Mit virtuosen Klangspielen begeisterte "Elbtonal Percussion" Jung und Alt im Großen Saal.
Die Bühne im Großen Saal ist dunkel, nur die Pfeiler leuchten blau. Jan-Frederick Behrend tritt hinter die große Marimba, entlockt dem Instrument hauchzarte Klänge. Nach und nach gruppieren sich Andrej Kauffmann, Stephan Krause und Sönke Schreiber hinter Kesselpauken, Gong, Becken und unterlegen die Melodie mit dezentem Rhythmus.
Fordernder und bestimmender werden die Schlagwerke, virtuoser die Läufe des Solisten, bis sich die Musik zu einem fulminanten Klangerlebnis steigert.
Die Perfektion, mit der die vier Musiker ihre Instrumente beherrschen, nimmt das Publikum schon beim ersten Stück gefangen, ist aber nur der Anfang einer atemberaubenden Schlagwerkperformance, die in unterschiedlichstem Ausdruck einer getrommelten Weltreise gleicht, wie Behrend, Marimba-Solist, Komponist und
Produzent, treffend in die Klangwelten einführt.
Die Trommel sei das älteste Instrument der Welt und "Elbtonal" setze sich auch mit afrikanischer, arabischer und japanischer Trommelkultur auseinander. Ihr Repertoire umfasst die ganze Bandbreite einer höchst virtuosen Percussionswelt und hat die Gruppe international bekannt gemacht.
Die studierten Musiker treten bei renommierten Festivals auf, gestalten Filmmusik, haben bereits sechs CDs und eine live-DVD veröffentlicht. Den "wunderbaren Saal" haben sie sofort ins Herz geschlossen.
In "Trio per uno" gruppieren sich drei Musiker um eine große Trommel und mit Paukenwirbeln, Beckenschlägen und Bongostreicheln wird mit der Präzision eines Metronoms eine furiose Hetzjagd bis hin zu dynamischen Schlussakkorden veranstaltet.
Spätestens jetzt war das Publikum im Bann wirbelnder Stöcke, klingender Zimbeln, Rasseln und Schellen.
Moderator Andrej Kaufmann, wie Behrend und Kauffmann Gründungsmitglied von "Elbtonal Percussion", führt dann nach Afrika. Leise und wehmütig rufen da Trommel, Djembe, Cajón und Marimba. "Ghanaia" klingt, als plätschert ein warmer tropischer Sommerregen auf Lianen und Urweltbäume, und als die letzten gehauchten Töne verklingen, herrscht
für eine Weile atemlose Stille im Regentenbau, bevor ein Jubelsturm mit Klatschen Pfeifen und Trampeln losbricht. Sein Bravourstück "Ghanaia" konnte Matthias Schmitt, international gefeierter Percussionist, im Saal miterleben und zollte später dem Quartett mit dem Solisten Jan Frederik Behrend höchstes Lob für die virtuose Gestaltung.
Ästhetik made by Großer Saal Mit "Li", Eigenkomposition von Stephan Krause, führten die coolen Hamburger mit Baum stammtrommeln und Daikos dann in die asiatische Trommelkultur ein. Weit ausholende Bewegungen bringen die mit enormer Wucht geschlagenen japanischen Fasstrommeln zum Beben, die in einen Dialog mit stillen Melodienwelten der Marimba treten.
Selten war die außerordentliche Akustik des Großen Saals so intensiv erlebbar. Die Hohlräume zwischen Mauerwerk und Vertäfelung wirken wie ein Resonanzboden und selbst die kaum wahrnehmbare Berührung der Fingerkuppe mit der Trommel löst Schwingungen aus, die bis in den hintersten Raum schweben. Vor allem die leisen Töne bezauberten in diesem Konzert
.
Andrej Kauffmann moderierte sparsam und mit hintergründigem hanseatischem Humor.
So kündigte er Russel Pecks "Lift Off" wie den Start eines Hubschraubers an und tatsächlich glaubte man, dass Jan-Frederick Behrend und Stephan Krause ihre Tom-Tom-Gruppen so spannungsgeladen zum Schwingen bringen, als drehten sich Rotorblätter eines Helikopters.
Deutlich jüngeres Publikum Als hätten sie die besondere Klangfülle des Saales geahnt, hatte "Elbtonal" für den Schluss ein Stück
ausgewählt, das die Kirschholzwände nochmals zum Klingen brachte. Der furiose Trommelwirbel machte mehr und mehr einem Pianissimo Platz bis das Vibraphon zarten Töne aushauchte. Das begeisterte Publikum verlangte zwei Zugaben und ihren Humor bewiesen die "Nordlichter" mit "Tischmusik", einer mit Schneebesen und Löffeln auf Töpfen, Tellern und Stühlen getrommelten "Gaudiperformance mit Kochmützen", bevor sie mit der allerletzten Zugabe die Besucher wieder in
die so unerwartete Welt der zart schwebenden Klänge zurückführten.
Das scheint ein Merkmal des Winterzaubers zu sein: Überraschendes aus den verschiedensten Genres der Musik, hoch professionell gespielt, lockt ein jüngeres Publikum in den ehrwürdigen Littmann Saal. Das Festival verträgt dann auch, dass die Röcke kürzer sind und nicht jedes Hemd ein Schlips ziert. So wird ein Konzert zum Erlebnis und das spricht sich sehr in weiten Kreisen schnell herum.