"Angenommen, bei der Wahl der Bürgermeister-Stellvertreter käme ein Ratsmitglied der CSU mit AfD-Stimmen ins Amt, was machen Sie da, Herr Schneider?", spielte Moderator Farkas auf die jüngsten Ereignisse in Erfurt an. "Ob mir das gefällt oder nicht, ist egal", sagte Schneider, unterstrich jedoch, dass er in diesen Dingen nicht per se mit der AfD zusammenarbeiten wolle. Es gebe aber ein Kommunalwahlrecht, das ein bestimmtes Prozedere vorschreibe. Deshalb müsse man solche Ergebnisse hinnehmen. "Die Demokratie muss das aushalten."
Erfurt im Bad Kissinger Spiegel
Vogel hielt "nichts von Dämonisierungen". Man müsse vielmehr aus den Ereignissen in Thüringen lernen. Seiner Ansicht nach werde es künftig immer wieder solche Abstimmungsergebnisse geben. Der Appell an Eggen lautete: Die AfD müsse ihre "Worthülsen in Berlin lassen" und zusehen, was sie konkret in Bad Kissingen bewegen könne. Ihn persönlich habe es jedenfalls geärgert, dass die FDP in Thüringen mit knapp fünf Prozent überhaupt auf die Idee gekommen sei, einen Ministerpräsidenten-Kandidaten zu stellen. Das habe, laut Vogel, nichts mehr mit Volksmehrheiten zu tun.
Eggen hatte bereits in einem Interview mit dieser Redaktion geäußert, dass er das Stimmverhalten der AfD in Erfurt für einen "genialen Schachzug" hält. Ob man in der Kurstadt auch mit so etwas rechnen müsse, wollte der Moderator wissen. "Ja, denn die AfD steht in der Mitte", sagte Eggen. Er beschwerte sich über die Medien, die den "Hass gegen die AfD" verursachen würden. "Herr Schneider, Sie müssen mit der AfD zusammenarbeiten", sagte Eggen erregt. Die Menschen müssten nun mal akzeptieren, dass die AfD aus der Bundestagswahl 2017 als drittstärkste Kraft hervorgegangen sei.
Auch OB Blankenburg mischte mit
Es sei nicht fair, dass im Littmann-Saal landes- und bundespolitische Verhältnisse angesprochen werden, denn es gehe an diesem Abend schließlich um Bad Kissingen, sagte Eggen. Und falls es in Bad Kissingen zur Stichwahl käme, werde die AfD freilich auch eine Wahlempfehlung abgeben, kündigte er an. "Akzeptieren Sie uns doch mal!", rief er empört, an Moderator Farkas gewandt, aus. "Wenn wir Sie nicht akzeptieren würden, säßen Sie nicht hier", entgegnete dieser und machte darauf aufmerksam, dass er eine "legitime Frage" an Eggen gestellt habe. "Das Thema beschäftigt die Leute nun mal."
Nach der anberaumten Pause durfte auch der amtierende Oberbürgermeister Kay Blankenburg ein bisschen auf der Bühne mitmischen, als die drei Kandidaten auf die "Behauptungen" der Moderatoren hin den Daumen hoch, runter oder seitwärts halten sollten, um ja/nein, beziehungsweise richtig/falsch oder unentschieden zu antworten. Da ging es zum Beispiel darum, ob das Projekt Neue Altstadt heuer noch losgeht oder nicht, oder ob der künftige OB wegen der geringeren Schuldenbelastung nun mehr Spielraum habe oder nicht.
Stadt als Wohn- und Arbeitsraum
Ein spaßiges Zwischenspiel zum Thema "Mut und Vertrauen", bei dem die Kandidaten mit Augenmasken ein paar Kissinger Spezialitäten verkosten und erkennen sollten, lockerte die Atmosphäre auf, bevor schließlich Fragen aus dem Publikum beantwortet wurden: Dabei ging es sowohl um Lapidares wie den Plastikblumen-Schmuck am Rathaus, aber auch um zukunftsträchtige Themen, wie zum Beispiel um das Für und Wider einer Geburtshilfestation in Bad Kissingen oder um die Frage, wie man den finanziellen Spielraum der Stadt künftig erweitern könnte.
"Wie wollen Sie die Stadt als Wohn- und Arbeitsraum für junge Leute attraktiv machen?", wollte jemand aus dem Saal wissen. Bad Kissingen müsse sein Potenzial als Wissenschafts- und Labor-Standort besser nutzen, das könne junge Leute anziehen, sagte zum Beispiel Schneider. Aber auch Wohnraum müsse geschaffen werden, und man müsse Kitas und Schulen in ihren Kapazitäten ausbauen. Eggen pflichtete im Wesentlichen bei. Arbeitsplätze in den Labors und auch in der Pflege könnten Arbeitskräfte binden, sagte er, bezweifelte jedoch, ob das junge Leute generell locken könne.
Maßnahmen zum Klimawandel
Auf die Zuschauer-Frage, was der neue OB denn für Familien tun wird, kamen dann von den Kandidaten eher Allgemeinplätze wie ein gutes Angebot in Schulen vorhalten, Arbeitsplätze schaffen, die Kitas ausbauen und die Sportstätten in gutem Zustand halten.
Etwas konkreter wurden die Diskussionsteilnehmer beim Thema Klimawandel. Die "klimaneutrale Stadt" als Sammelbegriff für theoretisch formulierte Ziele, die dann möglicherweise gar nicht einzuhalten sind, lehnte Vogel ab und sprach sich eher für "konkrete Maßnahmen" aus, wie zum Beispiel beim Ausbau des Berliner Platzes den "Verkehr der Zukunft" im Blick zu haben, oder ein klimafreundliches Gebäude-Management zu betreiben. Schneider setzte auf die innovativen Kräfte der Stadtwerke. Er würde zum Beispiel gern die "Wasserstoff-Wirtschaft" ankurbeln und überall in den historischen Gebäuden der Stadt auf Blockheizkraftwerke umrüsten.
Alte Ölheizungen austauschen
Als Zuschauer hatte man den Eindruck, dass Eggen bei der Frage etwas ins Schwimmen kam: Ja, die Stadtwerke könnten innovativ tätig werden, was Gewerbebetriebe angehe. Aber auch die Privathaushalte müssten sich künftig von den alten Ölheizungen verabschieden. Einer der Zuhörer wollte übrigens von Eggen noch wissen, ob er ein "gemäßigter AfD-ler" sei und sich von den Aussagen des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke distanziere. Jede Partei habe, so Eggen, mehrere Lager. "Bei uns ist es der Flügel", sagte er, ohne näher darauf einzugehen, was er damit meinte. Dazu muss man wissen: Der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke gilt als Hauptfigur dieser Gruppierung von äußersten Rechten innerhalb der AfD. Eggen weiter: "Höcke ist nicht unbedingt mein Freund. In gewissen Dingen distanziere ich mich." Isolde Krapf
Video Peter Eggen bzgl. OB Kandidat der AFD. Sein Kommentar: Wir in Bad Kissingen fahren nicht diesen Kurs, ZUMINDEST NICHT NACH AUSSEN SICHTBAR.