Wer wird als Nachfolger von Jürgen Schmitt Pettstadts neuer Steuermann? Drei amtierende Gemeinderäte bewerben sich um das nebenberufliche Bürgermeisteramt.
Nach zwölfjähriger Amtszeit geht Bürgermeister Jürgen Schmitt in den Ruhestand. Drei amtierende Gemeinderäte bewerben sich um seine Nachfolge: Alexander Hummel (CSU), Gerhard Sterzer (SPD) und Jochen Hack (Freie Wählergemeinschaft).
Zumindest wegen der Gemeindefinanzen muss sich der nächste Pettstadter Bürgermeister die Haare nicht raufen. Die 1970 Einwohner zählende Gemeinde baut Schulden ab und erhöht ihre Rücklagen.
Zuletzt wurde viel investiert: Das aus dem Jahr 1888 stammende alte Schulhaus wurde in ein modernes Rathaus verwandelt, die Kindertagesstätte erweitert und saniert, der Friedhof wurde erneuert, der Verkehrsknoten am Ärztehaus wurde verbessert und die Breitbandversorgung verstärkt.
Was bleibt da eigentlich noch zu tun? Der im Alter von 64 Jahren scheidende Bürgermeister Schmitt hat in jüngster Zeit ein Projekt angestoßen und vorangebracht, das er am liebsten selbst zu Ende bringen möchte: den Bau einer Mehrgenerationen-Wohnanlage auf einer innerörtlichen Brachfläche und daneben ein Bibliotheksgebäude mit Mehrfachnutzung.
Zum andern steht die Erschließung des Baugebietes "Zwieseler Weg" an, wo die Gemeinde endlich Gelegenheit bekomme, die hohe Baulandnachfrage auch aus der jungen Dorfbevölkerung zu befriedigen.
Die nebenberufliche Ausübung des Bürgermeisteramts habe ihm fast immer Freude bereitet, bestätigt Schmitt. Das sei vor allem auf die gute Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und der Verwaltung zurückzuführen.
"Schaukämpfe haben bei uns nicht stattgefunden", resümiert der scheidende Rathauschef. Niemand habe Prestigeprojekte inszeniert, was sich positiv auf die finanzielle Entwicklung ausgewirkt habe.
Seinem Nachfolger überlässt er die wohl unausweichliche Verstärkung der Gemeindeverwaltung, um die steigenden Aufgaben bewältigen zu können.
Einfluss nehmen und Verantwortung tragen - das sind die Motive für den 36-jährigen ledigen Diplom-Informatiker Alexander Hummel bei seiner Bewerbung um das Bürgermeisteramt. Als Vorsitzender der Freihandschützen und des CSU-Ortsvereins sowie als Sprecher der Pettstadter Ortsvereine kann der CSU-Bürgermeisterkandidat auf eine gute Vernetzung in der Gemeinde und überörtlich mit CSU-Mandatsträgern verweisen.
Infrastruktur ausbauen Hummels Sorge gilt dem Erhalt der gut entwickelten Infrastruktur Pettstadts. Dazu müsse die Attraktivität der Gemeinde für junge Familien ebenso wie für die Senioren gesteigert werden. Zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs schlägt Hummel den Einsatz eines Bürgerbusses zum Anschluss an das Bamberger Stadtbusnetz vor.
Das zu erwartende Defizit sollte aus dem steigenden Gewerbesteueraufkommen gedeckt werden. Auf diese Weise würden die Bürger direkt von den jüngsten Gewerbeansiedlungen profitieren. Neben der Erfüllung der Pflichtaufgaben in der Daseinsvorsorge (Schulfoyer, Kinderspielplätze und anderes) sieht Hummel eine wichtige Aufgabe in der Ortsverschönerung. Dazu zählt er die Verwirklichung eines Naherholungsgebietes an der Regnitz, die Aufwertung der östlichen Ortseinfahrt oder die Verbesserung des Fußweges zur Markuskapelle und zur Fähre.
Die Vergabe eines Bürgerpreises zur Würdigung ehrenamtlicher Arbeit, eine gerechte Vereinsförderung, ein jährlicher Neubürgerempfang oder mehr "Transparenz der Rathausarbeit" sollen die Gemeinschaft stärken. Alexander Hummel bewirbt sich auf der CSU-Liste auch um ein Kreistagsmandat.
"Neues wagen!", bittet der 55-jährige SPD-Bürgermeisterkandidat Gerhard Sterzer seine Mitbürger. Der verheiratete Vater von vier Söhnen verfügt als Gesamtpersonalratsvorsitzender der Sozialstiftung Bamberg über Führungsqualitäten und natürlich eine soziale Ader. Sein ursprünglicher Beruf: Krankenpfleger.
Frei von Flechtwerk Zur Abwechslung von der jahrzehntelangen Freie-Wähler-Mehrheit in Pettstadts Kommunalpolitik empfiehlt Sterzer sich und die SPD-Kandidaten. Er selbst sieht einen Vorzug darin, keinem Verein und keinem örtlichen Unternehmen verpflichtet zu sein. Statt einer mitunter hinderlichen Verflechtung im Ort verweist Sterzer auf gute Kontakte zu namhaften Parteifreunden.
Die Schaffung weiterer Arbeits- und Ausbildungsplätze in Pettstadt liegt dem Sozialdemokraten sehr am Herzen. Angesichts der Nachfrage nach Bauland möchte er am liebsten schon das nächste Baugebiet in Angriff nehmen, obwohl mit der Erschließung am Zwieseler Weg noch nicht begonnen worden ist. Wichtig erscheint Sterzer ein Wartungsplan für alle gemeindlichen Einrichtungen (Kindergarten, Schule, Turnhalle, Straßen), um vorbeugend zu handeln und damit sich Missstände nicht auswachsen.
Die von allen Pettstadtern verurteilte Verschmutzung der Straßen im Umfeld der Gruben, Erd- und Schuttlager der Firma Metzner will Sterzer zum Anlass nehmen, sich mit dem Unternehmer auseinanderzusetzen. Er sieht hier allerdings vorrangig den Landkreis in der Pflicht. Sterzer strebt kein Kreistagsmandat an.
Bürgermeister-Tradition Das macht auch der 46-jährige Kandidat der Freien Wählergemeinschaft, Jochen Hack, nicht, um sich gegebenenfalls auf das Bürgermeisteramt konzentrieren zu können. Der Vater von zwei Kindern ist bei der Sparkasse Bamberg als Stiftungsmanager beschäftigt, und das möchte er mit verringertem Zeitbudget auch bleiben. Als Zweiter Vorsitzender des SV Pettstadt und Mitglied des Elternbeirats des Kindergartens sowie seit zwölf Jahren als Gemeinderat der Freien Wählergemeinschaft engagiert sich Jochen Hack bereits für die Dorfgemeinschaft.
Da Hacks Vater und sein Schwiegervater schon Bürgermeisterämter bekleideten, war für ihn die Kommunalpolitik stets präsent. Mit Zuspruch aus der Bevölkerung bewirbt sich Jochen Hack um die Nachfolge Schmitts. Es gelte, die gute Arbeit der letzten Jahre fortzuführen, denn Stillstand könne sich Pettstadt nicht leisten, meint Hack.
Eine wichtige Aufgabe sieht er in der Verwirklichung des projektierten Gemeindezentrums, wobei es sehr darauf ankomme, die Bürger einzubinden, um es mit Leben zu erfüllen. Die demografische Entwicklung zwinge zum Erhalt der Infrastruktur und zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Hack: "Die Mobilität muss gewährleistet sein, die Stadtbusanbindung ist ein lohnendes Ziel!"
Damit Pettstadt lebens- und liebenswert bleibt, müsse die Versorgung mit Arzt, Apotheke, Einzelhandel, Kindertagesstätte und Grundschule bestehen bleiben. Wenn nötig, werde die Gemeinde eingreifen, um diese Werte zu sichern, damit die Bewohner am Ort bleiben und neue zuziehen, kündigt Jochen Hack an.