Als einzige Gemeinde im Flächenlandkreis Bamberg hat Ebrach eine Polizeiwache. Seit zehn Jahren schon. Das wird so bleiben, weil es hier viel zu tun gibt. Die Einrichtung hat sich bewährt.
Zwei Polizei-Autos im Orangerieweg? Das fällt auf. An
einen grün-weißen BMW hat sich die Bevölkerung gewöhnt und weiß: Die Polizeiwache ist besetzt. Auch wenn die offiziellen Dienststunden sich auf montags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 17 bis 19 Uhr konzentrieren, so kommen die Leute mit ihren Anliegen einfach dann, wenn der Wagen in der Einfahrt steht. Das weiß Manfred Kräupl. Er ist
der Polizist, mit dem vor zehn Jahren das Projekt mit der landkreisweit einzigen Polizeiwache begonnen hat. Mittlerweile hat sich die Wache als unverzichtbar erwiesen und Kräupl mit Winfried Kram Verstärkung bekommen.
"36 Kilometer sind es von der Schildstraße in Bamberg zum Orangerieweg in Ebrach", erklärt Werner Rebhan, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bamberg-Land und damit Vorgesetzter der beiden Oberkommissare.
Da bleibt viel Zeit auf der Strecke, wehe wenn's pressiert. Auch ohne Brisanz liefert die Justizvollzugsanstalt jede Menge Arbeit für die Polizei: Hier fallen Vernehmungen von Gefangenen an, sie müssen zu Gerichtsverhandlungen gefahren und Anzeigen zu Vorfällen innerhalb des Gefängnisses bearbeitet werden. Bis es die Wache gab, musste für jeden derartigen Vorgang eine Streife aus Bamberg nach Ebrach fahren, macht Rebhan deutlich. Einer der Gründe, für die Wache. Ein gutes Argument, wie zwischenzeitlich belegt ist. Denn in den Anfangsjahren musste Bamberg regelmäßig ans Polizeipräsidium in Bayreuth "Meldung" in Sachen Wache machen. Aufgrund der steten Erfolgsmeldungen hat sich das nun erübrigt. Ebenso wie der "Rapport" zur Auslastung des zweiten Polizeibeamten in der Wache.
Gut ausgelastet Beide Polizeioberkommissare der Ebracher Wache sind reichlich beschäftigt.
Gut 1100 Vorgänge im Jahr bezeichnet Rebhan im Polizeijargon als "gute Auslastung". Dazu gesellt sich ein weiterer wichtiger Aspekt - der "Eigensicherheitsgedanke". Manche Einsätze sind für einen Polizisten alleine zu riskant, Schlägereien etwa. Oder aber Gefangenentransporte. Gerade bei einem solchen hatten Kräupl und Kram allerdings den einzigen, dafür aber umso heftigeren Unfall seit Bestehen der Wache: Der Dienstwagen kollidierte mit einem Traktor: Totalschaden. "Wir hatten keine Schuld", stellt Kräupl klar. 30 000 Kilometer fallen jedes Jahr für die Ebracher Polizisten an.
Die fahren hier mittlerweile bestimmt schon den achten oder neunten Dienstwagen. "Geleast."
Stichwort Auto. Da würden die Oberkommissare angesichts ihrer Aufgaben und der Topografie des Steigerwalds mit einem anderen Modell wohl besser fahren. Mit einem geländetaug lichen.
Schießlich sind sie nicht nur bei Schnee und Matsch, sondern oft auch auf Waldwegen unterwegs. Nicht unbedingt die Stärke eines verhältnismäßig tief liegenden Dreier BMW.
Neben den üblichen Delikten wie Nachbarschaftsstreitigkeiten, Unfällen, Fahrerfluchten etcetera geht es auf der inmitten des Steigerwald gelegenen Wache öfter auch um Holz-Diebstähle, wie die Herren Oberkommissare wissen lassen. Kräupl hat sogar schon einen Holzdieb auf frischer Tat ertappt: Einen älteren Mann, der seinen Golf randvoll mit ange längtem Holz zugeschlichtet hatte. Er musste alles wieder ausladen und fragte dann, ob er denn tatsächlich noch angezeigt würde. Er wurde. Eine Begebenheit, an dis sich Kräupl erinnert. Eine andere: Bei der Streifenfahrt begegnete ihm ein Bub, der auf der falschen Straßenseite radelt.
Das wollte Kräupl ihm "bereden". Doch der Der Knirps grinste, und erklärte seinerseits dem "Herrn Wachtmeister", er sei Fußballer und Linksfüßler und müsse deshalb links fahren. Kräupl konnte nicht anders, als schallend zu lachen.
Und da gab es dann noch einen besonderen Fall: Eine Serie von 13 verkratzten Autos nahe der Realschule. "Wir vermuteten, dass es ein Schüler gewesen sein müsste", so Kram. Ein Jahr später wurden die Beamten zu einem Ladendiebstahl ins Pfarrbüro gerufen. Die verdächtigten Mädchen verwickelten sich in Widersprüche. Dann warf die eine der anderen vor, sie hätte es wieder einmal übertrieben, wie bei den Autos. "Da wurden wir hellhörig" so Kräupl. Sie hakten nach und siehe da, die Polizisten hatten die Übeltäterin. Ein Beispiel für den Vorteil, wenn die Polizisten ihre Pappenheimer kennen.
"Wir sind eben ganz nah dran an der Bevölkerung", betont Kräupl. Und die fühlt sich angesichts der Polizeipräsens sicherer.
Das bestätigen den Beamten unter anderem auch immer wieder die Bürgermeister der betreuten Gemeinden. Das sind neben Ebrach, Burgwindheim, Schlüsselfeld, Schönbrunn, Lisberg, Trabelsdorf und Priesendorf. Die drei Letzten kamen zum ursprünglichen Bereich mit dem zweiten Beamten hinzu.
Eindruck gemacht Das selbstgemalte Bild eines Kindergartenkindes an einem Schrank lässt ein bisschen erkennen, wie sehr der Polizei-Besuch hier Eindruck gemacht hat. Vielleicht wecken Kräupl und Kram in dem einen oder anderen ja den Wunsch, selbst Polizist auf einer Ortswache zu werden. Schön, wenn sich einer aus der Region, wie die zwei, interessieren würde, meint auch Werner Rebhan.
Denn die Ebracher Wache wird nach ihren ersten zehn Jahren wohl auch in der Zukunft gebraucht.
Für den 52-jährigen Kräupl und seinen vier Jahre älteren Kollegen gibt es jedenfalls keine schönere Arbeit, erklären die beiden Dorfpolizisten, bevor sie mit Rebhan ihren Beitrag zum Großeinsatz in der Nähe besprechen.