Landkreis Bad Kissingen: Arzt soll abgeschoben werden

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Magdiel und Alexandra wollen heiraten. Sie erwarten ein Baby. Foto: Sang Sarr
Magdiel und Alexandra wollen heiraten. Sie erwarten ein Baby. Foto: Sang Sarr

Ein kubanischer Mediziner aus Ebenhausen soll ausreisen. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Aber da ist seine Verlobte und ein ungeborenes Kind und ein deutscher Staat, der medizinische Fachkräfte braucht.

Es fehlt in Krankenhäusern und Pflegeheimen oft an Personal. Das liest und hört Alexandra Vildosola regelmäßig in den Nachrichten. Umso weniger kann sie es verstehen, dass ein ausgebildeter Arzt mit angefangener Zusatzausbildung in Gynäkologie nicht in Deutschland bleiben und arbeiten darf. Der Arzt ist ihr Verlobter Magdiel Baptistin Vaillant.

Ausreisepflichtig

Er lebt in Ebenhausen in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Der Asylantrag des 29-Jährigen wurde zweimal abgelehnt. Im Schreiben der Zentralen Ausländerbehörde heißt es, er sei "vollziehbar ausreisepflichtig".

"Wir sind verlobt und erwarten ein Baby und dennoch wird ihm die Ausweisung angedroht", sagt Vildosola. Sie hat Angst, dass sie den Vater ihres Kindes nicht mehr wiedersieht, sobald er kubanischen Boden betritt.

Papiere müssen vorgelegt werden

Die unterfränkische Ausländerbehörde hat dem Kubaner bis zum 25. März eine Frist gesetzt: Sie verlangt, dass er eine Flugbestätigung nach Kuba vorlegt, einen Nachweis für die Verlängerung seines Reisepasses zeigt und eine Verlängerung der Zweijahresfrist erwirkt, nach deren Ablauf Kubaner den Migrationsstatus "Emigrant" erlangen.

Mitwirkungspflichten

Das Vorlegen dieser Dokumente gehöre zu den "Mitwirkungspflichten", die von ihm verlangt würden, sagt Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken. "Er muss dazu beitragen, dass seine Dokumente aktuell bleiben und dass Kuba ihn wieder zurücknimmt."

Familie setzt sich ein

Eine Abschiebung ihres Verlobten nach Kuba will Vildosola unbedingt verhindern. "Sie werden kaum ein besseres Beispiel für Integration finden", sagt sie. "Magdiel hat hier inzwischen eine Familie und wir setzen uns für ihn ein."

Vaillant habe Kontakt mit "Wir wollen helfen" aufgenommen, einer Initiative eines Berliner Startups, die medizinisches Personal und ehrenamtliche Helfer mit Menschen zusammenbringt, die von der Corona-Krise betroffen sind und dringend Unterstützung benötigen. Er habe bei der Diakonie in Nürnberg nachgefragt und auch privat Kontakt zu Ärzten gesucht. "Ich möchte helfen", sagt er.

Beschäftigungserlaubnis fehlt

"Doch überall bekam er die gleiche Antwort", sagt Vildosola. "Wir brauchen Ärzte, aber du darfst hier gar nichts machen." Von einer Frauenärztin des Ärztehauses St. Josef in Schweinfurt sei ihm zwar erst kürzlich eine Hospitanz angeboten worden, erzählt Vildosola, aber Vaillant braucht um zu arbeiten eine Beschäftigungserlaubnis der Ausländerbehörde. Die hat er nicht bekommen.

Versuch als Reinigungskraft zu arbeiten

"Trotz zehn Jahren Studiums ist Magdiel nicht zu stolz, einen Job in einer Reinigung anzunehmen, um unter Beweis zu stellen, dass er den deutschen Staat nichts mehr kosten will, niemandem zur Last fallen will, sondern für sich selbst sorgen möchte, um ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu werden", sagt Vildosola.

Keine Bleibeperspektive

Im September 2020 beantragte der Arzt eine Beschäftigungserlaubnis, um als Reinigungskraft bei der Dorfner GmbH in Nürnberg zu arbeiten. Der Arbeitgeber gab an, dass er aufgrund von Personalmangel auf neue Mitarbeiter angewiesen sei.

Vaillants Antrag, dort zu arbeiten, wurde im Schreiben der Ausländerbehörde abgelehnt. Dort heißt es unter anderem, aufgrund der vollziehbaren Ausreisepflicht sei für den Antragsteller keine Bleibeperspektive gegeben.

In der Kirchenmusik aktiv

"Magdiel ist ebenfalls ein begabter Musiker und Komponist, er ist in der Kirchenmusik aktiv und hat bereits bei zwei Wettbewerbssiegen als Komponist mitgewirkt", sagt seine Verlobte. Vaillant gewann etwa mit dem Kollektiv "Contemporament" den Wettbewerb für innovative Konzertformate "Hugo 2021" der Montforter Zwischentöne.

Mehrere Musikwettbewerbe gewonnen

Der Deutschlandfunk spielte kürzlich Musik, an der der Kubaner mitwirkte. Die Musik war es auch, über die sich das Paar im Februar 2020 an der Hochschule für Musik in Nürnberg kennenlernte. Alexandra Vildosola studierte dort und ist nun freischaffende Sängerin und Künstlerin in Berlin.

"Wir werden heiraten, sobald Corona uns das ermöglicht", sagt Vildosola. Die Zeit spielt gegen das Paar. Die Dokumente für die Heirat zu beschaffen, ist kompliziert. Und Vaillant kann abgeschoben werden.

Weiterlesen geht hier:

Wie der kubanische Arzt nach Deutschland kam, lesen Sie hier: https://www.infranken.de/lk/bad-kissingen/nur_saalezeitung/landkreis-bad-kissingen-wie-ein-kubanischer-arzt-nach-ebenhausen-kam-art-5183034

Wie die Asylbehörde begründet, warum der kubanische Arzt nicht bleiben darf, lesen Sie hier: https://www.infranken.de/lk/bad-kissingen/nur_saalezeitung/landkreis-bad-kissingen-ehe-schuetzt-nicht-vor-abschiebung-art-5183038

Ein Kommentar zum Fall lesen Sie hier: https://www.infranken.de/lk/bad-kissingen/nur_saalezeitung/kommentar-zum-text-arzt-soll-abgeschoben-werden-herz-sagt-ja-recht-sagt-nein-art-5183039