Aus der Fußgängerzone in Bamberger Gärten

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Michael Bosch nennt gleich zwei der ehemaligen Fußgängerzonen-Leuchten sein eigen. Foto: Matthias Hoch
Michael Bosch nennt gleich zwei der ehemaligen Fußgängerzonen-Leuchten sein eigen. Foto: Matthias Hoch
Im Schnee findet Familie Schmidt ihre Lampe am schönsten. Foto: privat
Im Schnee findet Familie Schmidt ihre Lampe am schönsten. Foto: privat
 
Blau, rot oder grün: Je nach Stimmung lässt Robert Mirwald sein Exemplar leuchten.Foto: privat
Blau, rot oder grün: Je nach Stimmung lässt Robert Mirwald sein Exemplar leuchten.Foto: privat
 
Robert Mirwald freut sich über die Winkler-Leuchte in seinem Garten. Foto: Matthias Hoch
Robert Mirwald freut sich über die Winkler-Leuchte in seinem Garten. Foto: Matthias Hoch
 
 
Im Garten von Gundi und Ernst Schmidt ist die Leuchte von vielen Kunstobjekten umgeben. Foto: Matthias Hoch
Im Garten von Gundi und Ernst Schmidt ist die Leuchte von vielen Kunstobjekten umgeben. Foto: Matthias Hoch
 

Nach 38 Jahren in der Fußgängerzone erleben mehrere ausrangierte Leuchten eine Renaissance in Privatbesitz.

"Jeder, der kommt, sagt, da sei sie schöner als in der Stadt." Die Reaktionen seiner Besucher bestärken Robert Mirwald. Er ist stolzer Besitzer einer 1970er-Jahre-Leuchte aus der Fußgängerzone.

Seit Ende Mai steht sie in seinem Garten in der Heiliggrabstraße und heimst jede Menge Lob und Anerkennung ein. Freunde und Bekannte seien ausgesprochen interessiert, die Lampe bei ihm zu erleben, sagt der Bamberger.

Ähnliches berichten Gundi und Ernst Schmidt aus der Dr.-Hans-Ehard-Straße. Auch sie sind freuen sich über ihre (nach dem Gestalter der Fußgängerzone benannte) "Winkler-Leuchte". Auch bei ihnen wird sie von Gästen anscheinend ausnahmslos bewundert.

Was umso erstaunlicher zu sein scheint, als die Kandelaber von vielen Bambergern kritisiert und abgelehnt worden sind, als sie noch in der Stadtmitte standen. Mirwald wie Schmidts sagen, sie hätten ihnen schon immer gut gefallen.


Deshalb waren sie dabei, als die Stadtwerke GmbH im Mai 2015 die Leuchten versteigert haben.


Ein Stück kürzer

In der neuen Umgebung wirken sie aber auch ganz anders als früher in der Innenstadt - freundlicher, nahbarer. Ob es am vielen Grün drumherum liegt? Oder an den veränderten Proportionen? Mirwald und Schmidt haben sie um jeweils um 50 Zentimeter kürzer gemacht.

Mirwald rückte seinem Exemplar darüber hinaus gründlich mit Wurzelbürste und "Meister Propper" zu Leibe. Mehr noch: Der Kfz-Meister und Fahrschul-Inhaber hat hinter dem Haus extra eine Terrasse samt Sitzplatz geschaffen und eine Stromleitung zum ausgewählten Standort der Lampe in der Wiese gelegt.

Schmidts konnten auf einen vorhandenen Stromanschluss neben dem Gartenteich zurückgreifen, opferten aber eine Weide, damit die Leuchte genau da steht, wo sie sie auch von drinnen sehen können. Denn die pensionierte Kunsterzieherin und der ehemalige Richter am Landessozialgericht haben festgestellt: "Im Schnee ist sie am Schönsten!"

Die neuen Besitzer haben das veraltete "Innenleben" gegen sparsame LED-Technik ausgewechselt.

Mirwald kann per Fernbedienung sogar die Farbe wählen, was er nach Stimmung und Anlass tut. Als die Brose Baskets um die Meisterschaft spielten, sah er am liebsten rot.


Die Patina gelassen

Das Ehepaar Schmidt dagegen hat an der Farbe des Lichts nichts und auch sonst wenig geändert. Sie hätten die Lampe bewusst nicht auf Hochglanz gebracht. Man solle ruhig sehen, dass sie beinahe 40 Jahre alt ist.

Die Leuchte steht bei ihnen zwischen vielen von Gundi Schmidt selbst gefertigten Objekten aus Marmor, Metall, Mosaik und mehr. Neben der "Winkler-Leuchte" duckt sich die rote "Solarkatze", ein Kunstobjekt, das früher am Skulpturenweg im Ellertal die Blicke auf sich gezogen hat.

Warum so viele Bamberger kein gutes Haar an der Erstausstattung der Bamberger Fußgängerzone gelassen haben, verstehen Schmidts so wenig wie Mirwald. Am liebsten hätten sie auch von dem - nach Bürgerprotesten frühzeitig wieder entfernten - Röhrenbrunnen ein paar Teile gehabt. Dass sie deren Versteigerung verpasst haben, bedauern sie noch heute.

Umso engagierter waren sie bei der Versteigerung der Leuchten. Schmidt erwarb zwei - eine erhielt der Schwiegervater der Tochter. Mirwald kaufte drei.

Aufgestellt hat er aber nur eine. Wo sind die beiden anderen? "Eine wollte unbedingt mein Nachbar haben", antwortet er und spricht von einem Nachbarn in Breitengüßbach, wo sich sein Firmensitz befindet.
Die dritte hätten sie gemeinsam ausgeschlachtet. "Uns hat Herr Mirwald auch geholfen", sagt Ernst Schmidt. Einer ihrer fünf Lampenschirme sei kaputt gewesen.
Die Stadtwerke besitzen keine Ersatzteile mehr. Das Unternehmen hat sich laut Sprecherin Astrid Rosenberger im Frühjahr 2015 von sämtlichen alten Leuchten getrennt. Elf wurden verkauft, die restlichen fünf hätten die Neubesitzer verwertet. Was dann noch übrig war, wurde entsorgt.
Ganz aus dem Stadtbild verschwunden sind die früheren Fußgängerzonen-Kandelaber aber nicht: Zwei kann man im Haingebiet entdecken. Sie lehnen im Firmenhof von Schlossermeister und Stadtrat Michael Bosch und ragen dort, dank ihrer stattlichen Originallänge, hinaus in das Blickfeld von Passanten. Gut sieht man sie von der Herzog-Max-Straße auf Höhe Amalienstraße.
"Gerade stehende Leuchten hat jeder", antwortet Bosch auf die Frage, ob er plant, sie eines Tages "richtig" aufzustellen. Trotz ihrer Schräglage sind sie an das Stromnetz angeschlossen. Zu besonderen Anlässen, "wenn was los ist im Hain", schaltet er sie auch mal ein.