Nina Christof: live dabei beim Wunder von Frederikshavn

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Im Spiel gegen Schweden (unser Bild) leitete Nina Christof (links) mit dem 1:3 die Aufholjagd ein. Foto: Laura Linkenheil/DEB
Im Spiel gegen Schweden (unser Bild) leitete Nina Christof (links) mit dem 1:3 die Aufholjagd ein. Foto: Laura Linkenheil/DEB

Die 19-jährige Hammelburgerin feiert mit der deutschen Nationalmannschaft auf spektakuläre Art und Weise den Klassenerhalt bei der Weltmeisterschaft in Dänemark.

Reich an Karriere-Höhepunkten ist jetzt schon das noch so junge Leben der Nina Christof. Doch am Dienstagabend hat die Hammelburgerin mit der Eishockey-Nationalmannschaft Geschichte geschrieben. Bei der Weltmeisterschaft in Dänemark hatte das Team bis dato nicht überzeugen können, stand nach drei Niederlagen unmittelbar vor dem Abstieg aus der Top-Division. Dabei war das Viertelfinale das eigentliche Ziel gewesen. Im abschließenden Spiel musste also ein Sieg her, und zwar in der regulären Spielzeit. Gegner waren ausgerechnet die Däninnen, die auf den Heimvorteil bauen durften und prompt in Führung gingen (5.). Die deutsche Mannschaft glich vor den 1150 Zuschauern und Zuschauerinnen in Frederikshavn schnell aus (9.), um im Mitteldrittel den nächsten Treffer zu kassieren (29.).

Endgültig zum Drama wurde die Partie, als Laura Kluge zum 2:2 traf (56.). Über zwei Minuten waren noch zu spielen, als Bundestrainer Thomas Schädler seine Torhüterin Sandra Abstreiter zu Gunsten einer sechsten Spielerin vom Eis nahm. Und tatsächlich: 0,1 Sekunden (!) vor Spielende sorgte Tanja Eisenschmid mit ihrem Treffer für die pure Ekstase im deutschen Team. In Tränen aufgelöst dagegen die damit abgestiegenen Däninnen. "Das war so ein unfassbares Spiel. Und ich war so stolz auf unser Team, als die Nationalhymne für den Sieger gespielt wurde. Das ist gar nicht in Worte zu fassen. Wir haben alles gegeben und nie aufgeben", sagte Nina Christof.

Sogar der Bundestrainer staunt

"Unglaublich. Solch ein Spiel habe ich bisher noch nicht in meiner Trainerkarriere erlebt. Wichtig war in der zweiten Drittelpause der Glaube an uns selbst. Dieser Glaube versetzt Berge. Die Mädels haben unglaublich Druck gemacht im letzten Drittel. Auf der anderen Seite müssen wir auch sagen, dass wir das Ziel des Viertelfinales nicht erreicht haben. In diesem Moment überwiegt dennoch die Freude, dass wir im nächsten Jahr auch weiterhin in der Top-Division dabei sind", sagte Bundestrainer Thomas Schädler nach dem Spiel.

Gegen starke Ungarinnen hatte die deutsche Auswahl zum Auftakt ihrer Gruppe B mit 2:4 verloren, gegen Schweden mit 3:4 nach Penaltyschießen, ehe es eine 0:6-Pleite gegen die Auswahl Tschechiens setzte. Ihr Erfolgserlebnis hatte Nina Christof, die jüngste Spielerin im deutschen Team, gegen Schweden, als das deutsche Team einen 0:3-Rückstand wettgemacht und die 19-Jährige mit ihrem Treffer in der 53. Minute die Aufholjagd eingeleitet hatte mit ihrem insgesamt dritten WM-Treffer. Bei ihrer ersten Frauen-Weltmeisterschaft 2021 schoss die Saalestädterin in ihrem ersten Turnierspiel sogar zwei Tore binnen 60 Sekunden. Nach dem Anschlusstreffer von Nicola Eisenschmid (57.) hatte Tanja Eisenschmid wenige Sekunden vor der Schlusssirene den Ausgleich besorgt. Nach torloser Overtime setzten sich die Skandinavierinnen im Penaltyschießen durch und sicherten sich den Zusatzpunkt.

"Gegen Schweden und Dänemark haben wir ja gezeigt, dass wir auf hohem Niveau mithalten können. Aber oft haben wir erst im letzten Drittel angefangen gut zu spielen. Und wir haben uns insgesamt zu viele Strafen eingehandelt", analysierte die Stürmerin, die sich noch in der Nacht auf die Heimreise machen sollte, während die Teamkolleginnen ordentlich feierten.

Künftig am College

Von Deutschland aus wird die Hammelburgerin wieder in die USA fliegen, und zwar in den Bundesstaat New York. Nach fünf Jahren an der Bishop Kearney High Scool studiert die 19-Jährige, mit einem Stipendium in der Tasche, künftig Informatik am Rensselaer Polythenic Institute und spielt dort für die R.P.I. Engineers. "Ich kann von meinem Fenster aus sogar die Eishalle sehen. Zu Fuß sind es gerade mal zwei Minuten dorthin", sagt Nina Christof, die mit einer Teamkollegin zusammen auf dem Campus wohnt und nach einem Jahr auf eine geräumigere Wohnung hoffen darf. Sowie auf etwas mehr Freizeit im Vergleich zur High Scool mit seinem eng getakteten Zeitplan. "Am College ist das alles etwas gechillter", lacht Nina Christof.

So funktioniert das System in den USA

Für die private technische Hochschule in Troy hatte sich die Hammelburgerin schon seit geraumer Zeit entschieden. "Ich wollte ja unbedingt Informatik studieren und bei einem Besuch dort habe ich mich sehr wohlgefühlt. Außerdem waren die ersten Gespräche mit den Trainern gleich sehr gut." Im Sport-Schul-System der USA suchen Scouts aktiv nach Spielerinnen und Spielern, kontaktieren dann deren Trainer, die wiederum den Kontakt zum Spieler herstellen, der im besten Fall mehrere College-Angebote bekommt - was bei der jungen deutschen Nationalspielerin übrigens der Fall war.

Bei der nächsten Weltmeisterschaft in 2023 will die Hammelburgerin wieder dabei sein, auch wenn sie nicht alle Turniere oder Lehrgänge der Nationalmannschaft aufgrund der Entfernung wahrnehmen kann. Die Eishockey-Geschichte von Nina Christof ist jedenfalls noch lange nicht zu Ende erzählt.