Tante Emma gibt auf

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Die Lebensmitteleinzelhandelsgeschäfte sind nicht nur wegen der Länge ihres Namens am Aussterben - besonders stark im Landkreis Bad Kissingen. Die Alternative des Dorfladens - wie hier bei Katrin Roloff in Gräfendorf - hat es in Unterfranken allerdings auch nicht leicht. Archivfoto: Arkadius Guzy
Die Lebensmitteleinzelhandelsgeschäfte sind nicht nur wegen der Länge ihres Namens am Aussterben - besonders stark im Landkreis Bad Kissingen. Die Alternative des Dorfladens - wie hier bei Katrin Roloff in Gräfendorf - hat es in Unterfranken allerdings auch nicht leicht.  Archivfoto: Arkadius Guzy

Der Landkreis Bad Kissingen gehört zu den Regionen im Freistaat, die in den letzten zehn Jahren die meisten Lebensmittelläden verloren haben.

Dinge des täglichen Bedarfs leicht erreichbar vor Ort kaufen zu können, ist ein entscheidendes Merkmal der Lebensqualität einer Gemeinde. Vor allem ältere Menschen sind besonders darauf angewiesen. In diesem Sinne gehört der Raum Bad Kissingen zu den Teilen Bayerns, die in ihren ländlichen Gebieten in den vergangenen Jahren am stärksten an Lebensqualität eingebüßt haben.


Die Zahl der Lebensmittelgeschäfte vor Ort ist von 2005 bis 2015 um 26 gesunken. 51 statt früher 77 Geschäfte, das entspricht einem Rückgang um 33,8 Prozent. Ungünstiger fällt die Quote nur noch in den Landkreisen Neustadt an der Waldnaab und Hof aus.

Zu diesen drei Regionen gesellen sich im Freistaat acht weitere Landkreise, die immer noch mehr als ein Viertel ihrer Lebensmitteleinzelhandelsgeschäfte verloren haben. Besonders betroffen ist Oberfranken. In Unterfranken zählt neben dem Kreis Bad Kissingen auch der Raum Kitzingen zu den Problemgebieten. Niederbayern und Mittelfranken haben je einen Landkreis mit besonders ausgeprägten Problemen. In Oberbayern waren zum Teil sogar Zuwächse bei der Versorgung mit Einkaufsmöglichkeiten zu registrieren. Zu entnehmen ist all das den Antworten des bayerischen Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Klaus Adelt. Das Papier des Ministeriums belegt einen deutlichen Unterschied bei der Versorgung von städtischen und ländlichen Gebieten. In etlichen städtischen Zentren habe die Zahl der Läden zugenommen. Die Landkreise drum herum seien jedoch oft von Ladensterben betroffen.


Totale Unterversorgung

Nach den Zahlen des Wirtschaftsministeriums gibt es in zehn Gemeinden des Landkreises Bad Kissingen kein Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft mehr. Dieses Versorgungsproblem reicht im Bäderkreis von A wie Aura bis Z wie Zeitlofs. In Thundorf stellt sich das Problem sogar noch schärfer. Diese zwei Kommunen gelten als unversorgt. Das heißt, dort ist auch kein Bäcker oder Metzger mehr vor Ort.

Die bestehenden Lebensmittelgeschäfte und Märkte haben aber im gleichen Zeitraum Fläche zugelegt. 2005 war die durchschnittliche Verkaufsfläche der Lebensmittelgeschäfte im Bäderkreis noch bei 590 Quadratmetern gelegen, ist den Tabellen des Ministeriums zu entnehmen. 2015 waren es durchschnittlich 664 Quadratmeter Verkaufsfläche.

Gestiegen sei in den vergangenen Jahren auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Lebensmitteleinzelhandelsgeschäften. 2007 lag ihre Zahl im Landkreis bei 253, letztes Jahr waren es 385.


Edeka ist Marktführer

Im Vergleich der Lebensmittelhandelsketten ist im Landkreis Edeka der Marktführer. Insgesamt gebe es vor Ort 15 Märkte unter dieser Flagge. Die Discounter Aldi, Norma, Lidl, Netto und Penny kommen im Bäder-landkreis nach der Tabelle des Ministeriums auf zusammen 19 Filialen.Ausgeprägte UnterversorgungWas den Trend der vergangenen Jahre angeht, gehört der Landkreis Bad Kissingen zwar zu den drei negativen Spitzenreitern im Freistaat. Anderswo ist die Unterversorgung, die so eine Entwicklung zur Folge hat aber noch deutlich ausgeprägter. Im schwäbischen Landkreis Donau-Ries sind 20 Gemeinden ohne Supermarkt und sechs gänzlich unversorgt. Im Kissinger Nachbarkreis Main-Spessart gibt es immerhin 16 Gemeinden ohne Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft und fünf unversorgte.

Als mögliche Lösung der Versorgungsprobleme in kleineren Kommunen werden vielfach Dorfläden angesehen. Sie sind aber im reicheren Süden Bayerns zahlreicher als etwa in Unterfranken.