Lieferanten und Geschäftsleute ärgern sich. Die Straße "Am Kurgarten" wurde für die Durchfahrt gesperrt und somit zur Sackgasse.
Petra Mielke-Faßhauer ist so richtig sauer. Seit Kurzem stehen in der Straße "Am Kurgarten" vier Pfosten. Sie sollen die Durchfahrt von Fahrzeugen verhindern. Für die dort ansässige Geschäftsfrau und Hausbesitzerin ist das ein Unding. "Was die Stadt auch macht, es geht immer gegen uns Geschäftsleute", schimpft sie. Zumal sie als Hauseigentümerin im Vorfeld gar nicht über die Umwandlung in eine Sackgasse informiert worden sei. "Für meinen Lieferanten ist das nicht so schlimm, der fährt mit einem kleinen Auto", sagt Mielke-Faßhauer.
Laster musste rückwärts fahren
Doch es kämen auch größere Fahrzeuge in die Straße, um die Cafés zu beliefern oder einen der zahlreichen Mieter. "Was ist, wenn der Rettungswagen oder die Feuerwehr anrücken muss?", fragt sie. Erst am vergangenen Wochenende habe sich gezeigt, wie wenig durchdacht diese Pfosteninstallation ist. "Der Gemüselieferant vom Café Rossini musste mit seinem Laster hier rückwärts wieder herausfahren", erzählt die Geschäftsfrau und zeigt entsprechende Fotografien. Diese belegen, wie eng es beim Rangieren zuging. Fußgänger kamen dabei glücklicherweise nicht zu schaden. "Unser Fahrer hat mir das erzählt", bestätigt der Nüdlinger Gemüselieferant Alfred Schäfer auf Nachfrage dieser Zeitung.
Neu sind solche Gespräche für ihn nicht. Denn immer wieder müssen sich seine Fahrer mit Barrieren in Bad Kissingen arrangieren. "Die im Büro, die so etwas planen, stellen sich das immer einfach vor", bezieht der Geschäftsmann Stellung - nicht nur zur neuen Verkehrssituation in der Straße "Am Kurgarten". "Man muss sich nicht wundern, wenn die Stadt immer mehr ausstirbt", ist Schäfer überzeugt.
Umfrage bei Geschäftsleuten
Im Rathaus sieht man keinen Grund zur Aufregung. "Die Pfosten wurden aufgestellt, da die Autofahrer das Fußgängerzonenschild oftmals ignorieren und immer noch auf den früheren, dort markierten Parkplätzen parken", schreibt Sprecher Thomas Hack auf Nachfrage dieser Zeitung. Rund 2000 Euro hat die Installation der Pfosten gekostet. "Das ist billiger, als jedes Jahr Pflanzkübel aufzustellen." Auch die Diskussion um die Lieferantenfahrzeuge kann man im Rathaus nicht nachvollziehen.
Die Stadt habe im Vorfeld die Geschäftsinhaber befragt, mit welchen Fahrzeugen sie beliefert werden. Nach deren Angaben kämen ausschließlich Fahrzeuge in Sprintergröße. "Es dürfte daher keine Probleme beim Beliefern geben", erklärt der Rathaussprecher. Die Vorabinformation der Anwohner habe man nicht für nötig erachtet. "Weil dort Fußgängerzone ist. Außerhalb der Belieferungszeit darf dort ohnehin nicht eingefahren werden", fügt Hack hinzu. Petra Mielke-Faßhauer kann darüber nur den Kopf schütteln.
Knöllchen für Handwerker
"Handwerker, die hier im Haus etwas reparieren oder anliefern müssen, schaffen das oftmals nicht bis 10 Uhr vormittags", weiß sie. Erst vor Kurzem habe ein von ihr beauftragter Installateur 30 Euro Strafe bezahlt, weil er vorm Haus geparkt habe. "Dabei müsste die Stadt das honorieren, wenn wir unsere Häuser in Schuss halten", sagt die Hausbesitzerin und verweist auf die hässliche Steigenberger-Brache nebenan.
Auch Gemüsehändler Alfred Schäfer hat schon oft Bekanntschaft mit den Knöllchen verteilenden Mitarbeitern der Stadt gemacht. "Die könnten schon hin und wieder ein Auge zudrücken", ist er überzeugt. Denn nicht immer kämen er und seine Fahrer bis 10 Uhr in der ganzen Stadt herum. "Dafür ist dann kein Verständnis da", kritisiert er das Ordnungsamt. Erschwerend sei außerdem, dass es in der Innenstadt kaum Parkplätze gebe. "Irgendwo müssen wir doch halten." In der Straße "Am Kurgarten" jedenfalls nicht. Denn die Parkplätze hier dürfen nicht mehr genutzt werden, obwohl sie noch eingezeichnet sind.
Parken ist nicht mehr erlaubt
Viele wissen das aber nicht, stellen ihre Fahrzeuge trotzdem ab. Das bestätigt auch Tamara Göbel, die das Café Rossini gegenüber vom Regentenbau betreibt. "Wir haben hier jetzt doppelten Verkehr. Das stört extrem", schildert sie ihre Eindrücke der vergangenen Tage. Ginge es nach ihr, sollten die Pfosten wieder weg.
Einer ihrer Stammgäste, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist da anderer Meinung. "Ich bin froh, dass die Straße jetzt nicht mehr durchfahren werden kann. Hier sind etliche Autos ganz schön schnell vorbeigerauscht", erzählt der Pensionär. Das bestätigt auch die Café-Betreiberin. Doch wie das Problem zu lösen sei, weiß auch sie nicht.
Petra Mielke-Faßhauer hingegen sieht den Verkehr nicht als Problem. "Ich kann mich noch gut an die 1960er- und 70er-Jahre erinnern", erzählt sie. Da verlief direkt vor dem Faßhauer-Haus eine Straße mit Gehsteig, die Autos fuhren vorüber. "Da ist nie etwas passiert."
Es ist schon interessant, dass ausgerechnet die dortigen Anwohner stinksauer über die Pfosten sind. Gerade diese Geschäftsleute und Hausbesitzer besetzten hauptsächlich die von der Stadt geschaffenen Parkplätze für die Tourist-Info. Deshalb ist das ein Meckern auf ganz hohem Niveau. Schließlich wusste die Stadt Bad Kissingen auch schnell, wer dort immer parkt. Was schließlich dazu führte, dass die Stadt nach erheblichen Beschwerden der neuen Durchfahrt, alles wieder rückgängig gemacht hat und das jetzige Einsetzen der Pflöcke ist nur der richtige Abschluss. Schließlich ist dieser spezielle Bereich für den Gast gedacht und nicht für den Autoverkehr. Was die Feuerwehr und die Rettungswagen machen kann die Hausbesitzerin an den Pflöcken sehen. Die können nämlich aufgeschlossen werden. Man dazu allerdings hinlaufen. Vom Auto aus sieht man das schlecht.
Wenn das Unternehmen Schäfer zur Situation Am Kurpark die Äußerung "Man muss sich nicht wundern, wenn die Stadt immer mehr ausstirbt" macht, dann ist dies an Frechheit kaum zu überbieten. Da glaube ich doch wohl eher, dass sich der Gast, in einer Fußgängerzone mehr über den Dieselgeruch und störenden Autolärm ärgert. Zum anderen kann der Fahrer ohne große Probleme dort am Rossini wenden. Rückwärts muss er jedenfalls dort nicht raus fahren. In anderen Städten müssen die Lieferfirmen Ihre Waren umladen, weil sie mit den großen Autos überhaupt nicht in die Fußgängerzone fahren dürfen und dass die Fußgängerzone ein solch kaputte Pflasterung heute hat, darf durchaus dem Lieferverkehr mit großen schweren Lastern angerechnet werden, wenn auch hier die Stadt eine große Schuld mitträgt.