist, dass die Bamberger schon sehr viel höhere Summen als 250 000 Euro für moderne Kunst gesammelt haben. Die "Frau mit Frucht", die seit 1998 den Heumarkt schmückt, erinnert an die allererste Großplastikenschau mit Arbeiten des Kolumbianers Fernando Botero im Jahr 1997.

Sie kostete mehr als eine Million D-Mark. Zwei Großsponsoren und viele Bürger mit kleineren Spenden hatten den Ankauf ermöglicht.

Inzwischen besteht der Skulpturenweg aus elf Werken, wenn man das kürzlich eingeweihte "Drehhorn" von Liesel Metten vor der Uni-Teilbibliothek am Burgershof dazu zählt. Goldmann wüsste keine deutsche Stadt, die "so etwas” zu bieten hat - Arbeiten lebender Künstler von internationalem Rangs in historischer Umgebung.