Photovoltaik für Zuhause: Was man beim Kauf einer PV-Anlage unbedingt beachten sollte

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Auf immer mehr Hausdächern sind Photovoltaik-Anlagen zu finden. Wer selbst Strom erzeugt, hilft nicht nur dem Klima, sondern spart auch Geld. Foto: Nestor Bachmann/dpa
Auf immer mehr Hausdächern sind Photovoltaik-Anlagen zu finden. Wer selbst Strom erzeugt, hilft nicht nur dem Klima, sondern spart auch Geld. Foto: Nestor Bachmann/dpa

Immer mehr Menschen schaffen sich für Zuhause eine Photovoltaik-Anlage an. Energieberater Daniel Eisel gibt Tipps für den Kauf und unsere Karte einen Überblick über die solaren Spitzenreiter im Landkreis.

Mehr Klimaschutz ist einer der wichtigsten Gründe, welche Hausbesitzer dazu bewegen, sich eine Photovoltaik-Anlage anzuschaffen. Aber auch der Wunsch, die eigenen Stromkosten zu senken, spielt eine entscheidende Rolle. Das geht aus einer Umfrage unter Nutzern des Solar-Preisvergleichs von Selfmade Energy hervor. Auch im Landkreis Bad Kissingen gibt es bereits zahlreiche - gewerbliche wie private - Einheiten, die Strom aus der Sonne gewinnen (siehe Karte).

Doch was muss man zum Beispiel beim Kauf einer Photovoltaik-Anlage beachten? Daniel Eisel, Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern, gibt Tipps rund um das Thema Photovoltaik (PV) für Zuhause. Er hat dabei auch eine Lösung für Mieter.

Worauf muss man beim Kauf einer PV-Anlage achten?

"Zunächst sollte geprüft werden, welche Ausrichtung und Neigung die Dachflächen haben", sagt Eisel. Außerdem sei entscheidend, ob und wie stark die Dachflächen verschattet sind - also etwa durch Bäume, Schornsteine oder Gauben. Auch geprüft werden sollte Eisel zufolge, ob die Dacheindeckung noch in Ordnung ist oder mit dem Gerüst für die PV-Anlage gleich noch weitere Arbeiten am Haus durchgeführt werden können. "Danach sollte die Größe der Anlage abgestimmt werden", sagt Eisel.

Sofern es finanziell möglich sei, empfehle die Verbraucherzentrale, das ganze nutzbare Dach zu belegen - bis zu einer Anlagengröße von 30 Kilowatt Peak (kWp). "Denn je größer die Anlage jetzt gebaut wird, desto flexibler ist man in der Zukunft", erklärt der Energieberater und verweist etwa auf die Möglichkeit, mit dem Strom aus der PV-Anlage das E-Auto zu laden oder eine Wärmepumpe zu betreiben. Ab einer Anlagengröße von 30 kWp müsse jedoch nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine Umlage für den selbstverbrauchten PV-Strom gezahlt werden. "Dies sollte bei Eigenheimen vermieden werden."

Für welche Häuser und Gebäude eignen sich PV-Anlagen?

Prinzipiell eignen sich PV-Anlagen für alle Wohnimmobilien, wie Eisel erklärt. "Eigenheimbesitzer können dabei natürlich das gesamte Dach und je nach Gebäudetyp auch noch die Fassade, Garagen- oder Terrassenüberdachungen nutzen." Aber auch Mieter könnten "mit kleinen, einfachen und selbst zu errichtenden Balkon-PV-Anlagen an der Energiewende teilhaben". Hierbei handele es sich um sogenannte steckerfertige Erzeugungsanlagen bis 600 Voltampere (VA). Auch diese Anlagen würden sich in der Regel nach wenigen Jahren rechnen und könnten bei einem Umzug einfach mitgenommen werden, so der Berater.

Wie lange sind PV-Anlagen haltbar? Und: Kann man sie recyceln?

"Die PV-Module halten viele Jahrzehnte", sagt Eisel. "Die älteste uns bekannte PV-Anlage in Deutschland verrichtet seit 1976 ihren Dienst." Auch die meisten Anlagen, die Ende der 1990er- oder Anfang der 2000er-Jahre an den Start gingen, würden noch zuverlässig arbeiten. "Allerdings sollte bedacht werden, dass die Wechselrichter ,nur‘ etwa 15 Jahre halten", fügt der Energieberater an. Die Module könne man in haushaltsüblichen Mengen auf dem Wertstoffhof kostenlos entsorgen. "Danach werden sie einem Recycling-Prozess zugeführt." Da es aber bisher kaum Recycling-Mengen in Deutschland gebe, lägen hierzu noch keine großtechnischen Erfahrungen vor.

Muss man PV-Anlagen regelmäßig reinigen?

Werden die Anlagen mit mehr als 15 Grad Neigung installiert, reinigen sich die Module laut Eisel durch Regen und Schnee selbst, sofern es in der Umgebung keine größere Schmutzquelle - wie etwa eine stark befahrene Straße - gibt. Im Bedarfsfall böten spezielle PV-Reinigungsfirmen eine professionelle Reinigung an. "Um den Reinigungsbedarf abschätzen zu können, sollten die Erträge jährlich oder besser noch monatlich aufgeschrieben und die Entwicklung verglichen werden. Wenn die Erträge deutlich nachlassen, sollte mit einem Fachmann geklärt werden, wo die Ursache liegt."

Für wen lohnt sich die Anschaffung einer PV-Anlage?

"Die PV-Anlage ist die einzige Anschaffung im Haushalt, die wieder Einnahmen generiert", sagt Eisel - anders als beispielsweise Autos, Heizungen, Wintergärten oder Pools. Somit würden sich PV-Anlagen finanziell für fast alle Privatpersonen mit Strombedarf lohnen. "Mit den PV-Anlagen kann der Strombezug nennenswert reduziert und so sehr kostengünstig eigener Strom erzeugt werden." Die Überschüsse würden außerdem über das EEG vergütet.

Der Strom sollte zunächst aber im Haus beziehungsweise der Wohnung direkt verbraucht werden, wie der Energieberater erklärt. "Um den Eigenverbrauch zu steigern, kann außerdem über die Nutzung einer Wärmepumpe zur Beheizung oder einen Heizstab zur elektrischen Warmwasserbereitung nachgedacht werden. Außerdem ergänzen sich PV-Anlage und E-Auto perfekt."

Ein Beispiel: Der Strom aus der eigenen PV-Anlage koste etwa acht Cent pro Kilowattstunde (kWh), wenn man Anschaffungs- und Betriebskosten mit der zu erwartenden Energiemenge gegenrechnet. Ein E-Auto benötige auf 100 Kilometern etwa 15 bis 20 kWh. Die Energiekosten würden also gerade einmal 1,20 bis 1,60 Euro pro 100 Kilometer betragen. "Kein Verbrenner kommt da auch nur annähernd heran."

Was kostet die Anschaffung einer PV-Anlage?

Eine PV-Anlage kostet laut Eisel brutto etwa 1200 bis 1500 Euro pro kWp bei einer schlüsselfertigen Installation. Je kWp installierter Leistung benötige man aktuell etwa fünf Quadratmeter an Dachfläche. Balkon-PV-Anlagen zum Selbstinstallieren mit 600 Watt Peak (Wp) würden als Bausatz etwa 600 bis 800 Euro kosten. In Bayern könne über das 10 000-Häuser-Programm eine Förderung in Anspruch genommen werden, wenn auch ein Batteriespeicher angeschafft wird. "Außerdem bietet die KfW einen zinsgünstigen Kredit." Die Förderung selbst erfolge über die Einspeisevergütung. "Man erhält also über 20 Jahre eine garantierte Vergütung der Energie, die ins Netz eingespeist wird."

Wie unterscheidet man seriöse von unseriösen PV-Anbietern?

Eisel empfiehlt, wie bei anderen Anschaffungen auch, bei zu günstigen oder teuren Angeboten genau hinzusehen. "Außerdem sollte in der Wirtschaftlichkeitsberechnung der Anbieter der eigene Strompreis hinterlegt sein und eine nicht zu hohe Strompreissteigerung angenommen werden." Man müsse Zugang zu allen Datenblättern sowie den Garantiebescheinigungen der Komponenten erhalten, "sodass größtmögliche Transparenz herrscht". Die Verbraucherzentrale rate außerdem, immer mehrere Angebote einzuholen. Neben dem Kauf werden auch Mietmodelle immer beliebter, wie Eisel berichtet. Man könne sein Dach etwa einem Unternehmen anbieten und den Strom gegen einen monatlichen Fixpreis, die Miete, selbst verbrauchen.

Tipp: Mit dem "Eignungs-Check Solar" der Verbraucherzentrale können Interessierte mit einem Energieberater vor Ort alle Detailfragen durchsprechen (Eigenanteil: 30 Euro; Infos unter: 0800 809 802 400).