Vorbereitung auf viele Wall-Leut'

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Die Würzburger Kreuzbergwallfahrer gestern auf einem Wiesenweg zwischen Gramschatz und Arnstein. Foto: Daniel Peter
Die Würzburger Kreuzbergwallfahrer gestern auf einem Wiesenweg zwischen Gramschatz und Arnstein. Foto: Daniel Peter
Jedes Zimmer im Hause Brand wird genutzt, und damit (von links) Edeltraud Brand und Klara Zisler den Überblick nicht verlieren, verteilten sie bereits gestern die 32 Namensschilder. Fotos: Ralf Ruppert (3)
Jedes Zimmer im Hause Brand wird genutzt, und damit (von links) Edeltraud Brand und Klara Zisler den Überblick nicht verlieren, verteilten sie bereits gestern die 32 Namensschilder. Fotos: Ralf Ruppert (3)
 
Das gute Geschirr deckt Küsterin Christa Keller in der guten Stube für die sechs Wall-Leut', die sich heuer bei ihr angemeldet haben.
Das gute Geschirr deckt Küsterin Christa Keller in der guten Stube für die sechs Wall-Leut', die sich heuer bei ihr angemeldet haben.
 
 
 
Sulzthal ist der erste Ort im Landkreis, durch den die Pilger ziehen.
Sulzthal ist der erste Ort im Landkreis, durch den die Pilger ziehen.
 
 

An die 600 Pilger aus Würzburg trafen am Mittwochabend auf dem Weg zum Kreuzberg im Landkreis ein. Bei Christa Keller in Sulzthal übernachteten sechs, bei Familie Brand in Wirmsthal sogar 32 dankbare Wallfahrer.

Der Kreuzberg ist seit Jahrhunderten eine der bekanntesten Pilgerstätten der Region. Zu den größten Wallfahrten zählt alle Jahre die der Würzburger Kreuz-Bruderschaft: Gestern morgen gegen 4 Uhr machten sich an die 600 Pilger am Neumünster auf den Weg. Nach 18 Uhr überquerten sie die Grenze zum Landkreis Bad Kissingen, um 19.30 Uhr kamen sie nach 49 Kilometern zum ersten Nachtquartier in Euerdorf an.

"Lieder, die das Leben schreibt"
Das Motto der jahrhunderte alten Wallfahrt lautet heuer "Auf dem Weg mit Liedern, die das Leben schreibt". Während die Pilger singend und betend durch Gramschatz, Arnstein oder Wülfershausen gehen, laufen im Landkreis die Vorbereitungen für den Empfang auf Hochtouren: "Ich koche heuer Braten, Klöße und Salat", berichtet etwa Christa Keller aus Sulzthal. "Danach gibt es Eis und einen Schnaps - wer will."



Seit 20 Jahren nimmt Christa Keller "Wall-Leut'" auf - schließlich pilgert sie selbst seit fast 30 Jahren nach Retzbach. "Das hat mit zwei Leuten angefangen, mittlerweile habe ich mehr Platz und nehme sechs auf", berichtet sie. Der Kontakt mit den Gästen besteht auch über den 20. August hinaus: "Sie rufen mal an, an Weihnachten gibt es dann immer Postkarten an die Herbergsmutter", berichtet die Sulzthalerin lachend.

49 Kilometer am ersten Tag
Ausschau nach der großen Pilgerschar hält Christa Keller immer schon während des Kochens und der letzten Vorbereitungen: Christa Keller ist als Küsterin für das Geläut zuständig, die Glocken der Marienkirche begleiten die Wall-Leut auf ihrem Weg vom Langenberg bis zum Ortsausgang in Richtung Euerdorf.

Und auch an ganz einfache menschliche Bedürfnisse denken die Sulzthaler: Die Toiletten am neuen Dorfplatz waren aufgeschlossen, damit sich die Pilger bei Bedarf kurz vor Ende der ersten, 49 Kilometer langen Tagesetappe erleichtern können.

Um 19.30 Uhr holte Christa Keller mit Unterstützung der Familie in zwei Autos ihre sechs Pilger samt Gepäck in Euerdorf ab. Bei Familie Brand aus Wirmsthal ist das schon schwieriger: 32 Wall-Leut beherbergen sie heuer.

"Im letzten Jahr waren es sogar 42, aber unsere Tochter stellt heuer ihre Wohnung nicht mehr zur Verfügung", berichtet Edeltraud Brand. Dafür ist jeder andere Winkel im Haus ausgenutzt: Vom Keller bis unters Dach stehen Gästebetten. "Bei uns schläft jeder in einem Bett."

Zelt im Hof für das Abendessen
"Ich freu mich immer den ganzen Tag drauf", ist der 20. August für die Brands ein Höhepunkt im Jahr: Selbst der Urlaub wird danach geplant. Eine ganze Woche vorher beginnen die Vorbereitungen, selbst der Untermieter muss einmal im Jahr eines seiner beiden Zimmer für Pilger zur Verfügung stellen. In der Wohnung von Oma Klara Zisler stehen auch neun Betten - wie alle anderen mit Namensschildern versehen.

Im Hof ist ein großes Zelt aufgebaut, in dem alle gestern Abend Spießbraten, Hähnchenschenkel und zehn verschiedene Salate genießen konnten. Und nach dem Frühstück heute Morgen gab es für alle noch Lunch-Pakete mit belegten Brötchen und einem Apfel für die zweite Etappe bis auf den Kreuzberg.

Bei Brands übernachten seit Jahren auch Prominente, wie die ehemalige Würzburger Oberbürgermeisterin Pia Beckmann und Landrat Thomas Habermann aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Beide kamen auch gestern wieder. "Die letzten gehen um 1 Uhr ins Bett und die ersten stehen um 4 Uhr wieder auf", berichtet Edeltraud Brand über ihre Nacht auf den 21. August. Und erzählen könnte sie noch jede Menge weitere Anekdoten, etwa die vom Wallfahrer, der am Morgen verschlafen hatte und dann dem großen Pilgerzug hinterher gefahren werden musste. "Seitdem schaue ich vor der letzten Fahrt immer noch einmal alle Zimmer durch", erzählt Edeltraud Brand.