Auf eine Brotzeit mit... Victor von Scheffel - ein Genussmensch

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Seine selbstgemachte Kräuterbutter ist bei jeder Brotzeit mit dabei: Kilian Rottenberger alias Victor von Scheffel verzichtet nicht auf gute Qualität bei Lebensmitteln. Fotos: Kathrin Kupka-Hahn
Seine selbstgemachte Kräuterbutter ist bei jeder Brotzeit mit dabei: Kilian Rottenberger alias Victor von Scheffel verzichtet nicht auf gute Qualität bei Lebensmitteln. Fotos: Kathrin Kupka-Hahn
Victor von Scheffel gibt am Rakoczy-Fest Autogramme.
Victor von Scheffel gibt am Rakoczy-Fest Autogramme.
 
Kilian Rottenbergers Beilagen.
Kilian Rottenbergers Beilagen.
 
 

Kilian Rottenberger alias Victor von Scheffel erklärt, wie man sich für das bekannte Bad Kissinger Stadtfest, das Rakoczy-Fest, stärken muss.

Kilian Rottenberger (40) ist Darsteller einer historischen Persönlichkeit. Der des Joseph Victor von Scheffel, der zwischen 1826 und 1886 in Karlsruhe gelebt hat. Victor von Scheffel war Dichter des Frankenlieds, das die Franken als ihre "heimliche Nationalhymne" betrachten. Kilian Rottenberger stellt Scheffel meist auf dem Rakoczy-Fest, dem Bad Kissinger Stadtfest, dar. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.


Frage: Was gehört für Sie zu einer Brotzeit dazu?
Antwort: Kilian Rottenberger: Zunächst einmal eine gescheite Wurst - mein Opa war Hausmetzger. Außerdem mag ich zur Brotzeit Gerupften, Senf und Gurken. Auch ein gescheites Stück Käse gehört dazu, und meine selbstgemachte Kräuterbutter. Ein Töpfchen davon habe ich immer im Kühlschrank stehen.

Frage: Machen Sie denn häufig Brotzeit?
Antwort: Brotzeit ist ein Stück Kultur. Sie war bei unserer Familie eine vollwertige Mahlzeit. Mittlerweile kommt die Brotzeit wieder. Denn, das ist kein schnelles Essen mehr.

Frage: Warum?
Antwort: Weil man eine Brotzeit dementsprechend herrichtet. Mit einer guten Qualität an Lebensmitteln ist das eine ganz andere Ebene, ein gescheites Essen. Ich bin damit aufgewachsen und großgeworden.

Frage: Sind Sie ein Genussmensch?
Antwort: Auf jeden Fall. Ich mag sehr gerne ein schönes Filetstück vom Grill, Medium Rare. Und natürlich eine gescheite Blutwurst, eine gute Leberwurst und ein gescheites Brot.

Frage: War Victor von Scheffel, den Sie beim Rakoczy-Fest darstellen, auch ein Genussmensch?
Antwort: Brotzeiten hat er ja auch üppig und gerade den Frankenwein extrem genossen. Ich würde sagen: Er war schon ein Genussmensch.

Frage: Warum sind Sie Victor von Scheffel?
Antwort: Hubertus Wehner war damals der Cheforganisator des Rakoczy-Festes. Er hat mich angerufen und gesagt: "Kilian, du passt in das Bild. Du hast genauso eine hohe Stirn wie der Vorgänger, deswegen machst du das."

Frage: Also wurden Sie überrumpelt. Haben Sie lange überlegen müssen?
Antwort: Da meine Frau Carmen seit über 30 Jahren beim Rakoczy-Fest im Hintergrund aktiv dabei ist, habe ich das einfach mitgemacht.

Frage: Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?
Antwort: Hubertus Wehner hat mir einen Stapel alte Blätter in die Hand gedrückt und gemeint: "Das hat dein Vorgänger überlassen, lese dich mal ein." Das habe ich dann gemacht. In Bibliotheken, im Duden und im Brockhaus habe ich mir angeschaut, was Victor von Scheffel überhaupt für ein Typ war. Damit ich einen Einblick habe, was dieser Mensch gemacht hat.

Frage: Was war er denn für ein Typ?
Antwort: Victor von Scheffel war ein Spät-Geadelter, ein lediger Künstler. Ich vergleiche ihn gern mit Hermann Hesse. Der war ein Rebell, eine Revoluzzer in der früheren Zeit. Scheffel hat erst mit der Malerei begonnen und gemerkt, dass das nichts wird. Dann hat er sich der Poesie zugewandt, war Mitglied in mindestens drei Studentenverbindungen.

Frage: Wie kam er dazu, nach Bad Kissingen zu reisen?
Antwort: Hier war er dreimal als Kurgast. Denn damals haben die Leute relativ viel Absinth getrunken und da musste man dann zwangsläufig zur Kur.

Frage: Mögen Sie Absinth?
Antwort: Ich habe es zumindest schon einmal probiert. ?

Frage: Wie lange spielen Sie Victor von Scheffel schon?
Antwort:Dieses Jahr bin ich das zehnte Jahr aktiv. Nur einmal habe ich wegen eines Leistenbruchs pausiert.

Frage: Welcher Aufwand ist damit verbunden, sich in Victor von Scheffel zu verwandeln?
Antwort: Mein Kostüm ist ein Maßmodell, das wurde für mich extra geschneidert. Den künstlichen Bart anzukleben ist bei mir der größte Aufwand, weil er bei mir nicht wächst.

Frage: Wie lange dauert es, bis der Bart hält?
Antwort: Er wird, wenn es gut läuft, in 20 Minuten geklebt, von einer Maskenbildnerin. Wenn wir Pech haben, dauert es fast eine Stunde. So wie heute, bei Regenwetter hält das Ding einfach nicht. Mit den Haaren habe ich zum Glück nicht viel Aufwand. Das sind meine eigenen. Eine Perücke brauche ich nicht.

Frage: Wie lang dürfen Sie diese Figur spielen?
Antwort: Das weiß ich nicht. Es hat noch keiner gesagt, dass ich aufhören soll. Die meisten Darsteller danken ab.

Frage: Welche andere historische Persönlichkeit des Rakoczy-Festes wäre für Sie reizvoll?
Antwort: Ich würde den Franz Josef geben, aber nur wenn meine Frau die Sisi ist.

Frage: Schlüpfen Sie auch sonst gerne in andere Rollen?
Antwort: Beim Fasching in meinem Heimatort halte ich manchmal Büttenreden, bei denen ich Leute aufs Korn nehme. Ab und zu werde ich gefragt, den Victor von Scheffel bei der Sachs-Franken-Classic, einer Oldtimer-Rundfahrt, und am Tag der Franken darzustellen. Da schaue ich, ob ich mir das einrichten kann. Obwohl die Figur Victor von Scheffel bei der Sachs-Franken-Classic weniger interessant ist. Da sind eher die Blauen, also die Wittelsbacher wie Ludwig I., Ludwig II., Prinzregent Luitpold von Bayern oder Maximilian II. König von Bayern, gefragt.

Frage; Somit spielen Sie diese Rolle überwiegend beim Rakoczy-Fest in Bad Kissingen. Welche Bedeutung hat dieses?
Antwort: Das Rakoczy-Fest ist das einzige Fest, bei dem in Bad Kissingen wirklich etwas los ist, bei dem auch für die Jugend etwas geboten wird. Drei Tage lang ist die Kurstadt richtig schön voll. Viele, die in der Region geboren sind und nun woanders leben, kommen extra dafür hierher.

Frage: Das Festwochenende ist für Sie als Darsteller einer historischen Persönlichkeit schon sehr anstrengend. Wie muss man sich als Victor von Scheffel stärken?
Antwort: Samstags ist das ganz einfach, da isst man ganz normal. Am Sonntag isst man eher leicht, weil es meist zum Rakoczy-Fest-Umzug sehr warm ist. Da die Kleider aus Wolle sind, muss man sehr viel trinken, weil man ohne Ende schwitzt.

Frage: Victor von Scheffel hat den Text des Frankenliedes geschrieben. Was bedeutet es Ihnen?
Antwort: Es ist ein interessantes Lied, ein Stück fränkisches Kulturgut. Scheffel beschreibt im Frankenlied die fränkische Natur im Ganzen. Wir haben es noch in der Schule gelernt. Singen kann ich es heute aber nicht mehr, bis auf die erste Strophe.

Dieses Gespräch führten Kathrin Kupka-Hahn und Pia Schmitt

Rezept
Kilian Rottenberger hat sich dafür entschieden, für die Brotzeit Kräuterbutter zuzubereiten. Dafür braucht man eine ganze Butter, 150 Gramm Kräuter Schnittlauch, Liebstöckel, Salbei, Koriander, Oregano, zwei Knoblauchzehen, eine Prise Salz, Pfeffer und Muskatnuss. Die Butter sollte ca. 30 Minuten vorher aus dem Kühlschrank genommen werden. Zusammen mit den Kräutern kommt alles in den Thermomix und wird danach wieder im Kühlschrank gekühlt. Die fertige Kräuterbutter hält sich im Kühlschrank gut.

Beilagen
Außerdem hat sich Kilian Rottenberger für eine Wurstplatte seines Hausmetzgers und Brot aus einer Rhöner Bäckerei entschieden.