Ein Spaziergang mit Bildstock- Wanderführer Georg Christoph ist ein Erlebnis. Sein Wissen über die Flurdenkmale und die Geschichte des Marktes Bad Bocklet ist immens.
Er hat sichtlich gute Laune, geht auf die Leute zu, macht kleine Scherze. Kein Wunder an solch einem sonnig-lauen Spätsommer-Nachmittag. Georg Christoph steht an der Wetterstation im Bad Bockleter Kurpark. Immer mehr Menschen drängen sich nach und nach um ihn. Der 74-Jährige hat einen Packen Unterlagen unter dem Arm klemmen, trägt gutes Schuhwerk an den Füßen.
Unschwer ist er als Wanderführer zu erkennen.
Je nach Kondition "Normalerweise kommen so acht bis zehn Leute", sagt Christoph, "aber heute sind es fast dreißig", freut er sich . Pünktlich um 14.45 Uhr startet er an der Spitze der Gruppe zur Bildstock-Tour. Seit wann es im Biedermeierbad dieses Angebot gibt, kann er nicht mehr genau sagen, "da war noch der Faber Bürgermeister". Es dürfte so etwa 15 Jahre
her sein, dass er sich angeboten hat, Kurgästen und einheimischen Interessierten die Flurdenkmäler in und um Bad Bocklet im Rahmen von kleineren oder größeren Wanderungen nahezubringen.
Die Länge der Touren ist unterschiedlich, denn Christoph hat einen guten Blick für seine Begleiter und deren Kondition. "Manche Touren sind schon nach einer Stunde vorbei, es können aber auch einmal zweieinhalb Stunden werden."
Heute sind überwiegend Senioren
vertreten, zwei haben eine leichte Gehbehinderung. Gemächlich bewegt sich die Gruppe in Richtung Brunnenhalle, der Wanderführer grüßt immer wieder entgegenkommende Bad Bockleter, eine Frau ruft ihm zu: "Na, heute hast Du aber eine große Gruppe."
Jeder in seinem Dialekt Christoph spricht langsam und deutlich, in angenehm heimischem Fränkisch.
Wenn seine Zuhörer die Stirne runzeln, wiederholt er eben das zuvor Gesagte - und seine Begleiter haben ebenfalls keine Hemmungen in ihren jeweiligen Heimatdialekten nach Details zu fragen oder um Ergänzungen zu bitten. Man hört Sächsisch, Schwäbisch und Rheinländisch.
Am Brunnenbau der Balthasar-Neumann-Quelle erklärt Christoph geschichtliche und architektonische Hintergründe, preist Qualität und Wirkung der Stahlquelle.
Und dann nimmt so mancher einen großen Schluck von dem aromatisch-prickelnden Nass, dem man so großartige Dinge nachsagt.
Weiter bewegt sich die Gruppe hin zum Kleinfeldlein, Christoph beschreibt das inzwischen gar nicht mehr so neue Neubaugebiet, die Bauweise der evangelischen Kirche und dann geht es weiter in Richtung Steinach. Nun gibt es zum ersten Mal einen aus Flursandstein geschaffenen Bilderstock zu bestaunen.
Auf ihm sind der Heilige Wendelin und die Heilige Rosa von Lima sowie die Heilige Hedwig zu sehen. Dass dieses Flurdenkmal erst im Jahre 1989 gestiftet wurde, zeigt die tiefe Verwurzelung des christlichen Glaubens in großen Teilen der ländlichen Bevölkerung. Der Bildstock ist blumengeschmückt, ebenso wie fast alle der 21 anderen im Raum Bad Bocklet.
In Bad Bocklet hat man es früher immer wieder mit Wölfen zu tun gehabt.
Ganze Geschichten werden da mit bildlichen Darstellungen erzählt, so etwa an einer kleinen farbenfrohen Marienkapelle oder auf einem etwas kleineren Grünsandstein-Bildstock von 1646, der die Geschichte von einem den Ort bedrohenden Wolf erzählt, der dann heldenhaft bekämpft werden konnte. Dieser Bildstock ist in Stein gemeißelter Dank für Rettung aus höchster Not.
Immer wieder lockert Georg Christoph seine Vorträge mit Scherzen auf, verabschiedet auf dem Weg zurück in den Kurort einzelne Tour-Teilnehmer und wird nicht müde, auch auf Nachfragen immer weitere Details über Geschichte, Land und Leute sowie die Religiosität von einst und heute zu erzählen.
Gegen Ende der Bildstock-Wanderung schart der Wanderführer dann die Verbliebenen um sich und zaubert kleine Gläschen sowie eine Flasche aus der Tasche.
Gerne nimmt jeder einen kleinen Trunk zu sich und bedankt sich für den freundlichen Wander-Service.
Und wer jetzt noch nicht genug hat - den führt Christoph nun gerne noch zum Friedhof und in die beiden Kirchen in der Ortsmitte. Selbstverständlich kennt er auch hier die Geschichte der Bauwerke bis in jede Einzelheit.