Zwei Visionäre und die Klinik der Zukunft

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Telemedizin, Gastronomie, Parkhaus und beste Versorgung: So soll das Krankenhaus künftig aussehen.

Dass Eugen Münch, Gründer des Rhönklinikums, anderen oft einen Schritt voraus ist, ist bekannt. Nun zeigt er das erneut mit seiner Vision vom "Krankenhaus der Zukunft." Mit im Boot hat er den Vorstand Medizin der Rhön Klinikum AG und Ärztlichen Direktor der Neurologischen Klinik, Professor Bernd Griewing. Das wiederum zeigt den Unternehmermut, denn die Investitionen werden aus Eigenmitteln gestemmt. Nun hat Professor Griewing das Campus Konzept den Mitglieder des Kreistags Rhön-Grabfeld vorgestellt.

Bereits zuvor hat er auf Anfrage dieser Zeitung das Modell vor Ort erläutert. Schnell wurde dabei klar, dass das Krankenhaus von morgen, das in Bad Neustadt am Campus entsteht, etwas ganz Neues in der Kliniklandschaft ist. Hintergrund ist der Anstieg der Patienten durch die immer älter werdende Bevölkerung, was zu einer Personalknappheit führen wird. In Großstädten könnte es zu einer Überversorgung, auf dem Land zur Unterversorgung kommen. Bereits jetzt stellen Patienten hohe Ansprüche an Behandlung und an die Verfügbarkeit der Ärzte. Genau hier greift das Campus-Modell mit der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum.

Beim Rundgang zeigt sich: In der Glaskuppel der einstigen Psychosomatischen Klinik sind die Vorstellungen vom Krankenhaus von morgen fast schon greifbar. Hier stehen Palmen, größere Bäume, ja sogar ein Vogel zwitschert. "Hier kommen unsere Patienten als erstes an, wenn sie vom Parkhaus, das derzeit entsteht und direkt angrenzt, in die medizinischen ambulanten und klinischen Funktionsbereiche am Campus kommen," sagt Griewing. Mit Krankenhausatmosphäre hat dies nichts mehr zu tun, eher mit einer Wohlfühloase. "Genau das soll es sein!", sagt der Ärztliche Direktor der Klinik. Die Ankommenden erwarten hier verschiedene Patientenservices, ein persönlicher Empfang mit Info-Point, eine Gastronomie und die Möglichkeit zur Einwilligung in die elektronische Patientenakte. Eingebunden wird eine "Digitale Erlebniswelt" für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter mit digitaler Anamnese, digitalem Wege-Leitsystem, Online Terminmanagement, dem Medical Cockpit oder auch Robotik - Entwicklungen aus diversen Kooperationen der letzten und kommenden Jahre.

Vom Obergeschoss des Atriums aus hat man einen weiten Blick auf die Baustelle, erkennt den Neubau des Krankenhauses und das geplante Zentrum für ambulante Medizin. Etwa 30 Fachärzte sollen hier ihre Praxisräume haben, sowie ambulante Operationssäle. Als Gesundheitsdienstleister stehen unter anderem eine Apotheke, Sanitätshaus, Gesundheitsberatung oder auch therapeutische Angebote zur Verfügung.

Weitere Angebote sind Telemedizin, ein Informations- und Beratungsbereich Rettungsdienst und Altenpflege. Der Professor erwähnte gastronomische Angebote, Banken, Friseur, Ladengeschäfte und eine große Plaza - sozialer Treffpunkt am Campus, auf alle Generationen ausgerichtet. Alle Flächen im ambulanten Zentrum sind bereits für den 1. Bauabschnitt weitgehend vergeben. Die Glaskuppel zur ambulanten medizinischen Versorgung wird den Mittelpunkt am Campus bilden.

Auch die bisherigen Glaskuppeln werden erhalten bleiben und bilden Orte des Rückzugs für die Menschen. Neue Prozesse bestimmen den Campus - jeder Patient soll an den Ort seiner adäquaten Behandlung geleitet werden, möglichst die ambulante fachärztliche Versorgung vor dem stationären Aufenthalt in der Klinik. Eine Vision also ist das längst nicht mehr, eher schon Realität. Das alles hat mit dem Begriff "Campus" zu tun, erklärt Griewing. Damit wolle sich das Rhön Klinikum in der ländlichen Rhön als Vollversorgermodell gegenüber Ballungsräumen positionieren. Dazu gehören ambulante medizinische Versorger ebenso wie Dienstleister, das Bayerische Rote Kreuz sowie andere örtliche und überregionale Leistungsträger. Von aktuell ca. 40 Fachärzten im Ärztlichen Kreisverband Rhön Grabfeld wollen 30 Ärzte bis in das Jahr 2020 das Angebot am Campus annehmen und hier mit anderen Ärzten, Therapeuten und Pflegediensten in der Kliniken verzahnt arbeiten.. Das Modell bringt letztendlich eine bessere Versorgung in die Fläche. Insbesondere für medizinische Fachkräfte ist der Campus in vielfacher Hinsicht dann überregional attraktiv, auch die Kindertagesstätte soll daher in späteren Bauabschnitten erweitert werden.. Eine Win-Win-Situation für Alle.