Drei Bank-Kaufleute aus dem Landkreis bilden sich in ihrer Freizeit und auf eigene Kosten weiter, lernen für die Prüfung - und werden versetzt. Die private Hochschule hat sich nun auf Nachfrage offiziell entschuldigt.
Julian Ziegler ist sauer: "So kann man doch nicht mit uns umgehen", kommentiert der 22-Jährige aus Premich das Verhalten der ""Frankfurt School of Finance & Management". Ziegler ist Sprecher von 13 Bank-Kaufleuten, die an der Privat-Uni studieren. 1400 Euro zahlten sie im ersten Halbjahr, 1100 Euro sind für jedes weitere Halbjahr fällig. Dafür sollte es in Schweinfurt jeden Samstag von 8.30 bis 15.30 Uhr Unterricht und am 2. August eine Prüfung geben. Doch im zweiten Semester war jetzt der Wurm drin.
Julian Ziegler, Kathrin Leggeri (21) aus Frankenbrunn und Sandro Kirchner (20) aus Stangenroth haben sich unabhängig voneinander für die Frankfurt School entschieden. "Die hat eigentlich einen guten Ruf", sagt Ziegler. Dafür nahmen alle Mehrkosten in Kauf: "Woanders liegen die Gebühren bei weniger als der Hälfte", sagt Rauch.
Mit Dozenten zufrieden Eigentlich fing alles gut an:"Die Dozenten sind super", berichtet Kathrin Leggeri. Dann kam der 31. Mai: "Damals wurden wir zum ersten Mal versetzt", berichtet Julian Ziegler. Die 13 Studierenden standen zusammen mit ihrem Dozenten in Schweinfurt vor verschlossenen Türen. "Kann mal passieren", hätten sich alle gedacht. Ärgerlich war es dennoch, schließlich brach Ziegler extra für die Vorlesung seinen Urlaub vorzeitig ab. Und: "Wir dürfen nur einmal fehlen, sonst ist das Meister-BaFöG weg." Die Vorlesungen wurden an zwei Abenden nachgeholt, obwohl einige Studierende auch abends arbeiten müssen. Joker also bereits verbraucht.
Dann kam der Prüfungstermin am 2. August: "Wir haben uns richtig intensiv vorbereitet", berichtet Ziegler. Etliche hätten Urlaub genommen, Kathrin Leggeri verzichtete sogar auf ein ganz besonderes Ereignis: "Ich habe dafür sogar die Hochzeit meines Bruders in Amerika verpasst, der an dem Tag heiratete." Doch die Türen zum Berufsbildungszentrum in Schweinfurt blieben dicht: Niemand weit und breit, der einen Schlüssel hatte. Ausweichraum oder Plan B gab es auch keinen. "Das ist völlig unorganisiert", ärgert sich Ziegler.
Nachholtermin am 13. September Und was danach kam, war auch nicht besser: Kathrin Leggeri schrieb im Namen aller Studierenden eine Beschwerde-Mail, andere legten nach. Reaktion: Eine pauschale Antwort für alle. Immerhin schlug die Frankfurt School zwei alternative Prüfungstermine vor. Weil die Studierenden aber alle die gleichen Aufgaben haben wollten, organisierten sie am Ende selbst, dass die Prüfung nun am ersten Tag des neuen Semesters, dem 13. September, nachgeholt wird. Auf die Forderung, zumindest die entstanden Fahrtkosten zu ersetzen, gab es keine Reaktion.
In dieser Woche kam nun durch eine Anfrage der Saale-Zeitung Bewegung in die Sache: "Wir möchten uns hiermit noch einmal ganz herzlich für die Ihnen entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen", heißt es in einer Mail an die Studierenden - erstmals mit dem Angebot, die Fahrtkosten zumindest für den Prüfungstag zu ersetzen. "Das ist wirklich sehr ungünstig gelaufen", hieß es aus der Pressestelle in Frankfurt. Die Uni sei "dezentral aufgestellt", die Räume würden eigens angemietet, heißt es zur Erklärung. Und: "Wir können verstehen, dass die Studierenden da frustriert sind." Auf alle Fälle werde die Regionalbetreuerin auch noch das persönliche Gespräch mit der Gruppe suchen, damit alle ihren Ärger los werden können. Und zu guter Letzt kommt das Versprechen, "dass das nicht noch einmal vorkommt."
Geschichte Die "Frankfurt School of Finance & Management" ist eine private, staatlich anerkannte Wirtschaftsuniversität und Business School mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Studium ist kostenpflichtig. Die Hochschule ging 2007 aus der Bankakademie und der Hochschule für Bankwirtschaft (HfB) hervor. Die HfB ihrerseits wurde 1990 als Fachhochschule mit dem Schwerpunkt Banken und Finanzwirtschaft gegründet und 2004 in eine wissenschaftliche Hochschule überführt. Derzeit verfügt die Frankfurt School über knapp 45 Professoren.
Ranking Das Magazin "Wirtschaftswoche" bewertete die Frankfurt School in den Jahren 2012 und 2013 nach einer Umfrage unter 500 Personalverantwortlichen als sechstbeste Betriebswirtschaftslehre-Fakultät in Deutschland. Ihr "Master of Finance" war das einzige Programm einer deutschen Hochschule, das 2014 im Ranking der "Financial Times" aufgeführt ist, nämlich auf Platz 20 weltweit.