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Bamberg: Archäologen machen geheimnisvollen Fund im Dom - "bislang auf keiner Karte"


Autor: Ralf Welz

Bamberg, Donnerstag, 22. Juni 2023

Eine archäologische Untersuchung mit einem neuen Bodenradar hat im Bamberger Dom eine spannende Entdeckung hervorgebracht. "Unsere Daten zeigen Gegebenheiten, die bislang auf keiner Karte enthalten sind", erklärt Expertin Wieke de Neef.
Im Bamberger Dom und auf dem Domplatz suchten Forscher mit einem modernen Bodenradar nach historischen Spuren. "Es hat sich auf jeden Fall gelohnt", konstatiert Prof. Dr. Wieke de Neef von der Universität Bamberg.


  • Bamberger Dom: Archäologische Untersuchung mit neuartigem Bodenradar erfolgreich
  • "Hat sich gelohnt": Forscher stoßen auf unbekannte mittelalterliche Gebäudereste
  • Expertin überzeugt: Dom und Alte Hofhaltung waren ursprünglich miteinander verbunden
  • "Bislang auf keiner Karte enthalten": Archäologen finden Hinweise auf frühere Architektur

Eine archäologische Untersuchung rund um den Bamberger Dom hat gleich mehrere spannende Funde ans Licht gebracht. Unter Verwendung eines neu entwickelten Radar-Systems begab sich ein Forschungsteam der Otto-Friedrich-Universität Bamberg in der vergangenen Woche vor Ort auf die historische Spurensuche. In Zusammenarbeit mit der Berliner Fachfirma "Eastern Atlas" wurde Ausschau nach im Untergrund verborgenen Überresten mittelalterlicher Gebäude gehalten. 

Bamberg: Archäologen erforschen Untergrund - "Dom und Alte Hofhaltung ursprünglich miteinander verbunden"

Nun stehen die ersten Ergebnisse der bis dato einzigartigen Aktion am Wahrzeichen Bambergs fest. "Es hat sich auf jeden Fall gelohnt", berichtet Wieke de Neef inFranken.de. Laut der Leiterin des Lehrstuhls für Geophysikalische Prospektion und Dokumentation in der Archäologie und Bauforschung der Uni Bamberg gibt es gleich mehrere interessante Aspekte zu vermelden. Eine fulminante Entdeckung bezieht sich dabei auf die einstigen Gebäudestandorte auf dem Domplatz. "Dom und Alte Hofhaltung waren ursprünglich miteinander verbunden", erklärt de Neef. Die kleine Straße, die sich heute zwischen den beiden Bauten erstreckt, hat es zu Zeiten des sogenannten Heinrichsdoms nicht gegeben.

Der Bamberger Dom in seiner heutigen Form ist bereits die dritte Version der Kathedrale. Geweiht wurde er 1236. Sein Vorgängerbau, der sogenannte Heinrichsdom, wurde wohl schon im Jahr 1002 vom damals frisch gekrönten Kaiser Heinrich II. in Auftrag gegeben. Auf dem Areal gab es zudem einst eine kleine achteckige Kapelle, die St.-Andreas-Kapelle. "Die Kapelle und Verbindung wurden abgerissen, aber ein Teil von der Kapelle ist in der Außenmauer der Hofhaltung erhalten", erläutert die Archäologin. "In unsere Daten sehen wir tatsächlich die Verbindungsmauern zwischen Dom und Hofhaltung. Teile des Fundaments der Kapelle sind demnach ebenfalls wahrzunehmen.

"Entlang des Doms sind außerdem noch einige rechteckige Strukturen zu erkennen, die wir noch nicht ganz verstehen, die aber zu Anbauten gehören können." Auf dem restlichen Areal des untersuchten Domplatzbereichs traten der Expertin zufolge vergleichsweise wenige Funde zutage. "Aber auch dort gibt es Hinweise auf Gebäudereste", hält de Neef fest. Entdeckt wurden überdies Architekturüberbleibsel, die nicht die gleiche Ausrichtung wie die Alte Hofhaltung haben, "sondern schräger" liegen. 

"Bislang nicht bekannt: Neuartiges Bodenradar findet im Dom Spuren mittelalterlicher Gebäudereste

Mit einer Handvariante des modernen Bodenradargeräts wurde schließlich auch das Innere des Bamberger Doms einer eingehenden Untersuchung unterzogen. "Wir haben in den nördlichen und südlichen Seitenschiffen gemessen", berichtet die Professorin. "Unsere Frage war: Gibt es hier Hinweise auf den Vorgängerdom?" Das Forschungsteam der Bamberg Uni habe auf dem Radardisplay zunächst "ganz viele Reflektoren" gesehen. Doch statt der erhofften bahnbrechenden Indizien auf mittelalterliches Gemäuer war die Ursache äußerst banaler Natur.

"Die Reflektoren stammten von der Fußbodenheizung, die im Dom eingebaut wurde", sagt de Neef. Eine Karte mit der Heizung wurde ihr zufolge 1992 erstellt. "Dann wurde es aber interessant." Die Expertin spricht von möglicherweise "völlig neuen Erkenntnissen" über den Untergrund der Kathedrale. "Unsere Daten zeigen Gegebenheiten, die bislang auf keiner Karte enthalten sind", betont sie. Trotz der großen Zerstörung des Doms gebe es gleich ein paar Hinweise auf frühere Architektur. "Nahe dem heutigen Eingang für Rollstuhlfahrer gab es früher eine schräge, diagonale Mauer. Die war uns bislang noch nicht bekannt. Sie hat auch eine andere Ausrichtung als der restliche Dom."

De Neefs Kollegin Cornelia Lohwasser vom Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto-Friedrich-Universität vermutet, dass es sich bei dem Gestein möglicherweise um eine einstige Verbindungsmauer zwischen Kloster und Dom handelt. Gesichert sei diese Annahme gleichwohl noch nicht. "Im nördlichen Seitenschiff gab es außerdem schwache Hinweise auf Mauerreste - auf Höhe des jetzigen Eingangbereichs des Doms", konstatiert de Neef. "Das Spannende ist hier, dass die möglichen Mauern gar nicht zum bisherigen Bild passen." Auch auf der Karte zur Fußbodenheizung fehlt die Information demzufolge.

Untersuchung erfolgreich - "Neue Ideen, wie es vielleicht unter dem Dom aussehen könnte"

Laut der Archäologin erfolgte die Auswertung der archäologischen Untersuchung am Bamberger Dom, der Kürze der Zeit geschuldet, bislang nur rudimentär. "Da gibt es noch viele offene Fragen. Vieles muss noch weiter erforscht werden." Gelohnt habe sich der Einsatz des neuartigen Radars nichtsdestotrotz jetzt schon, hält de Neef merklich zufrieden fest. "Dadurch bekommen wir neue Ideen, wie es vielleicht unter dem Dom aussehen könnte."

In der Neuen Residenz in Bamberg fanden indessen im Innenhof unlängst archäologische Ausgrabungen statt, deren Ergebnisse sogar die Fachleute überraschen. Auch unweit von Iphofen (Kreis Kitzingen) glückte Archäologen eine fulminante Entdeckung. Bei einer Grabung stießen sie auf Fundstücke, die auf einen ganz besonderen Ort hinweisen. 

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