Wenn das Bauramadla rappt

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Was trug man vor 150 Jahren unter der Tracht? Rhönbomber natürlich! Anna Krug erklärte die "Dessous", ihre Tänzer zeigten die Schmuckstücke.
Was trug man vor 150 Jahren unter der Tracht? Rhönbomber natürlich! Anna Krug erklärte die "Dessous", ihre Tänzer zeigten die Schmuckstücke.
Sie sind immer ein Knaller mit ihren frechen und lustigen Liedern - die vier "Weibsbilder" der Kaufmannsware. Fotos: Peter Klopf
Sie sind immer ein Knaller mit ihren frechen und lustigen Liedern - die vier "Weibsbilder" der Kaufmannsware.  Fotos: Peter Klopf
 
Typische fränkische Figuren- und Rundtänze zeigte die Trachtenvolkstanzgruppe des Rhönklubs Bad Kissingen. Fotos: Peter Klopf
Typische fränkische Figuren- und Rundtänze zeigte die Trachtenvolkstanzgruppe des Rhönklubs Bad Kissingen.  Fotos: Peter Klopf
 
Typische fränkische Figuren- und Rundtänze zeigte die Trachtenvolkstanzgruppe des Rhönklubs Bad Kissingen. Fotos: Peter Klopf
Typische fränkische Figuren- und Rundtänze zeigte die Trachtenvolkstanzgruppe des Rhönklubs Bad Kissingen.  Fotos: Peter Klopf
 
"Schorsch Du mußt immer die Mädlich fragen, ob sie evangelisch oder katholisch sind", sinnierte der Grettschter Dreigesang bei seinem Lied "Schorsch, du musst jetzt nach Amerika." Fotos: Peter Klopf
"Schorsch Du mußt immer die Mädlich fragen, ob sie evangelisch oder katholisch sind", sinnierte der Grettschter Dreigesang bei seinem Lied "Schorsch, du musst jetzt nach Amerika."  Fotos: Peter Klopf
 
Klein aber fein - die Grettschter Dorflindenmusik. Fotos: Peter Klopf
Klein aber fein - die Grettschter Dorflindenmusik.  Fotos: Peter Klopf
 

Der Fortschritt ist auch in der Rhön angekommen. Das machten die Protagonisten beim Fränkischen Heimatabend deutlich.

"Dös is mei Tochter, dös is mei Tante, des ist mei Nichte, dös mei Mudder." Wenn die "Kaufmannsware" sich vorstellen, muss man als Zuhörer schnell schalten, um alles richtig zu begreifen. Hinter der "Kaufmannsware", den "Wilden Schlehen aus der Rhön", wie sie sich auch noch nennen, verstecken sich vier blitzsaubere "Weibsbilder" - wie man in Franken auch sagt - aus der Region um den Kreuzberg. Alle vier sind miteinander verwandt.

Mit Musik und frechen leicht frivolem Gesang im Rhöner Dialekt begeisterten Edith Hüttner (Tuba), Angelika Enders (Flügelhorn), Theresa Seiffert (Klarinette) und Ilona Zirkelbach (Akkordeon) immer wieder ihre Zuhörer. "Ich will'n Moo, mit nem großen Bulldog, wo mer drauf steigt und ob'n roo guckt", war eines der lustigen Lieder, die auch Nichtfranken nach genauem Zuhören gut verstanden.


Witz und Selbstironie

Mit viel Witz und subtiler Selbstironie begeisterten die vier "Wilden Schlehen aus der Rhön" das Publikum beim Fränkischen Heimatabend im Rossini-Saal. Kaufmannsware heißen sie, weil sie alle von der Familie Kaufmann abstammen. Da sie aus dem Ort Weisbach im Landkreis Rhön-Grabfeld stammen und die Weißbacher volkstümlich die Schlehenhecken heißen, haben sie den Namen "Wilde Schlehen" auch noch übernommen.
Mit selbstgedichteten Liedern ist ihnen nichts heilig. Mit dem "Thermomix-Lied" nahmen sie den Konsum beim Vorführabend auf die Schippe. "Der Fortschritt ist auch in der Rhön angekommen. Beschwipste Frauen kaufen jeden Scheiß", so ihr Fazit. So blieb nicht nur bei ihnen, sondern auch bei den anderen Mitwirkenden des Abends kein Auge trocken.
"Wenn man die fränkische Seele kennenlernen will, muss man die fränkische Sprache verstehen. Denn Mundart ist eine Sprache, bei der die Seele Atem schöpft." Wenn Gabi Kanz, die Organisatorin des Fränkischen Heimatabends, dieses Loblied anstimmt, dann trifft sie damit des Pudels Kern. Denn die fränkische Sprache offenbart eine facettenreiche Kultur und gewährt einen verschmitzten Blick tief in die Seele der vermeintlich allzu verschlossenen Franken.
Mit Liedern, Mundartgedichten, Musik und Tanz wird die langsam in Vergessenheit geratene Kultur zwischen Saale und Rhön wachgehalten. Das Lied vom "Bauramadla" ist ein bekanntes fränkisches Volkslied. Dass man daraus auch einen Song für Rapper machen kann, bewies auf lustige Weise der Grettschter Dreigesang. Früher hieß es "wenn der Vatter mit der Mutter auf die Kirmes geht" beim Rap heißt es: "Wenn der Neffe mit der Tante auf die Kirmes geht!"
Als kleines "Blechle" - als kleine Blaskapelle - präsentierte sich die "Grettschter Dorflindenmusik". Mit Marsch, Walzer oder Rheinländer spielten sie Musikstücke, die früher bei den Dorfbällen riesigen Anklang fanden. Wie man sich im Takt dazu bewegt, zeigte die Trachten-Volkstanzgruppe des Rhönklubs Bad Kissingen mit ihren schwungvollen Rund- und Figurentänzen.


Was trug man drunter?

Doch nicht nur ihre Tracht und ihre Tänze standen im Fokus, sondern auch das, was man vor 150 Jahren darunter trug. Heute sagt man "Dessous". Der "Frangge" war nicht so poetisch, für ihn waren das die "Rhönbomber". Besonderen Beifall fand bei den Tänzern der elfjährige Johannes, der zusammen mit seiner Tante Simone das Tanzbein schwang.
Wie immer war auch dieser Fränkische Heimatabend ein interessanter Spaziergang durch das herrliche Franken, bei dem nicht nur den Gästen der Kurstadt das Herz aufging. Auch als Einheimischer war man von der Vielseitigkeit des fränkischen Brauchtums berauscht. "Wir haben in der Rhön a annera Sprach, als wie die hier - nur versteht uns keiner", flöteten die Kaufmannsware. Gerade diese Vielfalt an Sprache, Brauchtum und Kultur machen die "Franggen" und auch den Fränkischen Heimatabend immer wieder so spannend.