In Schondra war mit Lea Schneider eine U17-Europameisterin zu Besuch.
Mitten in den Abschlussprüfungen an der Bad Brückenauer Realschule steckt sie. Aber trotzdem lässt es sich die frisch gebackene Europameisterin Lea Schneider aus
Schondra nicht nehmen, beim Tag des Mädchenfußballs im DJK-Sportpark ein Probetraining zu leiten. Die 16-jährige Dribbelkünstlerin, die in Kürze zum FFC Frankfurt wechselt, strahlt auf und neben dem Platz ganz viel positive Energie aus. Und schreibt zum Abschluss geduldig unzählige Autogramme auf Bälle, Schuhe und Karten, steht Rede und Antwort, lächelt auf Fotos und nimmt sich freudestrahlend unheimlich viel Zeit für die interessierten Nachwuchskickerinnen.
Zwar hat es das Wetter nicht gut gemeint mit der Frauenmannschaft der DJK Schondra, die den Tag des Mädchenfußballs auf die Beine gestellt hat, aber dennoch finden sich im Verlauf des regnerischen Nachmittags 15 sportbegeisterte Mädchen im Sportpark ein. Umfangreich ist das Programm für die jungen Kickerinnen, und nach einleitenden Worten und einem Fußballquiz fiebern die Teilnehmer auch schon dem Schnuppertraining mit Lea Schneider entgegen.
Eine feine Technik
Am Ball ist die 16-jährige Schondraerin, die bislang bei der TSG Lütter im hessischen Nachbarland spielte, eine echte Ausnahme-Erscheinung. Ihre feine Technik hat der zierlichen Rhönerin in diesem Jahr nun auch den Europameister-Titel bei den deutschen U17-Juniorinnen eingebracht. In einer Neuauflage des Finales von 2016 setzte sich die deutsche Mannschaft im Elfmeterschießen mit 3:1 gegen Spanien durch. Lea Schneider kam zwar im Finale nicht zum Einsatz, hatte aber in der Vorrunde einen Treffer zum Turniererfolg beigesteuert. "Einfach nur glücklich, einfach nur strahlen", lautet das Fazit der jungen Realschülerin.
Denn zunächst hatte es gar nicht nach einem Einsatz bei der Europameisterschaft ausgesehen. DFB-Trainerin
Anouschka Bernhard hatte den Kader für die EM-Runde in der Tschechischen Republik frühzeitig berufen - ohne Lea Schneider. Einen Tag vor der Abreise kam die überraschende Nachricht nach Schondra - Lea Schneider war plötzlich nachnominiert. Schon am Sonntagmorgen stieg das Flugzeug in Richtung Prag gen Himmel, dann ging es weiter zum deutschen Teamquartier in Pilsen.
Ein Traum erfüllt sich
Die Auftaktpartie der Mannschaft von Anouschka Bernhard startete am Dienstagnachmittag. Wenig Zeit zum Nachdenken für die spätere Europameisterin aus Schondra, für die im Alter von 16 Jahren ein echter Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist. Als die deutschen U17-Juniorinnen nach dem entscheidenden Elfmetertreffer von Melissa Kössler endgültig als neue Europameisterinnen feststanden, lagen sich alle Mädchen freudestrahlend in den Armen - mittendrin die Rhöner Dribbelkünstlerin. Kurz nach dem Titelgewinn war die 16-Jährige noch überwältigt von diesem Erfolg und teilte in Interviews freimütig mit: "Wenn ich ehrlich bin, habe ich das Ganze noch gar nicht richtig realisiert. Das wird auch erst die nächsten Tage irgendwann passieren. Wenn ich die Medaille um den Hals trage, kann ich es immer noch nicht glauben. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen."
Gegen den EM-Gastgeber Tschechien hatte Lea Schneider sogar einen Treffer erzielt. Unvergesslich wurde die Feier der frisch gekürten Europameisterinnen mit Freudentänzen direkt auf dem Platz, einer Kabinen-Party und Gesängen im Mannschaftsbus. Nach diesem unbeschreiblichem Erlebnis wurde die U17-Auswahl vom Deutschen Fußball Bund bei einem Empfang in Nürnberg gebührend gefeiert. Auch an der Bad Brückenauer Realschule gab es von der Klasse 10B eine überraschend Begrüßung mit Glückwünschen und selbst gestalteten Bannern und Plakaten. Angesichts der bevorstehenden Prüfungen musste Lea Schneider allerdings sehr schnell wieder in den Schulalltag zurückfinden.
Beim FFC Frankfurt wird die Schondraerin Teil des U23-Teams in der zweiten Liga, um sich für zukünftige Einsätze in der Frauenfußball-Bundesliga zu empfehlen. Eine echte Herausforderung, denn dazwischen gibt es in Frankfurt keine Mannschaft. Die Nationalspielerin hätte bereits in der Winterpause wechseln können, wollte in Bad Brückenau aber zunächst ihren Realschulabschluss fertig machen und die Saison in Lütter spielen. Demnächst folgt der Umzug in die Mainmetropole, wo sie auf der Carl von Weinberg-Schule ihr Abitur ablegen möchte.
Den Wechsel nach Frankfurt hatte die 16-Jährige live im hessischen Fernsehen verkündet, wo sie bei der Sendung "Heimspiel" als Losfee für das Halbfinale des DFB-Pokals der Frauen antreten durfte. "Ich will jetzt endlich den Schritt wagen. Einmal im Halbfinale oder sogar im Finale zu stehen, wäre ein Traum von mir", sagte Schneider bei der Auslosung, die sie mit DFB-Direktorin Heike Ulrich und Weltmeisterin Nia Künzer gemeinsam vornahm.
Familiäre Atmosphäre
Beim Tag des Mädchenfußballs in Schondra, das in familiärer Atmosphäre im Sportpark stattfand, zeigte sich einmal mehr, dass der Frauenfußball in der Rhön auf einem guten Weg ist. BFV-Kreisvorsitzender Rainer Lochmüller und Ruth Müller, Kreisbeauftragte für den Frauen- und Mädchenfußball, machten sich vor Ort selbst ein Bild von der Lage und ernteten ein positives Resümee der Teilnehmerinnen. Als am Ende kleine Geschenke verteilt wurden, waren die jungen Kickerinnen zwar erschöpft, aber überglücklich. Der ein oder andere Fußballschuh trägt nun auch das Autogramm von Lea Schneider. Und Sissy Martin, Abteilungsleiterin bei der DJK Schondra, zeigte sich zufrieden mit der mehrstündigen Veranstaltung. "Klar hätten wir gerne ein paar mehr Teilnehmer gehabt, aber angesichts des schlechten Wetters und mit Hinblick auf Nachbarveranstaltungen wie das Stadtfest in Bad Brückenau geht das schon in Ordnung."