Nach dem Bürgerentscheid kämpft die Stadt um das Ausbildungszentrum der Handwerkskammer. Droht nun der Verlust dieser Einrichtung?
Es ist ein schweres Dilemma, in das sich Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) nach dem für ihn negativen Ausgang des Bürgerentscheids gestürzt sieht. Weil mit dem klaren Sieg der Bürgerinitiative der Bebauungsplan 429 gestoppt ist, muss sich das Stadtoberhaupt nach einer Alternative für das geplante Ausbildungszentrum der Handwerkskammer umsehen. Das ist keine Kleinigkeit.
Bis zum 18. November, dem Tag des Bürgerentscheids in Bamberg, war die Fläche der ehemaligen Munitionsanstalt Ecke Berliner Ring/Geisfelder Straße für den Neubau der Handwerkskammer gesetzt. Man muss wissen: Die Schulungseinrichtung mit angeschlossenem Internat braucht vergleichsweise viel Fläche - vier Hektar. Auf dem Munagelände gleich neben der Stadtautobahn schien sie vorhanden.
Nun also beginnt die Suche von neuem. Starke fahndet derzeit nach Alternativen an der Ohmstraße neben dem Straßenverkehrsaufsichtsamt und in der Lagardekaserne. Doch weil beide Möglichkeiten sowohl vom Platzangebot als auch vom Nutzungskonzept nicht optimal scheinen, geht im Rathaus die Angst um, dass das Ausbildungszentrum doch nicht in Bamberg gebaut wird.
Nach Informationen aus der Stadtverwaltung bemühen sich bereits Lichtenfels und Coburg, den ursprünglichen Favoriten doch noch auszustechen. "Für den Wirtschaftsstandort mit der großen Zahl an Handwerksbetrieben wäre das ein herber Verlust" sagt Starke. Nach seinen Informationen soll die Standortentscheidung bis Ende des Jahres getroffen werden.
Auch der Stadtrat hat das Thema Ausbildungszentrum der Handwerkskammer ganz vorne auf die Agenda gesetzt. Einstimmig sprach er sich am Mittwoch dafür aus, schnellstmöglich einen Standortvorschlag zu entwickeln. Gleichzeitig bekräftigte das Gremium den Plan, die Fläche der Muna zu erwerben. Dafür sollen unverzüglich Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben aufgenommen werden.
Die beiden Beschlüsse wurden getroffen, nicht ohne eine Standortbestimmung nach dem Bürgerentscheid vorzunehmen. CSU-Vorsitzender Helmut Müller warf der Verwaltung vor, die Bürger mit dem Bebauungsplan nicht überzeugt zu haben. Nun gelte es einen Dialogprozess ohne Denkverbote aufzunehmen und die Gräben im Bamberger Osten zuzuschütten. An den Zielen des abgelehnten Bebauungsplans hält die CSU aber fest, dem GroKo-Partner SPD, der sich zwischenzeitlich für eine Wohnnutzung ausgesprochen hat, will die CSU offenbar nicht folgen: "Für uns gilt auch am Montag und am Dienstag noch, was wir am Sonntag vertreten haben."
SPD-Vorsitzender Klaus Stieringer nutzte die Gelegenheit, die Idee eines Wohngebiets auf der Muna-Fläche zu verteidigen. Jetzt wie die CSU auf den abgelehnten Gewerbezielen zu bestehen, würde genaugenommen auf jahrelangen Stillstand hinauslaufen. "Wir würden diese Abstimmung auch in zwei, vier oder sechs Jahren verlieren", sagte Stieringer. Zudem wolle man als Vertreter der Bürgerschaft nicht gegen den erklärten Willen der Bürger handeln. Die SPD habe für ihren Vorschlag, die versiegelten Muna-Flächen zum Wohngelände umzuwandeln, viel Zustimmung erhalten.
Bamberg war schon immer eine "Schulstadt", da würde ihr eine neues Ausbildungszentrum für das Handwerk gut zu Gesicht stehen. Wenn man sich den alten Flächennutzungsplan anschaut, war bereits eine Sonderfläche "Schule" vorgesehen, allerdings steht jetzt dort ein nagelneues Autohaus mit einer Autowüste darum herum. Das wäre genau der richtige Platz gewesen, vielleicht hätte die Montessorischule hier auch noch eine neue Heimat gefunden, die hat sie jetzt in Hallstadt. Bestimmt hat ein Bürgermeister aus dem Bamberger Umland auch noch ein Plätzchen für die Handwerkskammer.
Weil die Handwerkskammer mit ihrem Ausbildungszentrum auf dem Muna Gelände so mega Gewerbesteuern gebracht hätte
Bamberg hat keine "Stadtautobahn". Eine Stadtautobahn ist in der Regel kreuzungs- bzw. ampelfrei ausgebaut. Was Bamberg hat, ist eine ganz normale mehrstreifige Straße, wie es sie so ziemlich überall gibt. In Coburg gibt es zum Beispiel eine Stadtautobahn.
Was ist wenn die HWK ihren Neubau auf dem Muna-Gelände genehmigt bekommen würde, würde sie dann zusätzlich ihr bestehendes Ausbildungszentrum in der Hertzstraße weiter erhalten? Macht es Sinn ein Internat an zwei Hauptverkehrsstrassen bauen zu wollen, ohne gute Verbindung über Infrastruktur wie Bus und dergleichen?
Herr Müller macht es sich etwas zu leicht, wenn er der Verwaltung die Schuld für den haushoch verlorenen Bürgerentscheid zuschiebt. Denn die Verwaltung vollzieht nur das, was die Politik ihr vorgibt. Wenn aber die CSU aus dem Bürgerentscheid nichts lernt und weiterhin auf großflächigem Gewerbe auf der Muna setzt, ist sie drauf und dran, sich selbst abzuschaffen. Schade wär's...