"Warum gerade ich?" Um diese Frage dreht sich Annette Grabigers erstes Solo als Kabarettistin, das am 23. November im Bamberger Jazzkeller Premiere feiert. Vor der Jahrtausendwende kannten Franken sie als Teil der "Tanten" neben Heidi Friedrich.
Pleiten, Pech und Pannen sind Thema ihres Programms. In die Niederungen des Kabaretts steigt die "Taschenkönigin", die unter diesem Namen die Jüngsten seit 2008 beglückte. Als blaublütige Komödiantin widmet sich "Annette
von Bamberg" nun dem Partyvolk unter dem bezeichnenden Titel "Warum immer ich?". So beschreibt Mäc Härders Partnerin Künstlerpech - Missgeschicke und Fallstricke, die im Alltag lauern. Zur Rückkehr in die Szene befragten wir die Fränkin, die man einst wie Heidi Friedrich als "Tante" kannte. Schließlich läuft der Countdown fürs Debüt am 23. November im Jazzkeller.
Zurück zu den Wurzeln
Nach vier Jahren auf der Kindertheater-Bühne und zwei Jahren "Lokal-TV" wagen Sie Ihr erstes kabarettistisches Solo: Was zieht Sie "back to the roots?" Annette Grabiger alias Annette von Bamberg: Auf der Kabarettbühne habe ich die Möglichkeit, mich auszutoben. Dann bin ich zu Hause ausgeglichen und friedlich. Mein Kabarett tut meiner Familie richtig gut. Beide Kinder und Mäc können ein Lied davon singen, wie kreativ und energievoll ich meine Stimme auch durchs Treppenhaus schicken kann. Und sagt ein Mann nach meinem Solo-Programm zu seiner Frau: "Die is schlimmer als du", dann hab' ich ganz nebenbei noch eine Ehe gerettet.
Wer sonst kann das von sich behaupten?
Ihre Family freut sich also auf die "Entlastung" und unterstützt Sie, zumal Mäc die Regie übernahm?
Ja, das Kabarett ist für mich ein Ventil. Im Alltag fanden mich meine Kinder oft schon peinlich, da waren sie gerade drei und fünf: "Mama, es ist nicht das ganze Jahr Fasching!" So halte ich mich auf Elternabenden auch gern zurück. Ich will den Ruf meiner Töchter nicht ruinieren.
Kinder als Publikum? "Eine Herausforderung"
War das Kindertheater für Sie letztendlich zu brav?
Das Kindertheater hat mir viel gegeben. Gell, das kommt sympathisch rüber! Nee, ehrlich: Kinder als Publikum sind 'ne echte Herausforderung und ich liebe es noch immer, für sie "Die Taschenkönigin" zu spielen.
Da sitzen die Jungen und Mädchen mit roten Wangen im Zuschauerraum, fiebern mit und packen dich später am Arm, um herauszufinden, ob du echt bist. Erwachsene sitzen nur dann mit roten Wangen im Kabarett, wenn der Hausmeister die Heizung zu weit aufdreht. Kommt in Franken praktisch nie vor. Was ich wirklich vermisst habe, war in den vergangenen Jahren die Wertschätzung des Kindertheaters an sich.
Männer karikieren auf der Bühne Politik und Gesellschaft, Frauen das Privatleben. Erwartet man das von weiblichen Kabarettistinnen?
Weibliche Kabarettistinnen müssen klug, intelligent, gebildet, gutaussehend, sexy und dynamisch sein - halt einfach perfekt. Aber sind das nicht alle Kabarettistinnen? Zumindest ich.
Cindy aus Marzahn - sexy und gebildet? Geschmacksache.
Verübelt man Frauen in Ihrem Gewerbe Derbheiten bis heute mehr als männlichen Protagonisten?
Darüber mag ich gar net nachdenken. Ich sag das, was ich sagen will. Und ob einem das jemand übel nimmt, ist mir egal. Würden Sie diese Frage auch eine
m Kabarettist
en stellen?
Die Frage nach dem Feedback gegenüber Kabarettistinnen? Nein. - "Einfach perfekt", sonst aber gscheit eklig - gehen also auch Sie in die Offensive?
Klar. Wir Frauen erwarten ja auch bei keinem Kabarettisten, dass er als Märchenprinz auf die Bühne kommt und uns unserer Sinne beraubt wie in Jane Austens Romanen. Das wäre 'ne echte Frustration! Schaut Euch die Kabarettisten an, die wenigsten sind was fürs Auge.
Den einzigen attraktiven hab' ich mir geschnappt - als sanfter Charakter.
Warum nennt sich Annette Grabiger, die aus Brendlorenzen (fränkische Rhön) stammt, nun aber ausgerechnet "von" Bamberg.
Baronin Annette von Bamberg war zu lang. Ich wollt' schon immer einen adeligen Namen tragen, nachdem meine Oma immer sagte: "Eigentlich sind wir Landadel." Mal ehrlich: Annette von Bamberg ist plumpe Selbsterhöhung.
Fettnäpfe als Icebreaker
Kommen wir von der Selbsterhöhung zur Selbstkritik. Die besten Fettnäpfe, in die Sie traten?
Menschen, die mich kennen, wissen: Für Fettnäpfe habe ich ein raumgreifendes Talent. Ohne sie könnte ich auch kein Kabarett machen. So bedeuten Fettnäpfe für mich mehr als Peinlichkeiten.
Sie können Icebreaker und Türöffner sein - zumindest bei humorvollen und toleranten Menschen mit Weitblick.
Ihre gelungensten "Icebreaker" auf der Bühne?
Für mich eher selten, da mir so schnell nix peinlich ist. Einen betrunkenen Urologen hatte ich auf einem Urologenkongress mal im Publikum. Er schaffte es, dass ich seine Frage: "Kriegt Ihr Mann denn daheim überhaupt noch einen hoch?" spontan mit "Verschonen Sie uns jetzt bitte mit Ihrer Potenzschwäche" beantwortete. Wie unfair von mir, so knülle, wie der war. Ich habe eben schneller gedacht als aktiv wahrgenommen. So liegt das Risiko, in Fettnäpfe zu treten, in meiner ungezügelten Spontaneität.
In Kürze steht die Premiere Ihres Debüts als Solo-Kabarettistin an. Welche Albtraum-Vorstellung plagt Sie?
Für mich der ultimative Supergau: Blackouts. Du bekommst Panik, weißt nicht mehr, wo Du bist. Ist bei Premieren 'ne Spezialität von mir. Kennen Sie den Witz, wo der Schauspieler zur Soufleuse sagt: "Keine Details! Welches Stück? " Ich kann keine Souffleuse anstellen. Schließlich fehlt Kleinkunstbühnen im Gegensatz zum normalen Theater der dafür nötige Hohlraum.
Zuletzt Ihre Antwort auf die Generalfrage "Warum immer ich?" Na, ich muss es sein: Wer sonst macht's?
Möglichst wenige Blackouts also bei der Premiere im Jazzkeller am 23. November (20 Uhr). Toi toi toi!