"Das Bauamt wird keine Trasse gegen den Willen der Gemeinde planen", betonte Schlegel. Stimmen Bund und Gemeinde der Voruntersuchung zu, wird der Vorentwurf geplant. Dann geht es ins Genehmigungsverfahren, erst danach kann gebaut werden. Zeithorizont: zehn Jahre.
Emotionale Diskussion
Besonders emotional meldeten sich in der Versammlung die Anwohner zu Wort, die darauf pochen, dass endlich eine Entlastungsstraße für die B287 gebaut wird. "Der Verkehr im Ort ist untragbar geworden", sagte zum Beispiel Marion Kiesel. Dass die vorgeschlagene Nordtrasse bei der Bürgerbefragung im Juli durchfällt und dann gar keine Ortsumgehung gebaut wird, fände sie furchtbar. "Das Leben ist kein Ponyhof und wir brauchen diese Umgehungsstraße", appellierte sie an die Gegner.
Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde, Günter Kiesel (CSU), wies darauf hin, dass es sich um eine einschneidende Entscheidung handle. Er plädierte dafür, dass die Gemeinde nicht nur die Bürger befragt, sondern einen bindenden Bürgerentscheid zulässt. Vor allem solle jetzt nichts überstürzt werden. "Gebt den Gruppierungen Zeit, um Aufklärung zu betreiben", sagte er. Die Bürger sollten sich über die Argumente der drei Bürgerinitiativen informieren und so eine Meinung bilden.
Mehrere Nachfragen zielten darauf, ob sich die Nüdlinger Ortsumgehung nicht mit den Plänen für die B 286 neu (Autobahnzubringer für Bad Kissingen zur A71 und Ortsumgehung Eltingshausen) verbinden lasse. So könne eine große Lösung geschaffen werden. Alexander Schlegel vom Staatlichen Bauamt verwarf diese Idee als illusorisch. Zum einen werde dadurch so gut wie keine Verkehrsentlastung für Nüdlingen erreicht, zum anderen sei der Naturschaden und der Flächenverbrauch deutlich höher. Dass der Gesetzgeber ein Vorhaben dieser Größenordnung genehmigt, sei nicht realistisch.
Lkw-Sperrung schwer möglich
Auch die Gegner der Ortsumgehung meldeten sich zu Wort. Sie wollen, dass keine neue Straße gebaut, dafür aber die B287 durch den Ort für den Schwerlastverkehr gesperrt wird. Volker Süßmeyer wies darauf hin, dass in der aktuellen politischen Diskussion größere Anstrengungen für Natur- und Klimaschutz eingefordert werden. "Eine Ortsumgehung ist aus meiner Sicht aus der Zeit gefallen", sagte er. Der zunehmende Verkehr mit Elektro-Autos werde die Lärmbelastung im Ort zusätzlich verringern. Marcus Lipsius zeigte sich überzeugt, dass eine Lösung ohne Umgehung möglich wäre, wenn der politische Wille dazu vorhanden wäre.
Schlegel entgegnete, dass eine Bundesstraße dem Gemeingebrauch dient. Es sei rechtlich nur in streng geregelten Ausnahmen möglich, sie für Lkws zu sperren. Zum Beispiel braucht es eine Entlastungsstraße, die Nüdlingen nicht hat. "Verbesserungen erreichen wir bei der Null-Variante nicht", bekräftigte der Planer. Auch die Effekte durch Elektro-Autos seien nicht vielversprechend. Es werde noch dauern, bis nennenswerte Mengen E-Autos in ländlichen Regionen fahren. Außerdem spiele es für den Lärmpegel ab Geschwindigkeiten von etwa 50 Stundenkilometer keine Rolle, ob es sich um ein Auto mit Verbrennungsmotor oder um ein E-Auto handelt. Das Abrollgeräusch der Reifen ist dann lauter.
Bürgerbefragung
Teilnahme Alle Nüdlinger, die am 15. Juli 2019 mindestens 16 Jahre alt sind, können ihre Stimme abgeben. Die einfache Mehrheit der Stimmen zählt. Zur Abstimmung zählt nur, ob die favorisierte Nordumgehung gebaut werden soll oder nicht.
Ablauf Die Stimmzettel werden Anfang Juli verschickt, letzter Abgabetermin ist Sonntag, 15. Juli. Der Gemeinderat behandelt am 23. Juli das Ergebnis der Befragung.