Ein Bamberger hat ein bedingungsloses Grundeinkommen gewonnen. Ein Jahr lang bekommt er jeden Monat 1000 Euro überwiesen. Einfach so. Er verrät, wie das sein Leben verändert.
Er ist auf der Arbeit, als sein Bruder anruft. Ob er schreien dürfe, fragt der. "Nein, warum?" - "Wir haben ein bedingungsloses Grundeinkommen gewonnen!" - "Ich habe dann doch geschrien", erzählt Jakob Bahmer (Name geändert). Ein Jahr lang bekommt der 25-jährige Pädagogikstudent nun 1000 Euro pro Monat. Geschenkt.
Was klingt wie die Geschichte eines Glücksspiel-Gewinns, ist der Feldversuch der sozialpolitischen Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE): Jeder Bürger soll monatlich einen Betrag erhalten, der seine Existenz sichert - egal ob Arbeitsloser oder Manager. Erste Versuche im kleinen Rahmen gab es unter anderem in Finnland, Brasilien und Namibia. Die Landesregierung von Schleswig-Holstein vereinbarte im Koalitionsvertrag von 2017 einen Modellversuch, der aber noch aussteht. Schneller geht es beim Verein "Mein Grundeinkommen", der Spenden sammelt und das Geld dann verlost, um zu testen, wie die Menschen damit umgehen. Bahmer ist der 267. Gewinner.
Fokussiert auf den Traum
Mit seiner Freundin und einem Mitbewohner sitzt er im Wohnzimmer einer großen Wohngemeinschaft am Michelsberg. Leiser Reggae im Hintergrund lässt vom Strand träumen. Bahmers Hündin streift neugierig herum. Zur Begrüßung bietet der Gastgeber Gemüsereis und Bier an. "Ich habe vor allem deshalb bei der Verlosung mitgemacht, weil ich es jedem Menschen gönne, weil es eine gute Sache ist", sagt Bahmer. Und lächelt. Er lächle jetzt mehr als früher. "Das bedeutet doch auch was für die Gesellschaft", meint Bahmer, der selbst seit Jahren an den Verein spendet, um anderen ein BGE zu ermöglichen. Wie er sich nach dem Gewinn gefühlt hat: "Befreit, fokussiert auf mein Ziel", sagt er. Das sei wegen Arbeit und Studium immer weiter in den Hintergrund geraten. "Nun bin ich für ein Jahr aus dem Hamsterrad raus. Ich muss keine Existenzangst haben. Das eröffnet unendlich viele Möglichkeiten."
Zuerst hat er einfach eine Party geschmissen. "Ich finde, das gehört dazu." Das Geld bekommt er schließlich ohne Bedingung. "Ich könnte auch alles im Puff versaufen", scherzt Bahmer. "Aber das will ich ja nicht. Ich möchte meine Träume verwirklichen und den Menschen etwas zurückgeben." Bahmer hat nach der Schule eine Zimmererlehre gemacht - "vor allem um zu lernen, ein Tiny House zu bauen", verrät der geborene Görlitzer. Tiny Houses sind eine Idee aus den USA: Möglichst wenig Platz und Ressourcen sollen sie verbrauchen, und gleichzeitig mobil sein. Bescheiden in der Natur wohnen mit Gleichgesinnten, das ist Bahmers Traum.
Irgendwann habe er als Zimmerer nichts mehr lernen können, um dem näherzukommen. Er informiert sich weiter bei verschiedenen Interessengruppen. Um sein Leben zu finanzieren, wollte er einen Beruf finden, der ihn erfüllt. "So kam ich in den sozialen Bereich", erzählt er. Nun studiert er Pädagogik in Bamberg, dazu hat er drei Nebenjobs, um für seinen Traum sparen zu können. Jeden Monat hat er ein bisschen Geld beiseite gelegt. "Jetzt kann ich endlich durchstarten!", freut er sich. Dafür hat er auch schon einen Plan ausgearbeitet.
Im April möchte er bei einer Tiny-House-Firma in Österreich für Kost und Logis beim Bauen helfen und so seine Fertigkeiten verbessern. Danach will er damit anfangen, sein eigenes Haus zu bauen. Zwei seiner Mitbewohnerinnen studieren Architektur und helfen ihm beim Erstellen des Bauplans. Ein Gelände in Bamberg hat er zur Verfügung. Bis Juli soll das Dach fertig sein. "Das habe ich auf dem Bau gelernt: Erst mal zumachen", erzählt Bahmer, in schnellen klaren Worten und mit großen Augen, die in die Ferne blicken.
Bestrafen oder belohnen?
Diesen Enthusiasmus gönnt er jedem. Doch auch er sieht einiges kritisch, etwa die Frage der Finanzierung. Außerdem stellt sich auch die Frage der Motivation: Suchen sich Menschen eher eine Arbeit, wenn ihnen Sanktionen vom Jobcenter drohen? Oder wenn ihnen die Sorgen genommen und Vertrauen entgegengebracht werden? "Strafen wirken schon, ich merke das in meiner Arbeit mit Kindern und bei der Erziehung meiner Hündin", räumt Bahmer ein. Aber der Effekt breche ein, wenn die harte Hand nicht konsequent geführt werde. "Wenn ich aber mit Vertrauen und Belohnung arbeite, wollen mir die Kinder und mein Hund gefallen. Das ist doch schöner. Für beide Seiten", sagt er.
geschenkt - (in Ihrer Head.) Das Grundeinkommen ist keine Schenkung. Das Grundeinkommen ist die Befähigung aller Menschen so zu leben, dass Armut kein Thema mehr sein wird. Zusätzlich dazu wird weiterhin ein Einkommen generiert, dass aus einer Tätigkeit geschöpft wird.
www.mein-grundeinkommen.de verschenkt ein BGE auch nicht im Sinne einer Schenkung. Es geht in die Tiefe. Wie werden wir leben mit einem Grundeinkommen. Das ist gönnen gönnen. Das ist ein gönnen der crowdfunder an die/denjenigen, die/der für ein Jahr in den Genuss der Zukunft kommen wird. Wir partizipieren alle an den Erfahrungen dieser Menschen. Hier ist das Buch dazu "Was würdest Du tun?", Econ.
Sie schreiben.............. "finanziellen Sicherheit will Bahmer weiter im sozialen Bereich arbeiten". Ja, das ist der Sinn und Zweck des Bedingungslosen Grundeinkommens. Eine Finanzierung wäre nie sichergestellt ohne diesen Aspekt.
Sie schreiben .........."er bekommt es überwiesen. Einfach so." - Das ist nicht schwer nachzuvollziehen. Ihm stehen für 12 Monate jeden Monat 1000€ zu. Diese müssen überwiesen werden.
Daran sieht man, ohne große Studie, dass Leute die leistungsloses Einkommen erzielen, nur dummes Zeug einfällt. Erst mal ne Party, dann ein Tiny House ein bisschen Urlaub (am besten Fliegen, kost ja fast nix). Völliger Quatsch. Da gibt es bestimmt Leute die unverschuldet in Not sind, denen das Geld wirklich aus der Notlage helfen könnte.
Antwort an Heindoof.
Klar, ich habe auch gefeiert, als mir das Bedingsunglose Grundeinkommen gegönnt wurde. Warum? Weil ich mich gefreut habe, dass ich für meine Lebensleistung be"lohnt" wurde. Ich habe dieser Gesellschaft emotional, sozial, auf dem Arbeitsmarkt, ehrenamtlich schon derart viel gegönnt, dass ich mich über das BGE für EIN Jahr höllisch gefreut habe.
Das Bedingungslose Grundeinkommen steht auch dafür Not, Armut zu lindern, nach Möglichkeit abzuschaffen.
Dies sind die Kriterien des BGE:
Ein Grundeinkommen ist ein Einkommen, das eine politische Gemeinschaft bedingungslos jedem ihrer Mitglieder gewährt. Es soll
die Existenz sichern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen,
einen individuellen Rechtsanspruch darstellen sowie
ohne Bedürftigkeitsprüfung und
ohne Zwang zu Arbeit oder anderen Gegenleistungen garantiert werden.