Autofahrer wundern sich, weil sie am Luitpoldeck längere Zeit bei Rot warten müssen. Manch einer vermutet eine Störung, wird ungeduldig und fährt.
Um halb neun Uhr morgens ist die Rush-Hour in
Bamberg eigentlich schon vorbei. Der Verkehr dürfte also problemlos fließen. Auch durch die Luitpoldstraße. Doch hat sich am Mittwoch ein für diese Uhrzeit ungewöhnlich langer Stau am Luitpoldeck gebildet. Nichts ging mehr für einige Minuten an einer der wichtigsten Kreuzungen in Bamberg. Die Ampel blieb stur auf Rot stehen. Das wurde manchem schon nach kurzer Weile zu dumm. So fuhr der ein oder andere behutsam über die Kreuzung - trotz des Rotlichts. Und auch die Fußgänger wagten sich über Rot.
Was war mit der Ampel auf der Achse zwischen Bahnhof und Stadtmitte los? Verkehrsingenieur Alfred Friedrich vom Stadtplanungsamt, als Experte besser bekannt unter dem Namen "Ampel"-Friedrich, klärt nach einem Blick in die Protokollierung des Verkehrsrechners auf, dass keine Störung vorlag. "Die Feuerwehr hat sich zu der Zeit auf das Programm geschaltet", erklärt Friedrich.
Denn, was viele nicht wissen: Einige Ampeln in Bamberg sind mit einem Sonderprogramm "Feuerwehrdurchfahrt" (Feudu) ausgestattet. Je nach Bedarf wird bei einem Einsatz das automatische Programm der Lichtzeichensignalanlagen durch "Feudu" ersetzt. Das war auch am Mittwochmorgen der Fall.
Essenziell für die Feuerwehr
Die Feuerwehr kann von der Hauptwache am Margaretendamm beginnend, Ampeln für eine bestimmte Strecke, die sie für den schnellen Einsatz befahren muss, auf Grün schalten. Zeitgleich bekommen alle Nebenstraßen Rotlicht und müssen warten. Laut Stadtbrandrat Matthias Moyano sei das Sonderprogramm für die Feuerwehr essenziell. "Wir haben die Hilfsfrist von zehn Minuten einzuhalten." Die freie Fahrt sei gerade im dichten Verkehr der Innenstadt unerlässlich: Denn weit mehr als 50 Prozent aller Einsätze würden über die Königstraße angefahren. Ohne das Sonderprogramm müsse sich die Feuerwehr zu Stoßzeiten durch den Stau zwischen Löwenbrücke und Luitpoldeck kämpfen: "Wir würden vier Minuten verlieren", ist sich Moyano sicher.
Je nach Ziel nimmt die Feuerwehr den Weg von der Zentrale am Margaretendamm über die Löwenbrücke, Untere Königstraße, dem Luitpoldeck zum Bahnhof, in den Bamberger Süden, über den Schönleinsplatz Richtung Berggebiet oder zum Holzmarkt. Die Ampeln auf dem Weg können nach Bedarf geschaltet werden.
Seit 1995 in Betrieb
Das Programm "Feudu" ist 1995 in Bamberg in Betrieb gegangen. Auch entlang der Memmelsdorfer Straße Richtung Berliner Ring sind Signalanlagen mit dem Sonderprogramm ausgestattet. Hat die Feuerwehr eine Ampel passiert, wird dies laut Moyano der Hauptwache durchgegeben. Das Sonderprogramm wird beendet.
Da die meisten Ampeln miteinander synchronisiert sind, könne es durchaus sein, dass die Grünphase nach Beendigung des Sonderprogramms noch kurz auf sich warten lässt, erklärt Alfred Friedrich. Manch einem wird die gefühlte Wartezeit schnell zu lang, wie am Mittwoch, als Autofahrer irregulär zugefahren sind: Dabei zeigte die Ampel laut Friedrich gerade mal vier bis fünf Minuten Rot.
Die Polizei rät bei einer offenkundigen Störung im Übrigen nicht über die Kreuzung zu fahren, sondern zu warten und die 110 zu wählen.
Für mich wäre das eher ein Missbrauch des Notrufs, wenn dann plötzlich mehrere Autofahrer den Notruf wählen, nur weil sie mal länger an der Ampel stehen. Gibts denn auch einen Ratschlag, wie lange man aushalten und warten muss? Und gibt es an anchen Ampeln nicht auch eine Vorrangschaltung, wenn sich ein Stadtbus nähert?