Popcorngeruch. Plakate und Bildschirme: Im neuen Film "Creed II" kämpft Rocky Balboas Schützling gegen den Sohn Ivan Dragos. Im Atrium kämpft Sebastian Schöpplein gegen die Tristesse in den Schaufenstern an. "Wir haben uns selbstverständlich intensiv darum bemüht, unsere Gäste durch ein attraktives Programm an uns zu binden", sagt der 33-Jährige.
Der Theaterleiter hofft auf ein baldiges Happy End. "Lichtblick am Bahnhofshimmel", hat Oberbürgermeister Andreas Starke das Projekt betitelt. Ein Hotel mit 160 Zimmern, dazu 70 so genannte Serviceappartements: 60 Millionen Euro will sich Investor Eyemaxx die Neugestaltung des Atriums kosten lassen.
Konzept soll gelingen
"Die uns vorgestellte Lösung erscheint uns schlüssig und stellt eine deutliche Verbesserung der vorhergehenden Planung dar", erklärt Schöpplein. Insbesondere die Ansiedlung eines Hotels sehen er und die Konzernleitung positiv. "Für uns ist wichtig, dass unsere Gäste das Kino vom Parkhaus aus weiterhin ohne Einschränkungen erreichen können." Dies sei vom Vermieter ebenfalls berücksichtigt. "Von der Wiederbelebung des Standortes wird auch das Kino profitieren", sagt Schöpplein.
Wie weit ist die Handlung fortgeschritten? "Der nächste Verfahrensschritt ist der vorhabenbezogene Bebauungsplan, der muss im Bausenat beraten werden", antwortet Stadtsprecher Steffen Schützwohl. Im Frühjahr soll das geschehen. Im Hintergrund würden die Unterlagen vorbereitet.
"Wir hatten bisher noch keine Gelegenheit, unsere künftigen Mitmieter kennen zu lernen", sagt Schöpplein. "Sicher werden alle Beteiligten ein großes Interesse am Gelingen des neuen Konzeptes haben. Insofern wird es sicherlich auch enge Abstimmungen zwischen allen Mietern geben."
Welche Pläne gibt es für das Bamberger Kino unter der neuen Betreiber-Kette "Vue"? "Derzeit findet der Übergang unseres Kinounternehmens auf den neuen Eigentümer statt", erklärt Sandra von Zabiensky aus dem Marketing für Cinestar. "Dessen Pläne sind uns noch nicht bekannt, doch handelt es sich um einen ausgewiesenen Kinoprofi, zu dem auch die deutsche Cinemaxx-Gruppe gehört. Wir sind uns sicher, dass dies auch positive Auswirkungen auf unseren Standort in Bamberg haben wird."
Der Kinogänger stopft sich eine letzte Hand voll Popcorn in den Mund, schlürft seine Cola aus und verlässt den Saal. Der Horrorfilm ist zu Ende. Fortsetzung folgt - auf dem Nachhauseweg über die stillstehende Rolltreppe, durch lange Gänge im Neonlicht, durch die Schiebetür ins Parkhaus und hinaus in die Nacht.
Kommentar des Autors:
Nur Kinder der 80er können nachempfinden, welchen Stellenwert das Atrium zu seinen Glanzzeiten hatte. Wie das Harrods, Galeries Lafayette und Macy's in einem - mindestens. Allein der Obletter-Spielzeugladen war wie ein Schlaraffenland, ein magischer Anziehungspunkt. Bis in die Jugend hinein. Oben gab es günstige Schuhe, unten einen teuren Jeansladen - dort angekommen war das Budget allerdings regelmäßig schon aufgebraucht. Immerhin musste man ein paar Mark übriglassen, für den Chinesen, der auf seinen spektakulären Wärmeplatten weltweit einzigartige "Schweinebällchen" kredenzt hat. Doch nach und nach wurden die Geschäfte ramschiger und die Gänge leerer. Bis hin zum heutigen Zustand, der an ein Katastrophengebiet nach dem Einschlag der Neutronenbombe erinnert. Neue Investoren sollten hier etwas neues wagen - denn an alte Glanzzeiten des Bamberger Harrods anzuknüpfen, ist absolut unmöglich.
Werter Sebastian,
Gänsehautfanatiker und jene, die der Schauer fasziniert, brauchen nicht unbedingt mehr ins Atrium.
Das Lesen dieses Berichtes garantiert eine weitaus wirkungsvollere Stimulanz!
Der Vergleich mit Harrods, Lafayette und Macy's tut sein übriges, besser wäre gewesen Hertie, Honer
und Woolworth...