Der SV Riedenberg setzt nach einer relativ entspannten Saison auf das gewisse Etwas.
Der grün-weiße Traum in der Bezirksliga geht in eine neue Runde. Beileibe keine Selbstverständlichkeit im kleinen Rhöndorf am Fuße der Schwarzen Berge. Nach einer recht abenteuerlichen Relegation gegen den Abstieg im Jahr 2017 ging die zurückliegende Saison sportlich gesehen ohne größere Aufregung mit einem souveränen Klassenerhalt über die Bühne.
Auch die Suche nach einem Nachfolger für Marius Kubo lief zur vollen Zufriedenheit der Verantwortlichen: Mit Thorsten Seufert übernimmt ein Coach den SVR, der es bis zum Profi beim FC 05 Schweinfurt gebracht hatte. Nach Charly Storch, Rüdiger Klug und Marius Kubo haben sich die Riedenberger also erneut die Dienste eines namhaften Trainers gesichert.
Und der 43-Jährige geht seine neue Aufgabe durchweg optimistisch an. "Ich habe den Eindruck, dass im Team eine Top-Kameradschaft herrscht", sagt Seufert. Und: "Der Verein ist top organisiert, im Moment fällt mir nichts ein, was es zu bemängeln gäbe", lobt Seufert den SV.
Und doch mischt sich in den Optimismus eine ordentliche Portion Realitätssinn: "In der Bezirksliga kann Jeder Jeden schlagen, viele Spiele sind sehr eng, es kommt auf Kleinigkeiten an. Sollten wir von größeren Verletzungen verschont bleiben, werden wir wie im letzten Jahr eine gute Rolle spielen können."
Dass der 43-Jährige wie zuletzt beim FC Strahlungen im Abstiegskampf selbst zu den Kickstiefeln greift und die Kohlen aus dem Feuer holt, ist jedenfalls nicht mehr geplant: "Ich denke, mit jetzt bald 44 Jahren ist es sinnvoller, vom Spielfeldrand aus zu agieren." Der Trainerjob macht Seufert mittlerweile so viel Spaß, dass die aktive Laufbahn an den sprichwörtlichen Nagel gehängt werden kann.
"Trotzdem kicke ich noch gerne mit alten Kumpels, am liebsten gegen Gegner, die uns läuferisch nicht zu sehr überlegen sind", nimmt es Seufert mit viel Humor, dass eben längst die Zeit für eine neue Spielergeneration gekommen ist. "Wir haben einen Altersdurchschnitt von unter 25 Jahren, viele 18- bis 20-jährige Spieler im Kader, dazu natürlich auch erfahrene Kicker, die auf jeden Fall noch zwei bis drei Jahre auf dem Niveau spielen können."
Und doch sieht Seufert die Entwicklung des Amateurfußballs in der Rhön nicht ohne Sorge: "Leider müssen immer mehr Spielgemeinschaften gebildet werden, besonders im Juniorenbereich, da fehlt natürlich der Nachwuchs. Es ist schwierig." Von der benachbarten DJK Schondra sind Mittelfeldmotor Kilian Markart und Abwehrrecke Simon Raab nach
Riedenberg gewechselt. Auch wenn Markart zuletzt wegen einer Knieverletzung stark ausgebremst wurde und Raab das Handgelenk in Gips hatte, traut man beiden den Sprung von der Kreisklasse in die Bezirksliga bedenkenlos zu. Markarts feine Technik und Raabs überragendes Kopfballspiel können für den SVR zu einer echten Bereicherung werden.
"Dazu sind mit Niklas Kessler, Edwin Eirich, Noah Söder, Dominik Cimala und Jonas Wolf fünf talentierte U19-Spieler neu in den Kader gekommen. Bisher bin ich mit allen sehr zufrieden", so Seufert. Über mögliche Schwächen des grün-weißen Teams legt Seufert den Mantel des Schweigens: "Die sollen unsere Gegner wenn möglich gar nicht erst herausfinden."
Denn die Konkurrenz in der Bezirksliga schläft nicht: "Wie gesagt, Jeder kann Jeden schlagen. Dazu kommen in diesem Jahr fünf Aufsteiger, die sicher auch mit großer Euphorie in die Liga starten werden. Ganz vorne wird wieder der TSV Gochsheim mitmischen, dazu schätze ich dieses Jahr die DJK Dampfach sehr stark ein, sie haben sich top verstärkt und bereits in der vergangenen Saison ein sehr gute Rückrunde gespielt. Sicher ist es eine Auszeichnung für den Verein und die gute Arbeit, die hier geleistet wird, auch dieses Jahr wieder in der Bezirksliga antreten zu dürfen."
Dass es Seufert in seiner aktiven Zeit bis in die 2. Bundesliga geschafft hat, will der 43-Jährige gar nicht mehr an die große Glocke hängen: "Ich denke, dass ich mal beruflich Fußball gespielt habe, spielt hier weniger eine Rolle. Wichtig ist, dass die Spieler wie bei jedem Trainer versuchen, die Vorgaben optimal umzusetzen und sich alle in den Dienst der Mannschaft stellen."
Über eventuelle taktische Neuerungen in Riedenberg lässt sich Seufert noch nichts entlocken: "Grundsätzlich ist es immer gut, wenn eine Mannschaft mehrere Systeme spielen kann. Wir müssen sehen, was am besten passt, um dann den größtmöglichen Erfolg zu haben." Dass die zweite Mannschaft mittlerweile in der Rhöner B-Klasse angekommen ist, hält Seufert für "natürlich nicht optimal". Und dennoch müsse jeder Kicker kontinuierlich Spielpraxis sammeln. Wenn es die Situation erfordert, eben auch mal in der niedrigsten Spielklasse.