Mit dem richtigen System und einer grandiosen Moral gelingt der SG Garitz/Nüdlingen ein immens wichtiger Sieg über die HSG Fichtelgebirge.
SG Garitz/Nüdlingen - HSG Fichtelgebirge 30:25 (16:12).
Mit dem Schlachtruf "Bad Boys" stimmten sich Deutschlands Handballer auf ihre EM-Spiele ein. Weil man im Handballsport eben auch mal böse sein muss, um erfolgreich zu sein. Auch die SG-Frauen wissen ganz genau, dass ladylike in diesem Sport nicht gefragt ist. Schon gar nicht gegen die HSG Fichtelgebirge. Weil die Oberfranken eine physisch starke Mannschaft stellen - und alles andere als damenhaft spielen.
"Meine Spielerinnen haben die Schmerzen weggesteckt", lautete dann auch eines der Komplimente von SG-Coach Norbert Senft nach dem Spiel. Intensiv nennt man wohl solche Auseinandersetzungen, in denen blaue Flecken wie Trophäen gezeigt werden dürfen. Im Spiel der Dauer-Karambolagen musste Norbert Senft auf Julia Albert, Anne Früh und Theresa Kleinhenz verzichten.
Gut, dass Sabrina Kleinhenz wieder auf der Platte stand, ihre Knieprobleme rechtzeitig in den Griff bekommen hatte - und zur Topscorerin ihrer Mannschaft werden sollte.
"Nach der Führung hatten wir die HSG eigentlich im Griff. Stimmung und Kampfgeist waren klasse, weil alle alles gegeben haben", sagte die Kreisläuferin, die vier von sechs Strafwürfen im HSG-Kasten versenkte. Für eine offensiv ausgerichtete 3:2:1-Abwehr hatte sich Senft entschieden, die später in ein 4:2-System modifiziert wurde. Anna Kleinhenz und Anna Zimmer waren als Schattenfrauen auserkoren für Franziska Scheidler und Ulrike Schösser - und sollten diese Aufgabe mit Bravour erfüllen. Je länger die Partie dauerte, umso schwerer sollte vor allem die überragende Franziska Scheidler zu Toren kommen gegen Stephi Piske und Pia Kunzmann, die sich zwischen den SG-Pfosten abwechselten. "Und die sich mal wieder prima ergänzten", wie Senft zurecht nachschob.
Mit dem ersten Treffer von Ronja Schwalbe zum 11:9 legte die Spielgemeinschaft bis zur Pausensirene einen Zwischenspurt hin, der mit einer Viertore-Führung belohnt wurde. Und das trotz einer doppelten Unterzahl, die tatsächlich ohne Gegentor überstanden wurde.
Es war ein temporeiches Match. Und umso mehr überraschte es, dass Senft erst in Minute 39 ein erstes Mal im Feld wechselte. Und das gezwungenermaßen durch die Verletzungspause von Anna Kleinhenz, für die Franzi Thomas ins Spiel kam. "Die Mädels haben super durchgehalten und waren gut im Spiel", begründete Senft das Vertrauen in seine Stammformation an diesem Tag. Der Adrenalin-Pegel war ganz offensichtlich auf Anschlag, denn nach zögerlichem Start in die zweite Halbzeit lief es. Über 17:13 wurde der Vorsprung auf 20:14 und sogar 25:17 (50.) ausgebaut.
Mit vielen Toren von den Außenpositionen, "wo wir die Schwächen des Gegners erkannt und genutzt haben", sagte Senft.
Nur in den finalen Minuten übertrieben es die SG-Frauen etwas mit dem Tempohandball. Zu fehlerhaft und zu ungestüm geriet das Spiel, was den Gegner zwei Minuten vor Spielende auf drei Tore herankommen ließ, ehe die übertriebene Geschenke-Zuteilung gen Oberfranken wieder eingestellt wurde. Das anstehende spielfreie Wochenende kommt sicher genau zum richtigen Zeitpunkt nach diesem harten, aber sicher nicht unfairen Duell mit zwölf Zweiminuten-Strafen. Gleich verteilt übrigens, was auch zeigt, dass die Heim-Sieben zwar ein-, aber nicht zurücksteckte.
Tore für die SG: Sabrina Kleinhenz (9/4), Carolin Annon (6), Ronja Schwalbe (6), Lisa Wenzke (4), Anna Zimmer (3), Anna Kleinhenz (2).