Tipps: Mit geringem Einkommen fürs Alter vorsorgen

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Für Menschen, die am Existenzminimum leben, ist es nahezu unmöglich, Rücklagen fürs Alter zu bilden. Fotos: Benedikt Borst
Für Menschen, die am Existenzminimum leben, ist es nahezu unmöglich, Rücklagen fürs Alter zu bilden. Fotos: Benedikt Borst
Schuldnerberater August Weingart.
Schuldnerberater August Weingart.
 

Wie können Menschen mit wenig Einkommen fürs Alter vorsorgen? Ein Schuldnerberater und ein Verbraucherschützer geben Tipps, zeigen aber auch die Grenzen auf.

Eine wachsende Anzahl von Deutschen ist im Alter auf Sozialhilfe angewiesen (wir berichteten). Ende 2012 bekamen knapp 900.000 Menschen Grundsicherung im Alter, wegen dauerhafter Erwerbsminderung: Das heißt, sie haben zwar gearbeitet, aber entweder lange pausiert oder zu wenig verdient. Die Rente, auf die sie Anspruch haben, reicht in jedem Fall nicht zum Leben.

2002 beschloss die Bundesregierung, das staatliche Rentenniveau zu senken.
Stattdessen sollten Rentenversicherungspflichtige privat vorsorgen - etwa in Form einer Riester-Rente, für die es wiederum staatliche Zuschüsse gibt. Verbraucherschützer Klaus-Dieter Schmeisser aus Nürnberg hält Riester als Altersvorsorge grundsätzlich für sinnvoll. "Das können breite Bevölkerungsschichten nutzen", sagt er. Auch Menschen mit schmalen Geldbeutel, denn es reichen schon kleine Beträge - vier Prozent des Vorjahresbruttos -, um sich die staatlichen Zulagen zu sichern. Das sind immerhin 154 Euro Grundzulage plus für jedes kindergeldberechtigte Kind nochmals 185 Euro, für nach 2008 geborene Sprösslinge sogar 300 Euro.
"Eine Altersvorsorge ist im Grund eine Geldanlage", erklärt Schmeisser. Wichtig ist vor allem, auf die anfallenden Gebühren zu schauen. Diese dürfen nicht zu hoch sein, damit sie nicht die Gewinne auffressen. Schmeisser: "Ein Riester ist nicht überall gleich." Er wird zwar staatlich gefördert, aber unterschiedliche Anbieter wie Banken und Versicherungen, bieten verschiedene Verträge an.

Rat suchen

Der Fachmann empfiehlt insbesondere Riester-Banksparpläne. "Die sind in der Regel ohne hohe Kosten." Generell wenig ratsam sind teure Anlageformen, wie unternehmerische Beteiligungen. Schmeissers Grundsatz: "Man sollte immer das Produkt verstehen, das man kauft. Ansonsten sollte man sich Rat holen." Dann erst sollte man sich für eine passende Vorsorge entscheiden.

August Weingart, Schuldnerberater am Landratsamt Bad Kissingen, gibt den Menschen manchmal gar keine Sparempfehlung, wenn sie ihn um Rat bitten. Weil sie keine sinnvollen Rücklagen bilden können. "Das ist illusorisch", sagt er. Diese Menschen beziehen Sozialhilfe oder sind Geringverdiener und oft verschuldet. Sie können gerade ihren Lebensunterhalt bestreiten. Geld zum Sparen bleibt da nicht.Schon steigende Energiekosten und hohe Dispo-Zinsen stellen viele vor riesige Probleme. "Das ist kaum machbar. Das ist wie zu versuchen, ein Hochwasser mit einem fünf Liter Eimer zu regulieren."

Prioritäten setzen

Wer am Existenzminimum lebt, braucht andere Tipps. "Man muss lernen, mit wenig Geld umzugehen", sagt Barbara Schneider, ebenfalls Schuldnerberaterin des Landratsamtes. Leute mit akuten Geldproblemen müssen ihre Prioritäten richtig setzen und sich ihre Ressourcen genau einteilen. Man sollte beispielsweise nicht auf jedes "Null-Prozent-Finanzierungsangebot" hereinfallen. Ein eigenes Auto und manche Handy-Verträge sind große Geldfresser. Doch nicht jeder kann auf ein Auto verzichten. "Aber ich stecke lieber 25 Euro in die Altersvorsorge, als in einen Handy-Vertrag", meint Weingart. "Wenn man generell sparen will, ist es sinnvoller einen Riester zu nehmen, als eine Lebensversicherung."

Gute Gründe für Riester

"Man muss immer den Einzelfall anschauen", sagt Klaus-Dieter Schmeisser. Im Zweifel gibt es aber gute Gründe, sich für einen Riester zu entscheiden. Wegen der staatlichen Zulagen, weil die Risiken gering sind und weil man die Möglichkeit hat, den Vertrag aufzulösen und sein Geld wiederzubekommen. Und vor allem: Sollte die von der Union geplante Lebensleistungsrente (eine Mindesrente für alle, die 40 Jahre einen Dienst für die Gesellschaft geleistet haben) eingeführt werden, ist Riester ein Kriterium, um davon zu profitieren.