Viele jugendliche Flüchtlinge beenden im Sommer die Schule in Bamberg- und suchen jetzt einen Ausbildungsplatz. Wie finden Sie mit Arbeitgebern zusammen?
Jemal Mohammed ist auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Der 19-Jährige besucht derzeit die Berufsschule in Bamberg. Er will gerne als Lagerist arbeiten, doch bisher hatte er mit seinen acht Bewerbungen keinen Erfolg. "Ich habe mich in Bamberg, Hirschaid, Strullendorf und Forchheim beworben - aber noch keine Antwort bekommen", sagt der Eriträer. Dabei drängt die Zeit auch für ihn: Im September beginnt das Ausbildungsjahr. Bis dahin will er eine Ausbildungsstelle gefunden haben.
So wie Jemal geht es den meisten jugendlichen Flüchtlingen, die derzeit die Berufsschulen in Bamberg besuchen. Sie finden nur schwer eine Ausbildungsstelle. Das bestätigt auch Ibrahim Muhamed. Der 19-jährige Syrer sagt, er sei schon abgelehnt worden, weil Arbeitgeber sein Deutsch für zu schlecht bewertet hätten. Dabei spricht er schon ganz gut die Sprache des Landes, in dem er Zuflucht gefunden hat und nun am liebsten eine Ausbildung zum Kinderpfleger machen würde.
Um den Kontakt zwischen den Jugendlichen und potenziellen Arbeitgebern zu erleichtern, versucht die Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg unter anderem zusammen mit Brose Bamberg im Rahmen des Projekts "Freiwurf" zu helfen. Erstmals wurde dazu in dieser Woche eine Ausbildungsbörse für die jugendlichen Flüchtlinge angeboten. Es soll eine Ergänzung zu den bisherigen Kontaktbörsen sein. "Jahr für Jahr haben wir ein ,Speed-Dating‘ für alle Jugendliche gemacht. Wir haben dabei festgestellt, dass das schnelle Format für die geflüchteten Jugendlichen nicht gepasst hat", erklärt Berufsberaterin Susan Dörfler von der Arbeitsagentur.
Nun sind fünf Klassen der Berufsschulen 1, 2, 3 und der Adolph-Kolping-Berufsschule im Foyer der Arbeitsagentur. Hier treffen die rund 70 Jugendlichen aus Syrien, Eritrea und Afghanistan auf zwölf Unternehmen aus der Region. "Es wäre optimal, wenn eine Lehrstelle herauskommt. Aber wichtig ist, dass die Jugendlichen mit dem Arbeitsmarkt in Berührung kommen", unterstreicht Brigitte Glos, Leiterin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg.
Viele freie Lehrstellen
"Nutzt die Plattform, das ist eure Chance", gibt Rolf Beyer, Geschäftsführer der Brose Bamberg, den Jugendlichen auf den Weg. Die Arbeitgeber haben jede Menge freie Lehrstellen.
Etwa das Möbelhaus XXXL Neubert aus Hirschaid. Hier gäbe es sogar insgesamt 25 Stellen im Bereich Montage und Lagerlogistik. Josef Simon, der für die Ausbildung im Bereich Montage zuständig ist, berichtet, dass in seinem Bereich im vergangenen Jahr gerade mal die Hälfte der 15 Ausbildungsplätze besetzt werden konnten. Zu wenig geeignete Bewerber meldeten sich.
Die Hoffnung besteht, dass sich dies durch eine solche Kontaktbörse ändern könnte. "Das Interesse der Jugendlichen ist da, wir werden sehen, wer sich meldet", sagen Simon und sein Kollege Florian Frank, der für die Azubis in der Lagerlogistik zuständig ist.
Die Jugendlichen können zunächst ein Praktikum absolvieren, um dann einen Ausbildungsplatz zu bekommen. "Meine Unterlagen sind alle vergriffen", freut sich Thomas Polzer von der Baugesellschaft Raab aus Ebensfeld. Das Interesse am Baugewerbe sei vorhanden.
"Die Resonanz ist gut", bestätigt Matthias Loskarn, Chef der gleichnamigen Bäckerei und Konditorei aus der Gartenstadt, über die Börse. Er sucht insgesamt vier Azubis. "Wir hoffen schon, dass wir ein paar Interessenten bekommen." Loskarn betont, dass es wichtig sei, den Jugendlichen eine Perspektive zu bieten. Plätze gibt es in fast allen Branchen: "Wir brauchen viele Altenpfleger", bestätigt Michaela Striegel von der Diakonie Bamberg-Forchheim. Sie ist positiv überrascht: "Viele Jugendliche haben schon ein Pflege-Praktikum absolviert."
Probleme für Afghanen
Doch gibt es auch Probleme: Rund 25 Prozent der Schüler kommen aus Afghanistan. "Sie wissen nicht, wo es hingeht für sie", schildert Berufsschullehrer Janosch Freuding. Denn ihr Status ist nicht geklärt. Derzeit werden verstärkt Abschiebungen durchgeführt. "Die Verunsicherung ist groß." Bei den Betroffenen, bei den Pädagogen, bei den Arbeitgebern.
Und nicht jeder hat etwas Passendes an dem heutigen Tag gefunden: Ibrahim Muhamed aus Syrien will weiterhin Kinderpfleger werden, ein solcher Arbeitgeber war aber nicht vor Ort. Er hofft, dass er trotzdem mit einer seiner Bewerbungen eine Chance bekommt.