Bamberg: Autoposer-Irrsinn - junge Familie flieht am Wochenende regelmäßig aus Stadt
Autor: Ralf Welz
Bamberg, Freitag, 16. Juli 2021
Eine junge Familie aus Bamberg leidet extrem unter dem Lärm der Autoposer. Das Wochenende verbringt die Familie meist auswärts. Nun wollen die genervten Anwohner ganz aus Bamberg wegziehen.
- Lärmbelästigung durch Autoposer in Bambergs Innenstadt
- Genervte Anwohner wollen Bamberg den Rücken kehren
- Knallende Auspuffe reißen junge Familie regelmäßig aus dem Schlaf
- Vater berichtet von Einschlafproblemen seiner Tochter (2)
- Kritik an Stadt: "Wurden nicht ernst genommen"
Autoposer sorgen in Bamberg immer wieder für Ärger. Mit ihren getunten, PS-starken und vor allem lauten Fahrzeugen stellen sie für Anwohnende eine immense Belastung dar. Ein Anlieger aus der Kapuzinerstraße schildert inFranken sein Leid: Die knallenden Auspuffe stören den Schlaf seiner zweijährigen Tochter, sagt der 40-Jährige. Wegen der "Dauerbeschallung" verlässt die Familie am Wochenende meist die Stadt. Inzwischen plant die Familie sogar, Bamberg ganz den Rücken zu kehren.
Lärm in Bamberg: Zweijährige Tochter "wacht auf und weint"
Die Nachtruhe endet für die junge Familie aus der Kapuzinerstraße bisweilen jäh. "Ich schrecke oft auf, wenn diese Autotuner mit ihren knallenden Auspuffen vorbeifahren. Dann reißt es mich wirklich aus dem Schlaf", berichtet der leidgeprüfte Bamberger, der namentlich nicht genannt werden will. "Diese Kanonenschläge auf der Straße sind extreme Lärmbelastung. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Das hallt wirklich extrem." Seine zweijährige Tochter habe deshalb Einschlafprobleme. Doch damit nicht genug: "Sie wacht auch auf und weint dann."
An manchen Wochenenden gehe es mit dem Lärm um 19 Uhr los, teilweise auch schon am Nachmittag. "Die drehen dann mit ihren Spezialfahrzeugen ihre Runden. Und das geht dann bis 4 Uhr früh." Mitunter seien nachts "im Fünf- bis Zehn-Minuten-Takt" Knallgeräusche zu hören. Dies stelle vor allem im Sommer ein Problem dar. "Wir haben keine Klimaanlage. Das ist in unserem Altbau auch bautechnisch gar nicht möglich. Deshalb müssen wir lüften. Und wir haben dann wirklich Probleme zu schlafen." Selbst die Schallschutzfenster zur Straßenseite hin könnten gegen die Autoposer nichts ausrichten.
Den Nachbarn geht es ähnlich. "Viele klagen darüber, dass sie nachts nicht mehr schlafen können." Den Samstag und Sonntag verbringt die Familie aufgrund der Lärmbelästigung häufig bei Verwandten. "Wir verlassen am Wochenende meistens die Stadt, weil das hier eine Dauerbeschallung ist."
"Rapide zugenommen": Autoposer aus Forchheim und Haßfurt in Bamberger Innenstadt
Die Autoposer nimmt der 40-Jährige "so extrem" erst seit den letzten zwei Jahren wahr. Das Phänomen habe "rapide zugenommen". Eine mögliche Ursache für ihn: die Corona-Krise. "Ich glaube, die Pandemie hat das Ganze noch einmal verstärkt." Bei den Fahrern, die ihren Motor so stark aufheulen lassen, handele es sich "definitiv" um Mitglieder aus der Tuning-Szene. Die Autos kämen sowohl aus der Stadt als auch von auswärts. "Das ist ganz unterschiedlich. Die haben Bamberger Kennzeichen, Forchheimer Kennzeichen oder kommen aus Haßfurt. Das ist wirklich der ganze Umkreis."
Besonders dreist: "Hier ist ja eigentlich Tempo 30. Aber diese Strecke wird halt wirklich zum Beschleunigen genutzt. In Richtung Löwenbrücke werde dann "richtig Gas" gegeben. Die Lärm- und Geschwindigkeitsüberschreitungen in der Kapuzinerstraße seien inzwischen die Regel, berichtet der Familienvater. Die beiden Ampeln dort seien "Ausgangspunkt für Starts wie bei Autorennen".