Die Johanniter Unterfranken planen den Bau eines Hospizes in Schweinfurt. Warum das für den Landkreis Bad Kissingen ein wesentlicher Schritt nach vorn ist.
Ein Hospiz für schwerstkranke Menschen, die nur noch eine begrenzte letzte Lebensphase vor sich haben und zu Hause nicht adäquat versorgt werden können, gibt es bislang in der Region Main-Rhön nicht. Das soll sich bald ändern, denn der Regionalverband der Johanniter Unfallhilfe plant jetzt, ein stationäres Hospiz in Schweinfurt zu bauen.
Bis zu 16 Hospizplätze für die Region Main-Rhön sind dort im Gespräch. Der Landkreis Bad Kissingen will das Vorhaben mit einem einmaligen Investitionszuschuss unterstützen. "Wir müssen hier dringend den Bedarf decken", sagte Landrat Thomas Bold dieser Tage im Kreistag, wo Johanniter-Regionalvorstand Ralph Knüttel (Würzburg) das Konzept vorstellte.
Die Initiative zum Neubau geht zurück auf eine Bedarfsanalyse, die das Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerk (HPVN) Schweinfurt-Bad Kissingen-Rhön-Grabfeld im Januar 2020 beim Bayerischen Hospiz- und Palliativverband in Auftrag gab. Das HPVN wurde im Jahr 2016 gegründet. Neben dem Hospizverein Schweinfurt sind dort die Stadt Schweinfurt sowie die drei Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen und seit kurzem auch Rhön-Grabfeld vernetzt. Den Landkreis Haßberge möchte man noch hinzugewinnen.
Anfahrtszeit von maximal einer Stunde zumutbar
In ganz Bayern gibt es, laut Knüttel, bislang 21 Hospize. Für Betroffene aus der Region Main-Rhön liegen die Häuser in Würzburg, Coburg und Alzenau am nächsten, was jedoch jeweils mit einer erheblichen Anfahrtszeit verbunden ist. Als maximal zumutbar gelte jedoch eine Anfahrtszeit von einer Stunde zum Hospiz, sagte Knüttel. Eine wohnortnahes Angebot wird daher als dringend notwendig erachtet.
Aus den Befragungen, die im Zuge der genannten Bedarfsanalyse vorgenommen wurden, ergibt sich ein weiteres interessantes Fazit: Der Bedarf nach einem Hospiz in der Region Main-Rhön wird auch deshalb steigen, weil dieses ländliche Gebiet extrem vom demografischen Wandel betroffen ist. Das heißt, immer mehr Menschen werden gleichzeitig alt - und unter Umständen am Lebensende auch schwerstkank.
Eine Art kurzfristiges neues Zuhause
Wer in ein stationäres Hospiz zieht, findet, nach Knüttels Angaben, kurzfristig eine Art neues Zuhause mit bestmöglicher Versorgung vor. Rund um die Uhr werden dort schwerstkranke und sterbende Menschen von einem multiprofessionellen Team versorgt. Der jeweils behandelnde Haus- oder Facharzt beantragt die Aufnahme im Hospiz schriftlich bei der zuständigen Krankenkasse. Die Kosten werden dann zu 95 Prozent übernommen, sagte Knüttel. Fünf Prozent muss der Hospiz-Träger über Spenden finanzieren.
Nach dem Konzept der Johanniter soll das Hospiz in Schweinfurt auf einer Fläche von 4500 bis 6000 Quadratmetern entstehen. Zunächst sind zehn Hospizzimmer à 20 Quadratmeter vorgesehen. Hinzu kommen Verwaltungs-, Versorgungs- und Aufenthaltsräume. Nach Angaben des Architekten belaufen sich die derzeit geschätzten Baukosten auf 6,7 Millionen Euro.