Die Shakespeare Company Berlin sorgte wieder einmal für ein ausgelassenes Vergnügen.
Es gab ein volles Haus, ein mit den Schauspielern auf der Bühne begeistert kommunizierendes Publikum, fröhliche Mitmacher in den ersten Reihen und ständiges Gelächter und Applaus von Anfang an: Die sechs Schauspieler der "Shakespeare Company Berlin" sorgten für ausgelassenes Vergnügen beim Publikum des Theaterrings.
Eigentlich geht es in der Shakespeare-Komödie, die sie als Ersatz für den "Kaufmann von Venedig" mitbrachten, um verdammt ernste Themen: Tyrannei, Vertreibung, merkwürdig aktuelle Asylsuche mit Obdachlosigkeit, Hunger, Furcht vor einer unbekannten Umgebung. Es geht um die essentiellen Dinge der Conditio humana: Begrenztheit eines jeden Menschenlebens, denn die "ganze Welt ist eine Bühne", auf der wir auf- und abtreten nach sieben Stationen bis hin zum zahnlosen, gebrechlichen Alter und Tod. Doch bleibt das bei Shakespeare, dem raffinierten Entertainer, lediglich eine philosophische Tiefenschicht. Er wollte spannendes Volkstheater für alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen schaffen und dabei mit seinen Einsichten nicht hinterm Berg halten, was ihn unbestritten zum größten Autor aller Zeiten machte, weil er wie kein anderer den Nutzen und das Vergnügen an der Kultur zu vereinbaren wusste.
Im Männerkostüm
"Wie es euch gefällt" rückt in seiner Inszenierung nahe dran ans wirkliche und heutige Leben; die Darstellung der Geschlechterrollen war für die damalige Zeit revolutionär. Während in den Tragödien die höchsten Potentaten, Könige, Herzöge das Schlusswort haben, in den Komödie häufig die weisen Narren, die über dem Geschehen stehen, tritt uns hier eine selbstbewusste Frau gegenüber. Sie ist die zentrale Gestalt und durch Flucht und Untertauchen gezwungen, im Männerkostüm die Liebe ihres Orlando wachzuhalten. Ein herrliches Geplänkel, dem der Autor als flankierende Alternativen die Blitzliebe zwischen Orlandos Bruder Oliver und ihrer Cousine Celia, die pragmatisch ausgehandelte Liebe zwischen dem Narren Probstein und der Schäferin Audrey und die mehr oder weniger erzwungene Liebe zwischen dem in seine Phoebe vernarrten Schäfer Silvius als Spiegelbilder zur Seite stellt. Das ist aber nur der Kern der Geschichte, denn es gibt parallel zwei verfeindete Brüderpaare und die gesamte Hofgesellschaft des abgesetzten Herzogs, die sich mit ihm in den Wald von Arden ins Asyl begeben hat.
Zwanzig Rollen sind das bei Shakespeare, 15 davon stellen die sechs Schauspieler der Shakespeare Company im rasanten Kleiderwechsel (Kostüme: Gabriele Kortmann) dar; drei spielen Gitarre und alle singen die bei Shakespeare so wichtigen im Text als solche ausgewiesenen Songs zu Melodien unserer Zeit (Musik: Toni P. Schmitt).
Kniffs und Tricks
Auf einer wie bei Shakespeare weitgehend leeren Bühne (Bartholomäus Klepper) werden drei Metallkisten immer wieder verschoben, umfunktioniert, was nicht zuletzt wie so viele andere Kniffs und Tricks Zeit für die Umziehpausen schafft, ohne dass der Zuschauer das wirklich bemerken würde.
Alles bleibt ständig in Bewegung, mal kommen die Spieler als Wald- und Weidetiere auf die Bühne, mal spielen sie Bäume oder engagieren das Publikum als Birke, Erle, Buche, damit Orlando ihnen seine hanebüchenen Liebesgedichte an Rosalinde anhängen kann.
Ein Schauspieler, mehrere Rollen
Bis auf die Darstellerin der Rosalinde gaben alle mehrere Rollen. Es war bei allen begeisternd zu sehen, wie gut die Rollenwechsel funktionierten, wie klar die Charaktere bzw. Typen trotzdem herausgearbeitet wurden. Kim Pfeiffer war als Rosalinde das Zentrum der Aufführung, spielte deren Liebe, ihre Eifersucht, aber auch ihr sehr modernes Zweifeln an ihrer Beziehung, ihr Vergnügen am Nasführen ihres geliebten Orlando wie auch ihre Furcht vor dem Abstürzen aus dem Liebestaumel sehr eindringlich.
Die Berliner kamen und siegten durch diese rundum stimmige, sowohl Shakespeare als auch dem Publikum des 21. Jahrhunderts gerecht werdende Aufführung. Das Publikum spielte, lachte, kommentierte nicht nur begeistert mit, sondern feierte die Truppe mit vielen Bravos und langem Applaus.