Das "Saale-Musicum" machte Station im Schlosshof von Aschach.
Der musikalische Bilderbogen reicht von schlichter Volksweise und der Uraufführung eines Rhönlieds bis zu afrikanischer Folklore, von Ernst Mosch bis zu Elvis Presley. Im beschützenden Innenhof von Schloss Aschach klingen die Lieder innig, die Mauern runden die Klänge der Blasmusik ab, und das milde Sommerwetter lässt den Abend zu einer stimmungsvollen Serenade werden. Als Zugabe spendiert der Himmel auch noch ein sich verschleiernd-zerfließendes Abendrot.
"Es liegt ein Zauber über der Szenerie", meint Kuno Holzheimer, Chef der Bayerischen Musikakademie Hammelburg und Projektleiter des Saale Musicums. Er spricht zu Recht von einem der Höhepunkte des Festivals, das seit 13 Jahren die Heimat zum Klingen bringt. Das "SaaleMusicum" verbindet in drei Landkreisen 40 Gemeinden entlang der Saale, zeigt die Vielfalt besonderer Orte, Bauwerke, malerischer Winkel, inspirierender Natur und führt das musikalische Potential der Region klingend vor Augen.
Seit dem 11. Juni schipperte das kleine Floß, Symbol des Kultur-Festivals, durch den Landkreis Rhon-Grabfeld, am 4 Juli erreichte es in Nickersfelden den Landkreis Bad Kissingen um am Wochenende in Aschach anzulegen.
"Was wäre die Saale ohne ihre Nebenflüsse", meint Andreas Sandwall in seiner Begrüßung. Das kleine Rinnsal aus Alsleben wird erst durch Milz, Streu, Brend und Lauer zu einem Fluss. Der 2. Bürgermeister des Marktes Bad Bocklet sieht Schloss Aschach als wichtige Station der Flussreise, "weil man hier die Aschach und die Saale gleichzeitig rauschen hört".
Flöte als Nachtigall
Den Beginn der Schlossserenade gestaltet der Gesangverein 1890 Aschach. Er führt die Besucher heiter beschwingt in die nahe Ferne, ganz so wie es in einem hessischen Volkslied heißt: "Bleib nicht sitzen in dei'm Nest, Reisen ist das allerbest". Bei "Ich ging durch einen grasgrünen Wald" trillert eine kleine Flöte im Chor als Nachtigall und liefert sich mit den gurrenden Tauben auf dem Dach einen lustigen Wettstreit. Viel Applaus gibt es für diese nette Idee.
Aber Dirigent Robert Bauch hat auch in diesem Jahr ein besonderes Schmankerl für die Serenade parat. Das Gedicht der Rhöner Autorin Lina Schonder: "In der Heimat, in der Rhön" hat der ambitionierte Musiker vertont. Seinen vierstimmigen Chorsatz singen die 1890er Sänger aus Aschach wunderbar einfühlsam, lassen Kuppen, Wiesen und Moore im Land der offenen Fernen erahnen.
Viel weiter geht die Reise von Ganna Kravchenko. Der Gesangverein Sängerlust aus Stralsbach nimmt die Zuhörer mit nach Österreich. Bei "Weit, weit weg von hier", der Hymne alpenländischer Rockmusik des Hubert von Goisern, wird schon zaghaft mitgesummt und -gesungen. Aber als dann die Stralsbacher afrikanische Weisen erklingen lassen, schafft es die Dirigentin tatsächlich, dass der ganze Schlosshof steht und sich im Miriam-Makeba-Rhythmus wiegt.
Böhmisch und modern
Museumsleiterin Annette Späth lädt die Besucher in der Pause zu einem Besuch ins Graf Luxburg Museum ein, bevor die "Altenberg Musikanten" aus Haard mit böhmischer und moderner Blasmusik ihre Vielseitigkeit gekonnt unter Beweis stellen. Dirigent Horst Hillenbrand beginnt im Big Band Sound. Glanznummern wie Sinatras "My Way" mit satt-weichem Sound und groovendem Saxophon-Solo. Ein gekonntes Arrangement von Elvis' "Allways on my mind" schließt die Herzen der Besucher auf. Bei einem Potpourri von Mitsing- und Klatschliedern à la Ballermann ist Feierstimmung angesagt. Aber schon werden Instrumentierung und Fach gewechselt, die Haarder werden zu den "Original Altenberger Musikanten" und machen sich auf ins Egerland, wo "Ernst Mosch, der Karajan der Blasmusik", wohlklingende Urständ feiert.
Beim "Böhmischen Wind" und allerspätestens bei der Vogelwiese" sind dann auch die Freunde der gepflegten Blasmusik voll auf ihre Kosten gekommen. So wie alle Besucher des zauberhaften Sommerevents im Schlosshof Aschach.