Am 30. August 1863 mahnte das Königlich Bayerische Oberpost- und Bahnamt von Unterfranken und Aschaffenburg an, in Oberbach endlich Briefkästen aufzustellen. Heute geht es im Oberen Sinngrund um die Versorgung mit schnellem Internet. Dauert es beim Breitband-Ausbau genauso lange?
"Das sind die kompliziertesten Richtlinien, die mir je über den Weg gelaufen sind", sagt Riedenbergs Bürgermeister Robert Römmelt (SPD) über das Wirtschaftsförderprogramm zum Breitbandausbau des Freistaates Bayern. Das dachte sich wohl auch Valentin Schmitt, dem am 1. August 1868 die erste Poststelle in Oberbach übertragen wurde.
Schon fünf Jahre vorher, am 30.
August 1963, erkundigte sich das Königlich Bayerische Oberpost- und Bahnamt von Unterfranken und Aschaffenburg mit Nachdruck, warum in einigen Orten - darunter auch Oberbach - noch immer keine Briefkästen aufgestellt worden seien. Nun, die Briefkästen kamen, genauso wie die Poststelle, und im Jahr 1872 wurde sogar eine Postexpedition im damaligen Schulhaus eingereichtet.
Auch im Winter zum Dammersfeld Durch die Zuteilung der Orte Altglashütten, Auerbergshof, Neuglashütten, Reussendorf, Rothenrain, Silberhof, Werberg und Wildflecken durfte der Postbote Ferdinand Martin 22,5 Kilometer in seinem Zustellbezirk zurücklegen. Da war der gute Mann eine ganze Weile unterwegs, bis alle Einwohner ihre Briefe im Kasten hatten. Heute geht das wesentlich schneller.
Dank E-Mail & Co flitzen Informationen in Sekundenschnelle durch die Breitbandleitung. Wenn es sie denn gibt.
"Wenn es mit den Förderrichtlinien übereinstimmt, könnten wir im gesamten Gemeindegebiet einen Breitbandanschluss mit der Leistungsfähigkeit von 30 Megabit pro Sekunde haben", erklärt Römmelt. Ignaz Hilfenhaus hatte am 16. Juli 1885 weitaus andere Schwierigkeiten.
Er rechnete bestimmt nicht damit, dass er elf Jahre später dreimal wöchentlich die Einöde Dammersfeld von seiner Postexpedition aus beliefern musste. Den Zustelldienst übernahm damals Bruno Jordan. Ab Herbst 1897 wurde das Haus Dammersfeld auch während des Winters beliefert.
Telegrafenstation ab 1903 "In einigen Teilen der Gemeinde besteht noch Handlungsbedarf in Sachen Breitbandanschluss", berichtet der
Bürgermeister von Wildflecken, Alfred Schrenk (SPD). Das war auch damals in Oberbach so, deshalb richtete man am 16. August 1898 dort eine Telegraphenstation ein. Nur knapp fünf Jahre später, im Jahre 1903, wurde in Oberbach der öffentliche Fernsprechverkehr zugelassen.
"Die Kupferkabel haben nur eine begrenzte Reichweite", berichtet Dieter Feller, Kämmerer vom Markt Wildflecken, von den Einschränkungen der modernen Technik.
An der Reichweite scheiterte auch die Oberbacher Poststelle, als am 17. Dezember 1908 die Bahnstrecke Bad Brückenau nach Wildflecken eröffnet wurde. Fortan fielen die Orte Reußendorf, Dammersfeld, Alt- und Neuglashütten, Silberhof und Auershof der neugegründeten Postagentur Wildflecken zu.
Schlussstrich nach 129 Jahren Ab April 1938 wurde der ununterbrochene Fernsprechvermittlunsdienst eingeführt
- knapp 30 Jahre nach der Eröffnung der Bahnstrecke. Vier Mitarbeiter bewältigten diese Aufgabe via Handvermittlung. In den Gemeinden des Oberen Sinngrunds soll es nicht so lange dauern, bis der Breitbandausbau abgeschlossen ist. "Wir machen beim Breitbandförderungs-Projekt des Freistaates mit, das bis 2017 geht", sagt Feller. Auch Römmelt ist am DSL-Ausbau dran: "Nächste Woche sprechen wir im Gemeinderat über das Thema."
Zum 1.
Juli 1997 schloss die Poststelle in Oberbach übrigens ihre Türen - für immer. Die Zustellung erfolgte nun ausschließlich über Wildflecken. Damit ging die 129-jährige Ära des Postdienstes in Oberbach zu Ende. Da bleibt nur zu hoffen, dass das Zeitalter der Breitbandverbindung erst am Anfang steht und die Mühlen der Zeit dieses Mal schneller mahlen.
Dieser Artikel entstand auf der Grundlage eines Textes von Heimatforscher Walter Kömpel.