Herbert Schuch erzählte beim Künstlerfrühstück der Saale Zeitung, wie sein Erfolg beim Klavierolymp 2005 seine Karriere beflügelt hat.
Es ist schon seit einigen Jahren Tradition, dass die Saale-Zeitung einen Künstler im laufenden Kissinger Sommer zu einem Gespräch mit ihrem Musikkritiker Thomas Ahnert unter die Arkaden des Kurgartencafés zum Frühstück einlädt.
Neu war, dass auch Intendant Dr. Tilman Schlömp zu der frühstückenden Gesprächsgruppe gehörte und mit den nach Reihenfolge der Anmeldung ausgewählten Musikfreunden Gelegenheit hatte, sich ganz zwanglos mit Herbert Schuch und seiner Frau Gülru Ensari, die ebenfalls Pianistin ist, zu unterhalten.
Herbert Schuch ist in der Tat schon lange mit Bad Kissingen verbunden. 2005 errang er den 1. Preis bei der 3. Klavierolympiade, der für ihn deshalb so bedeutsam war, weil ihm in regelmäßigen Abständen Einladungen zum Festival folgten. Intendant Schlömp hat ihn 2017 so häufig verpflichtet, dass er sich ironisch selbst als "sneak-in artist in residence" (heimlicher ständig anwesender Künstler) bezeichnet und meint: "Ich komme sehr gerne."
Die Teilnehmer wollten natürlich zunächst einmal etwas über seine Karriere, vor allem deren Anfang wissen. Auf die Frage, ob er - wie andere auch - einen Förderer gehabt habe, der ihm alle Türen mit seinem Namen geöffnet hat, meinte Schuch, für ihn seien Erfolge in Wettbewerben äußerst wichtig gewesen. Und dabei auch der beim kleinen Klavierolymp, weil er danach über längere Zeit durch Konzerteinladungen gefördert worden sei.
Auf die Frage nach seinem am Abend bevorstehenden Auftritt mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra unter Mirga Gražinytè-Tyla mit Peter Tschaikowskys 1. Klavierkonzert meinte Schuch, er habe diesen Klassikhit mit 17 Jahren wie ein 17-Jähriger gespielt: Schnell und virtuos. Dann sei er der Ansicht gewesen, er habe nun seine "Tschaikowsky-Pflicht überledigt". Was ihn jetzt wieder reizt, sind die neuen Erfahrungen, die er nach all diesen Jahren mit dieser Komposition macht, einige "unglaublich niederschmetternde" Stellen, über die man in der Jugend hinwegspielt, von denen er jetzt erst erkannt hat, wie schwierig sie darzustellen sind.
Nach seinem Lieblingsdirigenten gefragt, nannte Schuch den verstorbenen Carlos Kleiber und unter den Jüngeren Yannick Nézet-Séguin, unter den ganz Jungen Clemens Schuldt.
Zu Lieben und Vorlieben für Komponisten gefragte, meinte Schuch, er habe eine Zeit lang Unbekanntes wie Klavierkompositionen von Salieri oder Korngolds "Konzert für die linke Hand" gespielt, was er aber nicht mehr brauche. Sein absoluter Favorit ist Beethoven, da dessen Kompositionen die meisten Veränderungen beim Interpreten über einen langen Zeitraum möglich machen, denn "eine abstrakte Idee lässt sich nie wirklich in Töne einfangen". Das mache seine Musik so spannend, während bei Tschaikowsky die Musik das sei, was sie darstelle.
Bach schätze er sehr, spiele ihn aber selten in der Öffentlichkeit, Mozart sei irgendwie "immer große Oper". Schubert spiele er gerne, auch Schumann, denn der sei immer "völlig durchgeknallt".
Dann Debussy, im 20. Jahrhundert Anton Webern, dessen abstrakte Partituren eine "unglaubliche Lebendigkeit" verbergen, und Ligeti, dessen Klavierkonzert so schwierig sei, dass es nur fünf Leute auf der Welt spielen können, der aber entgegen vieler Vorurteile sehr bildhaft komponiere, "sehr sinnlich, nicht zerebral".
Nach seinem Lieblingssaal und konkret dem Großen Saal befragt, sagte Schuch, es sei sehr wichtig, dass ein Konzertsaal eine für Musiker einladende Atmosphäre habe, was hier der Fall sei . Natürlich stellten die Kissinger dem Ehepaar auch die Frage, wie ihnen die Stadt jenseits der Konzertsäle gefällt. Sehr gut, erklärten sie, doch hätten sie wegen der Proben und Vorbereitungen bislang kaum Zeit zum richtigen Kennenlernen gehabt. Auch das Kurorchester hätten sie nur im Vorbeigehen gehört.
Kurorchester einbinden
Herbert Schuch ist in Rosenheim aufgewachsen und kennt das Kurorchester von Bad Reichenhall. Dieses ermöglichte ihm als jungem Pianisten erste Auftritte mit Klavierkonzerten vor Publikum. Schuch machte den Vorschlag, dass auch das Kissinger Kurorchester die Teilnehmer des KlavierOlymp einladen solle. Dieser sei für ihn ein wichtiger Bestandteil des Kissinger Sommers und er selbst sei froh gewesen, dass er in seiner Meisterklasse 2017 in Bad Kissingen jungen Pianisten habe weitergeben können, was ihm sein Sieg 2005 alles möglich gemacht habe.