Plan für Ortsumgehung auf den Weg gebracht

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Bei der Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens hat sich herausgestellt, dass auch westlich von Eltingshausen ein Kreisverkehr notwendig ist, um den Verkehr in Richtung B 286 abzuleiten. Foto: Benedikt Borst
Bei der Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens hat sich herausgestellt, dass auch westlich von Eltingshausen ein Kreisverkehr notwendig ist, um den Verkehr in Richtung B 286 abzuleiten. Foto: Benedikt Borst
Immer wieder haben die Eltingshäuser für die Entlastung ihrer Ortsdurchfahrt demonstriert. Nun sind sie zumindest einen wichtigen Schritt weiter: Der Landkreis Bad Kissingen hat in der vergangenen Woche das Planfeststellungsverfahren für die Ortsumgehung in Würzburg beantragt. Foto: Archiv/Stefan Geiger
Immer wieder haben die Eltingshäuser für die Entlastung ihrer Ortsdurchfahrt demonstriert. Nun sind sie zumindest einen wichtigen Schritt weiter: Der Landkreis Bad Kissingen hat in der vergangenen Woche das Planfeststellungsverfahren für die Ortsumgehung in Würzburg beantragt. Foto: Archiv/Stefan Geiger
 
 
 
 
 
 

Das Landratsamt hat bei der Regierung von Unterfranken die Planfeststellung für die neue KG 43 beantragt. Nach der Prüfung liegen die Unterlagen im Oerlenbacher Rathaus aus.

Selbst für Jürgen Dobler, den Leiter der Tiefbau-Abteilung im Landratsamt, ist es ein besonderer Schritt: "Das ist das erste Planfeststellungsverfahren, seitdem ich hier im Amt bin", berichtet er über den Fortgang bei der Ortsumgehung Eltingshausen. 2005 kam er zum Landratsamt. "Es ist nicht allzu häufig, dass Kreisstraßen auf freier Strecke gebaut werden, deshalb fehlt uns da die Erfahrung", gibt er offen zu. Zu Jahresbeginn wurden daher zwei Ingenieurbüros eingeschaltet, in der vergangenen Woche wurde der formelle Antrag nach Würzburg geschickt.

Freude bei der Bürgerinitiative
"Wir sind natürlich froh, dass die Unterlagen endlich eingereicht wurden", freut sich Andreas Kukuk, Sprecher der Bürgerinitiative für die Umgehungsstraße. Lieber wäre ihm allerdings gewesen, der Landkreis hätte alle Grundstücke bekommen und ohne Planfeststellungsbeschluss bauen können. "Wir hatten ja sozusagen eine Goldrand-Version ausgehandelt", sagt er über die Gespräche im Landratsamt: Vor allem beim Lärmschutz sei der Kreis den Bürgern weit entgegen gekommen. "Es kann natürlich sein, dass das alles jetzt wieder rausgestrichen wird."
"Wir sind gespannt, was bei dem Verfahren rauskommt", sagt Kukuk. Große Unwägbarkeit sei auch, dass die Bahn-Unterführung in Oerlenbach tiefer gelegt wird. "Dann kann der Schwerlastverkehr ja wieder durch Oerlenbach rollen", fasst Kukuk die Bedenken der Bürgerinitiative zusammen. Deren Mitglieder befürchten, "dass die Ortsumgehung Eltingshausen in der Prioritätenliste wieder nach hinten rutscht".
Jürgen Dobler dagegen ist sich ziemlich sicher, dass auch die Regierung von Unterfranken die Notwendigkeit der Umgehungsstraße feststellt. "Die Strecke ist als B 286 neu ja in mehreren Gutachten untersucht worden." Unter anderem sei sie Bestandteil des Verkehrswegeplanes 2010 und bereits beim Bau der A 71 fest im Wegekonzept vorgesehen gewesen.

Alte KG 43 in desolatem Zustand
Allerdings kann sich Dobler auch noch an die Vorstellung der ersten Pläne im Jahr 2012 erinnern: Nach der Fertigstellung der Ortsdurchfahrt Oerlenbach habe sich bereits gezeigt, dass die bisherige KG 43 "in einem desolaten Zustand" ist. Damals wurde Entwürfe für einen kompletten Neubau nördlich von Eltingshausen dem Bayerischen Bauernverband und den Landwirten vorgestellt. "Uns wurden ja bereits mehrere Zugeständnisse abgerungen wie die fünf Meter hohe Röhre, aber trotzdem fehlt einigen Landwirten einfach die Fläche, die jetzt versiegelt wird." Rund 35 000 Quadratmeter benötigt der Landkreis laut Dobler insgesamt, gut ein Drittel, also rund 15 000 Quadratmeter konnte er bislang kaufen. "Vorerst haben wir die Grundstücksverhandlungen auf Eis gelegt", berichtet Dobler - und hofft, dass die Eigentümer nach einem Planfeststellungsbeschluss einlenken. "Ich denke, dass es niemand auf Enteignungen ankommen lassen wird." Schließlich würden sich mit einem Planfeststellungsbeschluss die Rechtsgrundlagen ändern: "Man kann auf freier Strecke auch ohne Baurecht bauen, das ist aber leichter anfechtbar."
Geholfen wäre dem Landkreis bereits, wenn er wenigstens Flächen zum Tauschen hätte: "Das ist schließlich meine Arbeitsgrundlage", begründet der Eltingshäuser Landwirt Jürgen Bock, weshalb er bislang einem Verkauf nicht zugestimmt hat. Allerdings schränkt der 41-jährige Vollerwerbs-Landwirt auch gleich ein: "Ich bin kein absoluter Gegner, es sollte nur sinnvoll gelöst werden." Und: "Ich juble natürlich nicht vor Freude, wenn mitten durch mein Ackerland eine Straße gebaut wird." Jürgen Bock hat sich auf Ackerbau und Viehzucht spezialisiert, sein Hof liegt am nordöstlichen Ortsrand, also genau in Richtung geplanter Trasse, viele seiner Felder schließen sich an den Hof in Richtung Schwarze Pfütze an.

52 Seiten umfasst alleine das Bauwerksverzeichnis für die Ortsumgehung Eltingshauen, berichtet Jürgen Dobler, Leiter der Tiefbauabteilung des Landratsamtes. Darin enthalten sind auch gleich drei Kreisel mit jeweils 46 Meter Durchmesser. In die Planung ging die Behörde zunächst mit zwei Kreisverkehren: an der ehemaligen B 19 und beim Umspannwerk. Bereits im Frühjahr habe sich jedoch herausgestellt, dass ein dritter westlich von Eltingshausen notwendig wird.

Kurve bis auf die Gewerbefläche
Der Verkehr soll in Zukunft schließlich nicht in Richtung Reiterswiesen, sondern zur B 286 abfließen. Deshalb wird unter anderem die jetzige Gemeindestraße durch das Gewerbegebiet zur Kreisstraße umgewidmet. Problem dabei: Die Einmündung südlich des Gewerbegebietes kann so nicht bleiben, die Vorfahrt müsste geändert und vor allem die Kurve erheblich entschärft werden. Weil das benachbarte Grundstück aber Gewerbefläche ist, würde das richtig Geld kosten: "Das alleine kommt auf 180 000 Euro", berichtet Dobler. Also entschied sich der Landkreis für einen dritten Kreisel. Dazu müssen auch die Fahrbahnen in drei Richtungen um 100 bis 200 Meter angeglichen werden. "Deshalb sind die Kosten auf mittlerweile 6,6 Millionen Euro gestiegen", sagt Dobler.
Insgesamt umfasse der Antrag auf Planfeststellung einen dicken Ordner. Wobei der Landkreis noch gar nicht alle Unterlagen nach Würzburg geschickt habe: "Baugrund-Gutachten und Schallschutz-Gutachten haben wir vorerst nicht eingereicht, aber sie liegen vor und können jederzeit nachgereicht werden", sagt Dobler.
Der "Antrag auf Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens" - so der offizielle Begriff - ging am 13. August bei der Regierung von Unterfranken ein, bestätigt Pressesprecher Johannes Hardenacke. "Aktuell werden die Antragsunterlagen gesichtet und hausintern geprüft, ob diese auslegungsreif sind", erläutert er das weitere Verfahren. Dies werde voraussichtlich bis Ende September dauern. "Danach wird dann entschieden, ob man mit den Plänen bereits in die Auslegung gehen kann oder noch Ergänzungen notwendig werden."

Auch im Internet einsehbar
Sämtliche Pläne und Unterlagen werden laut Pressesprecher Hardenacke unter anderem in der Gemeinde Oerlenbach ausgelegt. Und: "Mit Einleitung des Anhörungsverfahrens werden dann auch die wesentlichen Antragsunterlagen (Erläuterungsbericht und Lageplan) bei uns ins Internet gestellt."
"Die Einwendungen werden heftig sein", erwartet Jürgen Dobler. Und: "Ich weiß nicht, wie schwer das vom Tisch zu kriegen ist." Eher gelassen geht dagegen der neue Oerlenbacher Bürgermeister Franz Kuhn (CSU) mit der Umgehungsstraße um: "In meiner Amtszeit war das bisher kein Thema", berichtet er. Weil das Landratsamt seit Jahresbeginn das Planfeststellungsverfahren vorbereitet, war es also ruhig im Gemeindeteil: Die Befürworter freuten sich über die Vorbereitungen, die Gegner hielten sich zurück, weil noch keine Pläne vorlagen.
Kuhn selbst ist ein eindeutiger Befürworter der Trasse: "Die Ortsumgehung wird nach wie vor gebraucht", legt er sich fest. Daran ändere auch die Tieferlegung der Bahn-Unterführung nichts. Bei der Planung des dritten Kreisels sei die Gemeinde einbezogen worden, berichtet Kuhn. Auch den Antrag für das Planfeststellungsverfahren hat der Oerlenbacher Bürgermeister mitverfolgt. "Das ist ein Etappenschritt, jetzt müssen die Unterlagen geprüft werden." Kuhn hofft nun, dass sämtliche Unterlagen möglichst bald bei ihm im Rathaus ausliegen.

Kosten Durch den dritten Kreisel westlich von Eltimgshausen ist die Kostenschätzung mittlerweile auf 6,6 Millionen Euro gestiegen.

Verlauf Die jetzige Rottershäuser Kreuzung wird zum Kreisel umgebaut, von dort verläuft die 2,24 Kilometer lange Ortsumgehung nördlich von Eltingshausen und mündet in der Nähe des Umspannwerkes in die KG 6. Auch dort ist ein Kreisel und eine neue Anbindung des Gewerbegebietes geplant. Ein dritter Kreisel wird nötig, um das Gewerbegebiet auch im Süden anzuschließen.

Umwidmungen Die jetzigen Kreisstraße KG 34 und KG 6 in Eltingshausen sollen Gemeindestraßen werden, dafür wird die Straße im Gewerbegebiet zur Kreisstraße gewidmet.