Abfall-App für Bamberg: Warum der Stadtrat dagegen ist

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Der Umweltsenat hat eine Entsorgungs-App für das Handy abgelehnt. Wer möchte, kann sich seine Informationen trotzdem digital holen.

Das Ergebnis war denkbar knapp: sechs Stadträte waren dafür, sieben dagegen. Am Ende hieß es: Eine App für die Abfallentsorgung in der Stadt ist vorerst abgelehnt.
Es war ein Antrag der CSU, der eine Applikation fürs Handy auf die Tagesordnung im Umweltsenat gebracht hatte. Stefan Hipelius bat darum, das Angebot einer Firma zu prüfen, die für Kommunen solche Programme für das Smartphone umsetzt.
Beim Thema Abfallentsorgung herrsche auch unter den Bamberger Bürgern häufig Unsicherheit, wann welcher Müll abgeholt wird.

Dass sich Smartphones und ihre praktischen Anwendungen großer Beliebtheit erfreuen, stellt man auch in der Stadtverwaltung nicht in Frage. Karin Köberlein, Teamleitung Abfallwirtschaft im Umweltamt, hat jedoch auch folgende Erfahrung gemacht: Der klassische Abfallkalender aus Papier ist nach wie vor gefragt. "Den bekommt jeder Haushalt zugesandt, auch unter dem Jahr geben wir viele raus", sagt Köberlein. Vor allem Hausmeister und Anbieter entsprechender Serviceleistungen hätten regelmäßig Bedarf.

In der Tat hängt bei vielen Bambergern der Abfallkalender im Hausflur oder am Kühlschrank. Allerdings gibt es ein großes Manko: Zu finden sind in der Übersicht nur die Termine für Gelben Sack und Altpapier.
Was ist mit dem Rest? Die exakten Daten für Biomüll, Restmüll und Windelsack lassen sich unter anderem auf der Internetseite des Entsorgungs- und Baubetriebs (EBB) der Stadt herausfinden - auf Tag und Straßennamen genau. Unter den Stichworten "Entsorgung" und "Abholübersicht" gelangt man zu einer langen PDF-Liste.
Diese Termine könnten laut Köberlein nicht einfach mit in den Papier-Abfallkalender eingetragen werden, es wäre zu kompliziert: Denn teilweise zieht sich eine Straße beispielsweise durch mehrere Abfuhrbezirke.
Die Teamleiterin Abfallwirtschaft empfiehlt: Einfach die Abholübersicht für die eigene Straße ausdrucken oder herausschreiben und neben den Abfuhrkalender hängen. Und: "Rufen Sie im Zweifelsfall bei uns an, falls Sie unsicher sind." Die Nummer lautet 0951/871729.

Karin Köberlein erwähnt zudem den "Erinnerungsservice", für den man sich ebenfalls auf der städtischen Internetseite anmelden kann. Das Programm schickt den Nutzern im Vorfeld die persönlichen Abfuhrtermine aufs Handy. Allerdings sind auch dort nicht sämtliche Entsorgungstermine hinterlegt.
Um den Service auszubauen, steht das Umweltamt mit Anbietern entsprechender Apps und Programme in Kontakt. Aber: "Es gibt immer fixe und laufende Kosten", sagt Karin Köberlein.
Drei Beispiele wurden in der Sitzung des Umweltsenates angesprochen. So würde zum einen die App des Anbieters, den die CSU-Stadtratsfraktion vorgeschlagen hat, bei 8700 Euro für das einmalige Einrichten liegen. Hinzu kämen jährliche Kosten von 2500 Euro.

Zum anderen gibt es seit einigen Jahren einen privaten Bamberger Anbieter, der kostenfrei einen App-Service für die Stadt und das Landratsamt Bamberg eingerichtet hat und diesen aktualisiert. Allerdings: Wegen des erheblichen Aufwandes kann dieses Angebot laut Auskunft der Stadt nicht mehr kostenlos bleiben. "Für die Einrichtung und die jährliche Datenpflege würde ein jährliches Entgeld von 4000 bis 5000 Euro zu entrichten sein", heißt es in den Sitzungsunterlagen.
Drittes Beispiel für eine Kostenrechnung: Der EBB hat für die Umstellung der Sperrmüllsammlung im Jahr 2015 bereits ein neues Softwareprogramm angeschafft. "Das könnte man durch ein Modul erweitern, womit eine Abfall-App möglich wäre", erläutert Köberlein. Doch auch das kostet: Rund 16 000 Euro an Lizenzgebühren wären notwendig.


App kostet immer Geld

Egal, welcher Anbieter und welche App: Sie kostet Geld - "und das müsste über die Abfallgebühren bezahlt werden", stellt die Fachfrau klar. Mit dem Verhältnis von Kosten und Nutzen mussten sich dementsprechend die Senatsmitglieder auseinander setzen. Sie haben sich schlussendlich gegen eine Handy-Software entschieden. Denn, wie Karin Köberlein erklärt: "Der eigentliche Hauptunterschied wäre nur, dass das Internet einen nicht erinnert, eine App täte das."
Doch den Stadträten war das Geld für eine Art Abfall-Wecker zu schade - zumal Handybesitzer manuell auf dem Smartphone einen Wecker einstellen könnten.
Hinzu kommt, dass Stadt und EBB die Entsorgungsrouten und Tourenplanung derzeit überarbeiten - weil zum Beispiel Wohngebiete entstanden sind. Erst, wenn die neuen Strecken festgelegt sind, sei es laut EBB sinnvoll, über eine Abfall-App nachzudenken. Das wäre frühestens 2018 der Fall.
Nach der Entscheidung im Umweltsenat ist das Thema jetzt jedenfalls erst einmal vom Tisch.

Hier gibt es die Informationen:

Abfallkalender kommt jährlich per Post oder kann in der Stadtverwaltung geholt werden; Hier steht er online.

Internet Auf der Homepage des EBB kann man sich sämtliche Termine für jede einzelne Straße heraussuchen.

Erinnerungsservice Anmeldungauf der Internetseite der Stadt Bamberg

Telefon Wer möchte, kann direkt in der Abfallwirtschaft anrufen: 0951/871729.