374 Tage weg von zu Hause, 374 Tage in fremden Kulturen unterwegs, 374 Tage Abenteuer. Andreas Wittmann aus Unterleichtersbach und Korbinian Schneider aus Bad Brückenau waren über ein Jahr auf der ganzen Welt unterwegs.
Alles begann an Weihnachten 2011. "Wir haben uns seit langem mal wieder getroffen und einen Plan geschmiedet. Kurz darauf stand unsere Entscheidung fest", erzählen Andreas Wittmann und Korbinian Schneider. Die beiden würden eine Weltreise machen. Und zwar ein ganzes Jahr. Doch bevor es losging, mussten erst einmal zahlreiche organisatorische Dinge geklärt werden.
Was für Impfungen? Welche Versicherungen? Urlaub nehmen oder einfach kündigen?
Die beiden kündigten ihre Jobs. Die Reiseziele bestimmten sie spontan. "Ich habe daheim eine große Weltkarte, auf der alle Länder verzeichnet sind. Jeder von uns hat dann seine Ziele mit Stecknadeln markiert", erinnert sich Andreas. Die Übereinstimmung war recht groß. Nun ging's ans Buchen der Flüge.
Andreas und Korbinian entschieden sich für das "Around the World Ticket". Zwar mussten sie sich vorher schon Gedanken machen, wie lange sie wo bleiben wollten - eine Umbuchung vor Ort von plus oder minus zwei Wochen war aber kein Problem.
Ein Rucksack muss reichen Doch was mitnehmen? Diese Fragen stellten sich die beiden als nächstes.
Ein 60 bis 70 Liter-Rucksack vollgepackt mit allerhand Kleidung, einer Erste-Hilfe-Ausrüstung, Wanderschuhen und anderer Kleinigkeiten, das musste reichen. Und vor allem, wie viel Geld mitnehmen? "Grundsätzlich rechnet man mit 1000 Euro pro Monat allein an Unterhaltskosten", rechnet Korbinian vor. "Mal mehr, mal weniger, je nach Land. Aber grundsätzlich wollten wir so leben wie die Einheimischen." Auf ihrer Reise hatten die Wanderer das Ziel, den größten Teil ihrer
Strecken zu Fuß zurückzulegen, abseits der Großstädte. "Wir wollten das Land und die Menschen an sich erleben", erzählt Andreas.
374 Tage, vier Kontinente, 2,3 Mal um die Welt. "Sich frei bewegen und machen, was man will", schwärmt Korbinian noch immer. Die zwei stiegen auf einen Fünftausender in Nepal, fuhren durch die Salzwüste in Bolivien und schauten an der "Great Ocean Road" in Australien auf die zwölf Apostel.
Insgesamt
legten die beiden 92.391 Kilometer zurück. Eine App, die sich die beiden auf ihren I-Pod gezogen hatten, zählte mit: 63.160 Kilometer mit dem Flugzeug, 15.170 Kilometer mit dem Bus, 10.259 Kilometer im Auto, 2300 Kilometer auf den Schienen und 1078 Kilometer mit dem Boot.
Verfolgungsjagd in China Auch einige Risiken und kleine Unfälle waren mit inbegriffen.
Zum Beispiel der Zusammenstoß mit der chinesischen Polizei. "Wir hätten anscheinend nicht mehr auf der chinesischen Mauer sein sollen", erinnert sich Andreas. "Da gab es dann nur zwei Möglichkeiten: Stehen bleiben und aufgeben oder mit unserem gesamten Gepäck die Flucht ergreifen."
Die Entscheidung nahm ihnen ein Mitreisender ab, den sie zuvor kennengelernt hatten. Plötzlich setzte er zum Spurt an und die beiden folgten ihm so schnell sie konnten.
Die Nacht verbrachten dann alle gemeinsam in einem Wachturm, um am nächsten Morgen in aller Frühe weiterzuziehen. Glück gehabt!
Auch ein Motorradunfall von Korbinian gehörte leider mit dazu. "In diesen Ländern herrscht ein ganz anderer Fahrstil", erzählt er. Der Verursacher lud ihn anschließend zu Bier, Reisschnaps und Essen bei sich daheim ein und ersetzte ihm den Schaden - eine andere Art der Wiedergutmachung.
Aber auch ein Angriff von einem Walhai und einem Braunbär waren Vorfälle, bei denen beiden ganz anders wurde.
Zwischendurch trennten sich die Wege der beiden. Korbinian reiste alleine in den Vietnam während Andreas die Zeit in Kambodscha verbrachte. Am 23. Dezember trafen sich beide in Singapur wieder und feierten gemeinsam Weihnachten.
Sicher nicht die letzte Reise In ihrer Zeit haben beide viele schöne Dinge erlebt. Zu den Höhepunkten zählt unter anderem ein Bier in einem indischen Elefantenstall: "Wir wollten uns Abends noch ein Bier holen, da wurden wir von einen Einheimischen angesprochen und eingeladen", sagt der 28-jährige Andreas.
Ehe sich die zwei versahen, standen sie mitten in einem Elefantenstall und um sie herum waren 25 Elefanten. Also setzten sie sich auf den Boden und tranken ihr Bier.
Viele Leute haben die beiden auf ihrer Reise getroffen und einige sind auch ihre Freunde geworden. Besuch aus der Heimat bekamen sie in dieser Zeit auch. Ein gemeinsamer Freund und der Bruder von Andreas besuchten die beiden.
"Wir haben uns ein Netzwerk von Freunden in der ganzen Welt aufgebaut", erzählt Korbinian, ebenfalls 28 Jahre alt. In Kanada konnten sie kostenlos bei Leuten wohnen, die sie auf ihrer Weltreise kennengelernt hatten. "Sie waren nicht einmal daheim. Der Schlüssel lag draußen und uns wurde gesagt, wo wir alles finden", erzählt Korbinian.
"Zwischen uns gab's im Grunde keinerlei Streitigkeiten, immerhin hatten wir die selben Ziele", sagt Andreas.
Auf die Frage, ob sie es wieder machen würden, antworteten beide mit einem klaren "Ja, wieso nicht?". "Die Liste der Länder wird nicht kürzer, sondern länger", sagt Korbinian.
Zurück in der Heimat wartet wieder viel organisatorischer Aufwand: Versicherung, Behördengänge, Arztbesuche. "Wir müssen uns jetzt neue Jobs suchen", erzählen die beiden. Wie es weitergeht, ist noch offen.
"Die Reise verändert einen persönlich", sagt Andreas. Auch aus negativen Erlebnissen gewannen beide etwas Positives für ihr Leben. Es war bestimmt nicht ihre letzte Reise.