Wohin mit den Schulkindern am Buß- und Bettag?

3 Min
Symbolfoto: Carmen Schmitt
Symbolfoto: Carmen Schmitt

Berufstätige Eltern haben jedes Jahr am Buß- und Bettag dasselbe Problem: Wer kümmert sich um die Schulkinder? Die Angebote von Arbeitgebern sind rar.

Seit 1995 haben Eltern mit schulpflichtigen Kindern am Buß- und Bettag ein echtes Problem. Sie müssen zur Arbeit, ihre Kinder haben frei. Der Buß- und Bettag ist seit fast zehn Jahren als gesetzlicher Feiertag abgeschafft, bleibt aber ein evangelischer Feiertag. Viele Eltern, die heute arbeiten gehen, stecken dadurch in einem Betreuungsdilemma: Wohin mit dem Nachwuchs?

Für die Erzieherinnen des Sinnberg-Kindergartens in Bad Kissingen ist der Buß- und
Bettag kein regulärer Arbeitstag. Die Einrichtung mit dem evangelischen Träger hat sich trotzdem auf einen "normalen Kindergartentag" eingestellt, sagt Leiterin Stephanie Gläser. 100 Kinder zwischen einem und drei Jahren werden dort betreut. Einige Mitarbeiterinnen haben heute selbst frei, um auf ihre Kinder aufzupassen, erzählt die Leiterin. Andere hätten "Omas aktiviert".

Bibeltag schnell ausgebucht

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Bad Kissingen veranstaltet jedes Jahr einen Kinderbibeltag am Buß- und Bettag, an dem sich die Kinder von morgens bis zum Mittag mit der Bibel beschäftigen. Eltern müssen ihren Nachwuchs zeitig anmelden. Die 25 Plätze sind jedes Jahr heiß begehrt.

Weniger Resonanz hat die Stadt auf ihr Betreuungsangebot bekommen. Karin Reitelbach vom Jugendreferat relativiert: "Die Resonanz wäre schon da, wir waren nur zu spät dran in diesem Jahr." Zum ersten Mal wollte die Stadtverwaltung am Buß- und Bettag eine Betreuung für die Schulkinder ihrer Mitarbeiter anbieten. "Es betrifft ja viele von uns", sagt Karin Reitelbach. Sie hat selbst zwei Kinder und sich an diesem Tag immer frei genommen, um für sie zu Hause zu sein. In Gesprächen mit anderen Eltern, die bei der Stadt arbeiten, stellte sich heraus, dass einige ein Betreuungsangebot gerne in Anspruch nehmen würden. "Es war heuer einfach zu kurzfristig", sagt Karin Reitelbach. "Viele Eltern hatten schon Urlaub genommen für diesen Tag." Trotzdem habe sie viele Rückmeldungen bekommen. "Der Bedarf ist auf jeden Fall da."

Am Buß- und Bettag im nächsten Jahr soll es ins Bad Kissinger Jugendzentrum gehen, wo sich Pädagogen um die Kinder der Mitarbeiter kümmern, sagt Karin Reitelbach. Dort warten viele Spiele auf den Nachwuchs: Darts, Airhockey und Kicker, zählt sie auf.

Zu Besuch bei der Arbeitsstelle

Beim Bad Kissinger Wasserwirtschaftsamt gibt es seit 2007 einen Betreuungstag für die Schulkinder der 80 Mitarbeiter. Sie rannten offene Türen bei ihrem Chef ein, als sie ihn auf ein Kinderprogramm am Buß- und Bettag ansprachen, erzählt Heike Manger. Sie organisiert mit Kollegen den Tag. Heute werden die Kinder zwischen sechs und 14 Jahren mit einem GPS-Gerät auf dem Gelände des Wasserwirtschaftsamts auf Schatzsuche gehen.

Im Mittelpunkt stehen bei dem Betreuungstag Themen rund ums Wasser: "Wie wirkt sich ein Verkehrsunfall auf das Grundwasser aus?" Die Kinder machen Probebohrungen und mikroskopieren Kleinstlebewesen, sagt Heike Manger. Auch das "Leitungswirrwarr" des Kurhausbads hätten sie schon unter die Lupe genommen. Zehn Kinder sind heute angemeldet. "Wenn man keine Oma hat, kann man sich sonst ja nur frei nehmen. Die Nachfrage ist auf jeden Fall da."

Bei den Heiligenfeld Kliniken in Bad Kissingen gibt es alle zwei Jahre einen "Kindermitbringtag" am Buß- und Bettag. Dann können Eltern und Großeltern ihren schulpflichtigen Kindern oder Enkeln ihren Arbeitsplatz zeigen. Die Integrations- und Familienbeauftragte der Heiligenfeld Klinik organisiert für diesen Tag ein Programm für die Kinder.

Im vergangenen Jahr gab es eine Haus-Rallye, ein gesundes Mittagessen und einen Mitarbeiter, der seine Zauberkünste vorführte, berichtet Pressesprecherin Kathrin Schmitt. Auch die Gesundheitsvorsorge wurde beachtet. Die Kinder legten Entspannungseinheiten ein und zogen ein paar Bahnen im Schwimmbad. "Der 'Kindermitbringtag' wird sehr gut angenommen", sagt Kathrin Schmitt. Im vergangenen Jahr haben Angestellte 30 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren mitgebracht.

Keine Betreuung in Firma

In diesem Jahr müssen sich auch die Heiligenfeld-Mitarbeiter anders arrangieren und ihre Kinder anderweitig unterbekommen. Dennoch, mit dem Angebot im Zweijahresrhythmus kommt die Klinik ihren Angestellten weiter entgegen als manch starke Firma der Region, wie etwa Hanse Haus, GKN Sinter Metals oder Staatlicher Mineralbrunnen in Bad Brückenau, die keine Kinderbetreuung an diesem Tag bieten.

"Für viele Eltern ist es dringend notwendig, dass sich jemand um die Kinder kümmert, während sie auf der Arbeit sind", sagt Armin Rumpel vom Hort im Studienseminar St. Josef in Münnerstadt. 50 Kinder von der ersten bis zur neunten Klasse werden dort nach dem Unterricht umsorgt. "Wenn beide berufstätig sind, sind sie auf so einen Hort angewiesen." Der Erzieher ist auch während der Ferienzeit für die Kinder da, wenn ihre Eltern arbeiten gehen. Mama und Papa können bei ihm die "Ferienaktion" buchen und der Nachwuchs ist an schulfreien Tagen versorgt. So wie heute. "Es gibt doch nichts besseres", sagt der Erzieher und lacht, "freie Tage ohne Hausaufgaben - da können die Kinder spielen und einfach zusammen sein." Das sieht sicher nicht nur Armin Rumpel so.


Hintergrund Am Buß- und Bettag haben Schulkinder frei, Arbeitnehmer nicht. Er ist ein Feiertag der evangelischen Kirche. Seit 1995 ist der Buß- und Bettag kein gesetzlicher Feiertag mehr, mit einer Ausnahme: Sachsen.