Etwa die Hälfte aller Deutschen hat laut einer Umfrage schon einmal gefastet. Am häufigsten werden Trinkkuren gemacht. Dabei muss man einiges beachten.
Morgens etwas Tee, tagsüber eine klare Gemüsebrühe und abends ein frisch gepresster Obst- oder Gemüsesaft. Klingt nicht gerade nach viel. Doch seit etwa 20 Jahren schwört der Burkardrother Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) darauf. Etwa zehn Tage dauert seine Fastenkur nach Dr. Buchinger, die er einmal im Jahr im Frühjahr macht, um seinen Körper zu entschlacken. In dieser Zeit ernährt sich der 62-Jährige nicht nur von Flüssigem, sondern wandert auch, täglich. "Meistens sind wir in der Rhön unterwegs, laufen am Hochrhöner oder die Extratouren. Aber auch im Thulba- oder Saaletal waren wir schon", erzählt Bug.
Strecken bis zu 20 Kilometer
Der Burkardrother Rathauschef nimmt sich diese Auszeit für das Fastenwandern ganz bewusst, organisiert es über das Infozentrum "Haus der Schwarzen Berge" Oberbach. Dabei ist der Kommunalpolitiker aber nicht alleine unterwegs, sondern in einer etwa 20-köpfigen Gruppe. Anfangs laufen die Fastenwanderer Halbtagestouren zwischen acht und zehn Kilometer. "Auch weil das Fasten erstmal schwer fällt", gibt Bug offen zu. Tag für Tag wird die Strecke dann länger, bis sie schließlich kurz vor dem Ende zwischen 18 und 20 Kilometer erreicht. "Dann setzt auch das Hochgefühl der Fastenkur ein und man möchte einfach weitermachen", fügt er hinzu. Doch stattdessen muss der Körper langsam wieder an den Alltag und die normale Ernährung herangeführt werden - mit leichter Kost. "Fleisch beispielsweise esse ich erst fünf Tage nach der Kur", sagt er.
Heuschnupfen fast weg
Klingt anstregend. Doch der Burkardrother unterzieht sich dieser Kur gerne. Denn das Heilfasten zeigt bei ihm neben dem Entschlacken weitere positive Effekte. "Man verliert ein paar Pfunde und bekommt den Kopf wieder frei", sagt er. Zudem sind seine allergischen Beschwerden, die ihn noch Mitte der 1990er Jahre ganz schön zu schaffen machten, enorm zurückgegangen. "Heute muss ich nur noch ganz selten mein Heuschnupfenspray gebrauchen", fügt er hinzu. Trotz seiner positiven Erfahrungen empfiehlt er, dass nur gesunde Menschen eine Heilfastenkur machen sollten. "Wer gesundheitliche Beschwerden hat , sollte sich besser von einem Arzt beraten lassen oder eine spezielle Klinik aufsuchen", fügt er hinzu. Eine der ältesten und bekanntesten in der Region ist die Malteser Klinik von Weckbecker in Bad Brückenau. Dort werden schon seit etwa 60 Jahren Heilfastenkuren angeboten.
Mehr als nur das Essen weglassen
Gegründet wurde sie vom Facharzt der Inneren Medizin Erich von Weckbecker. Er gehörte neben Otto Buchinger und Franz Xaver Mayr zu den Begründern der ganzheitlichen Fastentherapie. "Fasten ist mehr als einfach nur das Essen wegzulassen", lautet eine Philosophie des Hauses. Deshalb werden parallel zur Umstellung auf Flüssignahrung verschiedene Bewegungstherapien angeboten. "Sie sind wichtig, um die Durchblutung aufrechtzuhalten", erklärt Dr. Rainer Matejka. Der 60-Jährige ist ärztlicher Leiter der Klinik und Experte für Heilfasten.
Wer nun denkt, solche Kuren machen doch nur Rentner, liegt völlig falsch. "Die Patienten, die bei uns fasten, werden immer jünger. Es sind Menschen, die mitten im Leben stehen, eine hohe Belastung haben." Matejka schätzt, dass die Besucher in seiner Bad Brückenauer Klinik im Durchschnitt zwischen 40 und 65 Jahre alt sind.
Bei ihnen stehen weniger die körperlichen Beschwerden im Vordergrund. "Sie wollen ein Resetting, sich beim Heilfasten auf einen seelischen und körperlichen Grundlevel eichen", schildert der Arzt seine Erfahrungen. Zudem hätten sich die Beschwerdebilder der Patienten in den vergangenen Jahrzehnten verändert. "Das Heilfasten bietet dafür fachübergreifend mehrere therapeutische Effekte", sagt er.
Menschen über 75 Jahre rät der Facharzt jedoch vom Heilfasten ab. Sie litten aufgrund des Alters bereits unter einer Flüssigkeitsverschiebung, die durch die Kur noch verstärkt würde. "Manchmal reichen auch schon kleine Einschränkungen im Alltag aus, um zu fasten", ist Matejka überzeugt. Alkohol oder bestimmte Nahrungsmittel eine Zeit lang wegzulassen oder einmal wöchentlich einen Fastentag einzulegen. Er selber nutzt beispielsweise seine Dienstreisen zu Rohkosttagen. "Denn einen Apfel kann man gut zwischendurch im Auto essen."