Wann ist ein Huhn glücklich?

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Die Hühner der Familie Leuner picken auf der Wiese nach Futter. Doch es braucht mehr als nur Platz, damit sie zufrieden sind.
Die Hühner der Familie Leuner picken auf der Wiese nach Futter. Doch es braucht mehr als nur Platz, damit sie zufrieden sind.
Marcel leuner

Osterzeit ist Eierzeit. Drei Direktvermarkter aus dem Landkreis Bad Kissingen sprechen über eine gute Haltung. Und was sie in diesem Jahr verwundert.

In den vergangenen Jahren wurde das Thema Tierwohl bei der Bevölkerung immer beliebter, Massentierhaltung immer negativer angesehen. Passend zur Osterwoche soll es also hier um das eierlegende Geflügel im Landkreis gehen.

Der Vorteil im Landkreis: In dieser ländlichen Region gibt es einige kleine Bauernhöfe mit Hühnern, die draußen erkunden, picken und scharren können. Dass sie das auch tun, ist schon das erste Anzeichen für deren Zufriedenheit, sagt Frank Vogler vom Familienbetrieb Voglers in Neuwirtshaus.

aktiv, nicht apathisch, ist neugierig, nutzt den Auslauf

Der Betrieb hat mit 50.000 Hühnern eine herausragende Größe im Landkreis. Vergangenes Jahr wurde Vogler von agrarheute als Landwirt des Jahres 2021 der Kategorie Geflügelhaltung ausgezeichnet.

Mario und Diana Hümpfer haben rund 550 Hühner auf ihrem Naturland-Hof in Großenbrach. Hümpfer beschreibt ein glückliches Huhn so: "Es ist aktiv, nicht apathisch, ist neugierig, nutzt den Auslauf und ist nicht verängstigt." Letzteres sei manchmal der Fall, wenn es im Winter zu vermehrten Habichtangriffen kommt. Das merken die Tiere.

Glänzendes Federkleid: Ein gutes Zeichen

Auch an einem glänzenden, vollen Federkleid lasse sich erkennen, dass es den Hühnern gut geht, so Hümpfer. Wichtig sei, ihnen ein Staubbad anzubieten.

Dass sie das auch nutzen, ist ebenfalls ein Zeichen der Zufriedenheit, wie Familie Leuner von Naturlandhof in Hetzlos weiß. Seit 2021 führen sie 150 Hühner mit Naturland-Siegel. Die kleinen Steinchen und der Sand im Staubbad helfen dem Huhn, sich zu säubern.

Genügend Platz und etwas zum Verstecken

Natürlich ist Platz und Auslauf wichtig für die Tiere. Im Biobereich sind es sechs Hühner pro Quadratmeter im Stall, vier Hühner pro Quadratmeter draußen. Die Betriebe in der Region bieten oft mehr: Allein im Auslauf hat ein Huhn bei den Hümpfers beispielsweise mehr als fünf Quadratmeter für sich.

Zu viel Platz kann ein Huhn außerdem nicht haben, sagt Frank Vogler. Je weiter sie sich ausweichen können, umso besser. Sein Hof ist zwar konventionell geführt, wo die Vorgabe im Stall bei neun Hühnern pro Quadratmeter liegt, kommt aber mit sieben Hühnern pro Quadratmeter fast an die Bio-Vorgabe heran (sechs).

Das Huhn war früher zwischen Bäumen und Gestrüpp unterwegs

Draußen braucht es mehr als eine plane grüne Wiese, wie Hümpfer erklärt: "Hühner waren früher eigentlich Dschungelbewohner. Deswegen stellen wir draußen kleine Häuschen oder alte Wagen auf, dass die das als Deckung nutzen können." Möglich seien auch Hütten oder Hecken.

"Ein Huhn ist immer auf Futtersuche."

Das Futter spielt fürs Federvieh auch eine große Rolle, wie Vogler weiß: "Ein Huhn ist immer auf Futtersuche. Etwa ein Dreiviertel des Tages." Wichtig ist ein hoher Eiweißwert. Hümpfer bemerkt: "Die Henne ist ein wählerisches Tier: sie sucht sich die besten Teile gerne raus."

Mit ein paar Tricks klappe es aber, dass sie alle wichtigen Nährstoffe aufnehme. "Ein Huhn muss in der Landwirtschaft gut versorgt sein. Das sind Hochleistungstiere, das muss man auch so gestalten, dass das passt", sagt Vogler.

Spielzeug brauchen Hühner keines, damit ihnen nicht langweilig wird. Hümpfer bietet ihnen jedoch sogenanntes "Beschäftigungsfutter" an. Mit ein paar Karotten oder Kartoffeln seien sie immer ganz glücklich.

Wie ein gutes Ei aussieht

Der Naturlandbetrieb Leuner erklärt dass sich ein Ei, das von einem glücklichen Huhn stammt, am Dotter erkennen lässt: "Umso mehr frisches Grünfutter, umso orangener ist das Eigelb." Durch abwechslungsreichere Ernährung und Tageslicht enthielten Bio-Eier mehr Vitamin A, D und E sowie Betacarotin und Omega 3. Pro Jahr produziert eine Henne außerdem zwischen 260 bis 320 Eier, weiß Vogler.

Regelmäßige Kontrollen

Um als Freiland zu zählen, braucht es täglichen Zugang zu Licht und frischer Luft. Um als Bio zu zählen, braucht es neben genügend Platz, Bio-Futter, ausreichend Tränken und Nester und viel Licht im Stall auch eine Nachtruhe von mindestens acht Stunden und einen Hahn pro 50 Hennen.

Diese Vorgaben werden jährlich von drei Stellen kontrolliert: dem Verband (Naturland), der Öko-Kontrollstelle und dem Veterinäramt. "Aus meiner Sicht geht es nicht besser", sagt Landwirt Marcel Leuner.

Kükentöten-Verbot schlägt den Preis auf

In den vergangenen Monaten wurde es für Landwirte teurer, Eier zu produzieren. Zum einen spielt in den Preis, dass es in Deutschland seit Beginn des Jahres verboten ist, männliche Küken zu töten. Im Bio-Bereich ist das schon länger der Fall.

Doch der Verkauf der sogenannten Bruderhähne ist nicht sehr gewinnbringend, wie Mario Hümpfer von Hümpfers Ökohof weiß. "Die Eier finanzieren die Kosten, die die Bruderhähne verursachen, mit. Deswegen kosten die Eier dann mehr." Bis zu 25 Prozent seien das.

Auch die Voglers aus Neuwirtshaus haben schon länger umgestellt. Die Tiere würden geschlachtet, wenn sie etwa 15 Wochen alt sind. Im Hofladen des Betriebes bieten die Voglers Fertigprodukte aus dem Fleisch an, wie etwa eine Bolognesesoße oder Hähnchen-Curry.

"Wahnsinnig hoher Futterpreis"

Vogler erwähnt noch etwas anderes: "Ein allgemeines Problem ist derzeit der wahnsinnig hohe Futterpreis. Weizen, Raps, alles ist teurer geworden." Das habe sich schon vergangenes Jahr bemerkbar gemacht.

"Letztes Jahr waren es etwa 33 Prozent, mit der Ukraine wurde es noch mal 20 Prozent teurer." Auch das mache sich bemerkbar, denn zwei Drittel der Kosten am Ei seien Futterkosten.

Weniger Eier zu Ostern verkauft

Hümpfer bemerkt außerdem: "Was heuer sehr seltsam ist: So zurückhaltend wie dieses Jahr war das Eiergeschäft noch nie vor Ostern. Wir können uns das nicht erklären." Erzeuger würden normal planen, dass die Hühner zu Ostern viele Eier legen.

Die Nachfrage sei aber niedriger als sonst. Als er seine Eier Kollegen anbot, hörte er meist: "Du kannst lieber meine nehmen". Auch Vogler bestätigt, dass die Abnahme geringer ist. Er schließt das auf den Preis. Lediglich bei Familie Leuner in Hetzlos macht sich das nicht bemerkbar.

Doch auch im Supermarkt ergibt sich dieses Bild. Klaus Rüttger vom E-Center in Bad Kissingen sagt, auch hier seien die Eier noch nicht so gefragt. "Ostern ist noch nicht im Kopf der Leute. Das merkt man auch bei den Osterartikeln." Es gebe einen anderen Fokus, noch immer auf Produkte wie Mehl und Öl.

Hier gibt's regionale Eier*

*kein Anspruch auf Vollständigkeit.