Viktor Fieger hat im Museum der Geschichte Ebrach eine kleine Zusammenschau zum Thema Holz erstellt. Anschauungsmaterial und Exponate geben umfangreichen Einblick.
Viktor Fieger ist auf der Zielgeraden. Emsig werkelt er vor historischem Hintergrund, begleitet von etlichen Augenpaaren, die von den Wänden herab sein konzentriertes Tun verfolgen. Im einstigen Empfangszimmer der früheren Zisterzienser-Abtei lässt Fieger das Gestalt annehmen, womit er lange Zeit schwanger gegangen ist. Wie er es nennt: Den Beitrag des Museums zum "Tag des offenen Denkmals". In diesem Jahr lautet es schlicht und einfach Holz. Mit dem Zusatz "Lebensgrundlage und einmaliger Werkstoff". Seit fünf Jahren beteiligt sich das Museum an dieser Reihe und seit fünf Jahren ist Museumsleiter dabei in Ebrach der führende Kopf bei Konzeptionierung, Umsetzung und Begleitung der Sonderausstellung. Beim Aufbau will er ungestört arbeiten und braucht dafür Ruhe.
"Ich gehe zuvor immer lange schwanger", sagt der 76-Jährige. Ein Dreivierteljahr vor dem "Tag des offenen Denkmals" wird dessen Thema bekannt gegeben. Ab dann läuft der Countdown für Fieger, der nicht nur maßgeblich am Aufbau des Museums mitgewirkt hat, sondern es seit zehn Jahren auch verwaltet. Zwischenzeitlich kann er auf einen Kreis von 25 ehrenamtlichen Helfern setzen, die ihn bei der Arbeit in und am Museum unterstützen. "Ein Teil davon engagiert sich auch in der ehemaligen Klosterkirche", weiß Fieger. Die Mitarbeiter sind es auch, die ihn intensiv bei der Suche nach Leihgaben unterstützen, oftmals bei sich in Kellern und auf Dachböden Stöbern gehen.
Für die aktuelle Ausstellung mit ihren über 60 Exponaten hat Viktor Fieger insgesamt neun verschiedene Leihgeber, darunter die in der Gemeinde ansässigen Betriebe, die mit Holz zu tun haben.
Richtig aktiv werden musste Fieger auch selbst: Bei einer Furnierfirma hat er sich Reste geholt und aus diesen kleine Holzarten-Muster gefertigt. Mit deren Hilfe kann sich der Betrachter die verschiedensten und zum Teil sehr teuren und exotischen Hölzer einmal aus nächster Nähe anschauen und gegebenenfalls das Holz auch einmal anfassen.
Viktor Fieger ist ganz begeistert von dieser Kollektion und hat Begeisterung an diesen kleinen Holztäfelchen auch schon bei seinen Enkeln festgestellt, während er an diesem Ausstellungsteil arbeitete. Große Begeisterung rufen bei Fieger auch Teile der Schalllöcher aus dem Glockenturm der Klosterkirche hervor. Die waren wohl um 1725 gefertigt und wurden 1960 ausgewechselt. Seitdem ruhten die Teile bei einem örtlichen Schreiner. Zu diesen Holzteilen kam Fieger, weil sich das Thema herumsprach. Ebenfalls aus der Schreinerei stammt das wohl Anfang des 19. Jahrhunderts gefertigte Schreinerwerkzeug - Hobel, Stemmeisen und dergleichen mehr. Kurios mutet ein völlig zerfressener Holzstamm an, in dem der eine oder andere sicherlich ein Werk der bildenden Kunst vermuten könnte.
Bizarr auch das riesige Hornissennest.
Nudelholz, Mamutschka, Spielsachen, Baumscheibe, Pillenmaschine, Intarsien, Sägen, Schaufel, Rad und vieles mehr gilt es zu entdecken. Daneben geben diverse Infotafeln Aufschluss über die unterschiedlichsten Holz-bezogenen Bereiche. Dazu gehören Information über Holz an sich ebenso wie etwa die Geschichte des Parketts, des Rades, der Papierherstellung, der Sägen und die der Ebracher Friedenslinde, die praktisch in Sichtweite zum Ausstellungsraum steht. Während er die Sonderausstellung vorbereitete, hat Fieger herausgefunden, "es gibt nichts, was nicht mit Holz zusammenhängt". Für den interessierten Besucher hat Viktor Fieger überdies einen eigenen Flyer für die Sonderausstellung erarbeitet.
Die Ausstellung ist im Rahmen der Ebracher Kirchweih bereits ab Samstag, 1. September, geöffnet. Täglich von 14 bis 16 Uhr. Am "Tag des offenen Denkmals", dem 9. September, kann man schon ab 11 und bis 17 Uhr und noch dazu kostenlos die Holz-Ausstellung besuchen.
Ein Wunsch-Sonderausstellungsthema für Fieger wäre übrigens so eines, das solche Exponate zumindest für eine bestimmte Zeit nach Ebrach zurückbringt, die ursprünglich im Ebracher Kloster beheimatet waren. Dinge, die den an den Wänden gerahmten Herren Äbten wohl vertraut waren, also.