Erneut prallen im Steigerwald die Auffassungen über die angemessene Art der Waldbewirtschaftung aufeinander.
"Mit Trauer und Fassungslosigkeit" reagierten Mitglieder des Vereins Nationalpark Nordsteigerwald auf Einschlagsmaßnahmen im Bereich von Fabrikschleichach im Landkreis Haßberge, die bisher noch nicht bekannt waren. Dort habe der Staatsforstbetrieb "Hunderte mächtiger alter Buchen" gefällt, wird der Vorsitzende des Nationalparkvereins Liebhardt Löffler (FDP) in einer Pressemitteilung zitiert.
Jeder könne sich an der Staatsstraße von Fabrikschleichach nach Unterschleichach selbst ein Bild vom Umfang der Einschläge machen. Man habe gezielt die Buchen zwischen 60 und 100 Zentimetern entnommen.
Bereits Ende November hatte der Start der Hiebsmaßnahmen im umstrittenen ehemaligen Schutzgebiet "Hoher Buchener Forst" bei Ebrach zu einem Schlagabtausch zwischen Naturschützern und Waldnützern geführt. Bund Naturschutz und Lisa Badum, Bundestagsabgeordnete der Grünen, forderten den sofortigen Einschlagsstopp.
Über 80 Zentimeter?
Was die Anhänger eines fränkischen Nationalparks an den neuen Fällmaßnahmen bei Fabrikschleichach besonders getroffen hat, ist nicht nur die hohe Zahl der gefällten Altbuchen: Viele der auf dem Boden liegenden Stämme hätten einen Durchmesser von 80 Zentimetern und mehr aufgewiesen. Damit sei offenkundig, dass sich der Staatsforstbetrieb an seine eigene Selbstverpflichtung und sein eigenes Naturschutzkonzept, Bäume mit mehr von 80 Zentimetern Brusthöhenstärke, so genannte Methusaleme, nicht zu fällen, nicht halte. Die Naturschützer fürchten, dass der nördliche Steigerwald mit dem Verlust der Altbuchen auch seine besondere Schützwürdigkeit verliert.
Tatsächlich ist es im Staatswald bei Fabrikschleichach laut Staatsforst zu Hiebsmaßnahmen auf einer Fläche von etwa 60 Hektar gekommen. Dass dabei auch Bäume abgesägt worden seien, die stärker als 100 Zentimeter seien, bestreitet Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner. "Alle Waldarbeiter haben bei Bäumen zwischen 70 und 80 Zentimeter die strikte Anweisungen noch einmal nachzumessen."
25 Starkbäume pro Hektar übrig
Der Forstmann verteidigt das Ziel des Betriebs, starke Bäume zu erzeugen und auch zu nutzen. Jedoch lege man Wert darauf, dass die Zahl der Buchen über 50 Zentimetern pro Hektar hoch bleibt. Laut Mergner wurden beim aktuellen Hieb von 30 dicken Buchen pro Hektar in Fabrikschleichach fünf entnommen. 25 würden also pro Hektar übrig bleiben. Mergner warnte davor, eine anerkannt ökologische Form der Waldnutzung mit hohem Totholzanteil, wie sie im Steigerwald betrieben werde, schlecht zu reden.
Auch Siegfried Ständecke, Bürgermeister von Michelau, widerspricht der Kritik an der Arbeit des Staatsforstbetriebs. Dem Bund Naturschutz wirft er vor, unhaltbare Forderungen aufzustellen. Wenn man dem Forstbetrieb untersage, Buchen zu fällen, die noch keine 80 Zentimeter Durchmesser erreicht hätten, könne man gar keine Bäume mehr fällen. "Das würde einer Einstellung der Holznutzung gleichkommen." Der Bürgermeister nimmt den Forstbetrieb vor den Vorwürfen in Schutz: Dieser bewirtschafte den Steigerwald auf "international anerkannte, vorbildliche und nachhaltige" Weise.
Also die Buchen auf denen die Damen und Herren da stehen haben alle max 60 cm BHD. Das ist ganz normaler Holzeinschlag! Und auch wenn ich mich wiederhole: unter starken Buchen wächst nichts. Wenn ich den Wald für kommende Generationen erhalten will muss ich stärkere Bäume entfernen um junge Triebe aufkommen zu lassen. Da das in der letzten Jahrzehnten nicht so falsch war sieht man am hervorragen Zustand der Staatswäldern und daran das die Waldfläche in Bayern in den letzten Jahrzehnten deutlich gewachsen ist...
Lieber Erpel,
dem ist leider nicht so. Das wissen Sie genau wie ich. Aber überzeugen Sie sich doch selbst und fahren in das Einschlagsgebiet bei Fabrikschleichach.
Mit einer Kluppe kennen Sie sich auch aus - wahrscheinlich haben Sie sogar eine - und dann erübrigt sich diese Diskussion.
Ich gebe Ihnen noch eine kleine Anleitung: Die verbliebenen Stümpfe im Wald haben alle eine Höhe zwischen 40 und 70 cm, sodass bei den gerückten Stämmen maximal bei 80cm gekluppt werden muss.
Sie werden staunen, wieviele Methusalems unter den Opfern sind.
Die UNESCO hat diesen Buchenwald als "welterbewürdig" eingestuft, es fehlt lediglich ein ausgewiesenes Großschutzgebiet im Steigerwald.
Es steht außer Zweifel, dass in Wirtschaftswäldern so "gepflegt" und "geerntet" wird, wie Sie es angedeutet haben.
Sie müsssen aber gerechterweise auch sagen, dass hier ein systematischer Waldumbau zu Gunsten der Tanne und Eiche
stattfindet und die Starkbuchen systematisch entfernt werden.
Was Ihnen kommende Generationen vorwerfen werden ist, dass ein einzigartiger Buchenwald für einen Wirtschaftswald geopfert worden ist und der Erlös aus dem Holzverkauf zum geringsten Teil in unsere Region zurückfließt.
An Otok_50:
Gut argumentiert! Danke.
Die Selbstverpflichtung der BaySF, Starkbuchen mit über 80cm BHD stehen zu lassen, erweist sich schnell als "dummes Geschwätz von gestern". Die Rest-Starkbuchen können wohl erst aufatmen, wenn der Forstbetriebsleiter demnächst in Pension geht. Trotz aller Image-Kampagnen erweisen sich die BaySF immer wieder als naturschutzblind. Hier wäre ein Betätigungsfeld unseres neuen Umweltministers Thorsten Glauber, auf dem er wirklich Erfolge feiern könnte.
Na, na, na, Herr Mergner,
Sie meinen wohl eher 5 Starkbuchen pro Ar. Dann gehen Sie doch mal raus in den Einschlag und zählen die gefällten Baumriesen auf einem Hektar. Da passt etwas nicht so ganz zusammen.
Und Methusaleme (über 80cm Brusthöhendurchmesser, BHD) wurden definitiv auch "geerntet". Nicht wenige sogar.
Was nützt da die Selbstverpflichtung des Ebracher Staatsforstbetriebes, keine Buchen über 80cm BHD einzuschlagen.
Gott sei Dank waren diese majestätischen Altbuchen - oder was von ihnen übrig blieb - wenigstens so am Straßenrand gelagert, dass man sie noch in ihrer vollen Schönheit und Stärke im Bild festhalten konnte.
Und was bedeutet denn das "P" auf den am Forstweg gelagerten Poltern? Könnte das nicht ein Großsägewerk in Aschaffenburg sein, wohin die Stämme verkauft werden? Ist das mit "Holz der kurzen Wege" gemeint?
Aber vielleicht habe ich nur schlechte Träume...... oder verstehe die Philosophie der BaySF nicht.
Halt, und dann ist da noch dieser Bürgermeister Ständecke aus Michelau!
Die nächsten Kommunalwahlen lassen grüßen.