Amt für ländliche Entwicklung wird modernisiert

2 Min
Gilt als der erste bedeutende Bamberger Nachkriegsbau im Stil der klassischen Moderne: der Sitz des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberfranken an der Nonnenbrücke. Foto: Michael Gründel
Gilt als der erste  bedeutende  Bamberger Nachkriegsbau im Stil der klassischen Moderne: der Sitz des Amtes für Ländliche  Entwicklung  Oberfranken an der Nonnenbrücke. Foto:  Michael Gründel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken wird für 5,3 Millionen Euro modernisiert. Das Gebäude steht zwar nicht unter Denkmalschutz, doch Bauherr und Bauamt wollen das Flair der 1950er Jahre nicht außen vor lassen.

Er gilt als der erste bedeutende Bamberger Nachkriegsbau im Stil der klassischen Moderne und fristet doch, städtebaulich betrachtet, ein Schattendasein in der Welterbestadt: der Sitz des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberfranken an der Nonnenbrücke. Älteren Bambergern ist das eher schmucklose Gebäude, dessen mit Sandsteinplatten verkleidete Fassade von einigen Hundert Fenstern gegliedert wird, noch unter seinem alten Namen Flurbereinigungsamt geläufig.

Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit geht in dem Gebäudekomplex nach vier Jahren eine 5,3 Millionen Euro teure Generalsanierung zu Ende. Nach außen trat sie am ehesten durch den Neubau des Garagengebäudes am südlichen Grundstücksrand in Erscheinung: Die Vermessungs- und Dienstfahrzeuge stehen jetzt in einer Halle, deren Tore den breiter gewordenen Autos entsprechen, so dass beim Ein- und Ausfahren nicht länger die Außenspiegel eingeklappt werden müssen. Die Garage ist mit Holz aus vorwiegend heimischen Wäldern verkleidet; auf dem begrünten Dach wird neuerdings die Sonnenenergie genutzt.

Den Energieverbrauch des Ende 1953 bezogenen Ämtergebäudes mit fast 5000 Quadratmeter Nutzfläche zu reduzieren, war ein Anliegen der Sanierung. Nachdem bereits vor einigen Jahren die Ölheizung durch einen Anschluss an das Fernwärmenetz abgelöst worden war, verbesserte man nun den Wärmeschutz zu Dach und Keller.

Neue Installationen waren überfällig


Überfällig war nach Aussage von Amtsleiter Anton Hepple eine Erneuerung aller Installationen, insbesondere der Elektrik: "Vieles war geflickt, nachträglich und provisorisch installiert. Im Jahr 1954 hatte kaum ein Zimmer einen Telefonanschluss, das Wort Computer war noch nicht erfunden. Entsprechend war das Wirrwarr der Leitungen kreuz und quer im Haus."

Erneuert wurden in den vergangenen vier Jahren auch Fußböden und Türen, Anstriche und der Brandschutz. Die Fenster hat man Anfang der 1990er Jahre schon komplett ausgewechselt und bei der Gelegenheit auch einen äußeren Wärmeschutz angebracht. Das ist laut Hepple auch der Grund, dass dem Ämtergebäude der große Sanierungsbedarf nicht anzusehen war.

Alle Arbeiten erfolgten bei laufendem Betrieb. Teile der Behörde wurden jeweils in Räume Am Zwinger ausgelagert, in denen früher Rupp und Hubrach produziert hat. Die Nervenstärke und Geduld, mit denen die 180 Beschäftigten die Baustellen-Jahre ertragen haben, lobt Hausherr Hepple und lobt Hubert Wagner, der für das Staatliche Bauamt die Sanierung geleitet hat. Ein kleiner Festakt zum absehbaren Ende des Millionen-Projekts war auch als Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gedacht.

Haus mit Denkmal-Potenzial


Ihre Büros befinden sich in einem Haus mit Denkmal-Potenzial. Es repräsentiere vielleicht mehr als jedes andere Nachkriegsgebäude Bambergs einen Baustil, der sich bewusst von der Blut-und-Boden-Architektur der Hitler-Ära abheben wollte, erklärt Wagner. Gleichwohl: "Noch steht es nicht unter Denkmalschutz", stellt der Mann vom Staatlichen Bauamt fest, indem er das Wörtchen noch betont. Das Bauwerk ist ein Entwurf eines Baurats namens Gessner, der beim damaligen Landbauamt Bamberg arbeitete. Ganz offensichtlich traf er den Zeitgeschmack: Zur Einweihung am 31. Oktober 1953 war in der Zeitung von einem "großen Wurf" die Rede.

Die Tatsache, dass das Ämtergebäude - noch - kein Denkmal ist, hat die Sanierung erleichtert. Daraus macht man im Staatlichen Bauamt keinen Hehl. Sie wurde aber mit viel Rücksicht auf und Gespür für den Bestand durchgeführt. Die typischen Grundrisse und die puristische Formensprache der 1950er Jahre "ohne Schnickschnack" (Hepple) blieben erhalten. Die Büros sind weiterhin großzügig bemessen, der Blick durch die Flure endet nicht an Mauern, sondern führt durch Glastüren und Fenster ins Freie.

Ein Schmuckstück ist der Sitzungssaal im ersten Stock. Er spiegelt im Besonderen auch nach erfolgter Sanierung seine Entstehungszeit wider. Zwei farbige Fresken über den Türen, Werke des Bamberger Malers Anton Greiner (1814-2007), zeigen bäuerliche Ernteszenen im Stil der 50er Jahre. In einem Deckenfries ist neben anderen landwirtschaftlichen Produkten auch das Gemüse verewigt, dem die Bamberger den Spitznamen als Zwiebeltreter verdanken.