Zehn Tage über 35 Grad, kaum Regen und schwere Ernteausfälle. Für Klimaforscher Thomas Foken war der zurückliegende Sommer nur ein Vorgeschmack auf das, was Franken in den nächsten Jahrzehnten bevorsteht.
Auch wenn die Nächte herbstlich frisch geworden sind - für den in Bischberg lebenden Klimaforscher Thomas Foken ist der Sommer 2015 noch nicht vorbei. Er brachte wochenlange Gluthitze und Laubfall mitten im August.
Nun hat der frühere Abteilungsleiter für Mikrometeorologie an der Uni Bayreuth die Daten eines bemerkenswerten Jahres zusammengetragen. Das Ergebnis überrascht ihn wenig. Der Sommer 2015 war der zweitheißeste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1879 in Bamberg.
Vom bislang wärmsten, dem so genannten Jahrtausendsommer 2003 trennt ihn weniger als die Mitteltemperatur von 19,7 Grad vermuten ließe. Nur der eher kühle Juni 2015 führte dazu, dass die Durchschnittstemperatur nicht deutlich über 20 Grad lag.
Ansonsten hatten Juni, Juli und August 2015 durchaus beeindruckende, um nicht zu sagen Furcht einflößende Superlative im Gepäck. Zehn Mal lagen die an der Bamberger Wetterwarte gemessenen Temperaturen bei oder über 35 Grad; nur knapp wurden zweimal die 38 Grad verfehlt, ein Wert, bei dem für Menschen der "bioklimatische Hitzestress" kaum noch auszuhalten ist.
Vielleicht noch drastischer bei dieser Hitze: Nur fünf Mal fiel zwischen Juni und August Regen über fünf Liter pro Quadratmeter, insgesamt nur 71 Prozent des langjährigen Mittelwerts. Das seit Frühling herrschende Regendefizit hat sich drastisch verschärft. Es ist bis heute noch lange nicht ausgeglichen, was sich im niedrigen Grundwasserspiegel in Bambergs Brunnen zeigt.
Zwei Grad mehr sind sicher
Foken, vielen im Umkreis bekannt durch Vorträge zum Klimawandel, geht davon aus, dass nach 2015 schon bald der nächste "Jahrtausendsommer" ins Haus steht. Dass es tatsächlich so kommen könnte, ist eine Milchmädchenrechnung, wenn stimmt, was der Weltklimarat und damit die Masse der Klimaexperten als Untergrenze für den prognostizierten Anstieg annehmen: die weltweite Erhöhung der Mitteltemperaturen um zwei Grad.
Was laut Foken das Problem verschärft: Es sind nicht nur die Temperaturen, die ansteigen. Weil das Arktiseis schmilzt und damit der Motor für die Bildung von Tiefdruckgebieten und die vorherrschende Westströmung ins Stocken geraten, "kommen wir häufig in Süd- oder Nordlagen hinein". Die Folge sind sich vermehrende starkregenträchtige oder auch hitze- und dürrelästige Wetterperioden, je nachdem auf welcher Seite eines solchen Druckgebildes wir uns gerade befinden. Nicht umsonst gelten solche Wetterlagen in den Schadensbilanzen der Münchner Rück als Horrorszenario und Ursache für Milliardenschäden.
Ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Mittelmeerhitze anhaltend nach Nordeuropa vorstößt, lieferte der Sommer 2015.
Während sich junge Menschen zur Abkühlung in die Regnitz stürzten, vertrockneten Getreide, Mais und sogar die Bäume.
Noch ist nicht abzusehen, welchen Schaden die Dürre im Stadtbild von Bamberg angerichtet hat. Nur wo regelmäßig bewässert wurde, haben laut Robert Neuberth vom Gartenamt die Neuanpflanzungen überlebt. Aber auch Altbäume haben sichtlich gelitten. Eine Konsequenz scheint heute schon unausweichlich. Nach zwei Jahrtausendsommern binnen zwölf Jahren sind viele traditionelle Arten als Straßenbaum in Frage gestellt. Robert Neuberth: "Birke, Linde, aber auch Ahorn kommen unter solchen Bedingungen an ihre Grenzen."