Nüdlingen: Bürger sorgen sich um den Wald

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Es wird zu viel abgeholzt, finden manche Bürger aus Nüdlingen.
Es wird zu viel abgeholzt, finden manche Bürger aus Nüdlingen.
Kerstin Väth

"Radikal abgeholzt", "nicht nachhaltig", "moralisch ausgenutzt": Die Kritik, die manche Bürger bei der Bürgerversammlung in Nüdlingen vor allem gegenüber Revierleiter Fabian Menzel äußerten, war deutlich. Der bezog Stellung.

Kaum ein Thema wurde von den anwesenden Nüdlinger Bürgerinnen und Bürgern so intensiv und emotional diskutiert wie der Gemeindewald. Die Bäume in vielen Bereichen des Wagentals seien "radikal abgeholzt" worden, kritisierte vor allem Wolfgang Schupp.

Er wollte die Kosten und den Gewinn durch die Jagdtätigkeit der Gemeinde erfahren und fragte: "Wird hier die Situation der gestiegenen Holzpreise moralisch ausgenutzt, um die immensen Kosten der 1250-Jahr-Feier und die Kosten eines neuen Schulgebäudes zu erwirtschaften?"

Die Vorgänger vor Revierleiter Fabian Menzel, so lautete seine Kritik weiter, hätten den Gemeindewald nachhaltig bewirtschaftet, um den Nüdlinger Bürgern Brennholz zu einem fairen Preis anzubieten. Menzel habe "diese Bürgernähe" mit "wesentlich höheren Holzpreisen" geändert.

Außerdem warf Schupp dem Revierleiter vor, ein ihm unterstellter Forstarbeiter halte "fast täglich" Schuss-Schneisen mit der Motorsäge frei und lege Äsungsflächen fürs Wild mit dem Traktor an, die "vorher im Auftrag von Menzel abgeholzt wurden". Dabei dürfe ein Waldarbeiter laut Vorschriften der Berufsgenossenschaft alleine keine Arbeiten mit der Motorsäge erledigen.

"Die Abholzung im Wagental sind alles käferbefallene Flächen", antwortete Revierleiter Fabian Menzel auf die vorgebrachte Kritik. Das Wagental sei sehr fichtenlastig. Die Bäume litten unter der Trockenheit. "Da hat sich der Käfer wieder wahnsinnig stark vermehrt. Kein Bürger, kein Gemeinderat, kein Förster, kein Waldarbeiter hat ein Interesse daran, diese Kahlflächen zu schaffen." Im Gegenteil: Sie machten "wahnsinnig Arbeit", um sie aufzuforsten und zu pflegen.

Gabi Röder, eine Bürgerin aus Haard, wandte ein: "Viele sind der Meinung, man muss Käferholz liegen lassen, weil dann der Käfer drin bleibt und nicht an die gesunden Bäume geht."

Menzel hielt dagegen: "Es nützt nichts, wenn ich es dort liegen lasse. Dann wird es nur noch schlimmer." Der Buchdrucker [Anm. d. Red.: So heißt der verheerende Borkenkäfer] brauche frische Bäume, um sich fortzupflanzen und zu leben. "Wir können die Bäume auch nicht stehen lassen, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, diese Käfer zu entfernen, weil sie sich sonst weitervermehren", erklärte Menzel. "Wenn sie auf den Privatwald übergehen, gibt es sogar gewisse Haftungsansprüche, wenn Sie die Bäume stehen lassen."

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten empfiehlt dazu auf seiner Homepage, von Borkenkäfern befallene Bäume "schnellstmöglich" einzuschlagen und das Holz aus dem Wald abzufahren.

Was tun gegen den Borkenkäfer?

Dieter Stichler aus Nüdlingen schlug vor, Nistkästen aufzuhängen. Gerade der Kleiber, der sich von Schädlingen ernähre, sei einer der "emsigsten Feinde der Käfer." Aber wenn nur auf Waldverjüngung gesetzt werde, gebe es wenig alte Bäume, in denen die Kleiber Nistmöglichkeiten fänden.

Menzel sagte: "Wenn es so einfach wäre, würde jeder naturnahe Forstbetrieb alles mit Nistkästen vollhängen." Einer der wichtigsten Ansätze, um den Schädling zu minimieren, sei eine Mischung der Bestände und ein Fitmachen des Waldes durch trockenresistente Baumarten.

Querfinanzierung für die Schule?

Zum Vorwurf gegenüber seinem Mitarbeiter entgegen der Vorschrift alleine mit der Motorsäge zu arbeiten, sagte Menzel: "Das findet nicht statt."

Und: Auch für Wolfgang Schupp seien für eine bessere Jagd Schuss-Schneisen angelegt und Gassen für die Jagd auf Kosten der Gemeinde gemulcht worden, als dieser früher im Wagental auf die Jagd gegangen sei. Das habe dieser wohl vergessen.

Wird mit dem Erlös aus dem Wald der Neubau der neuen Schule finanziert? Bürgermeister Harald Hofmann (CSU) verwies darauf, dass der Haushalt im Internet einsehbar sei. Fabian Röder, Leiter der Finanzverwaltung, ergänzte: "Unser Verwaltungshaushalt beträgt bei den Einnahmen circa 13 bis 14 Millionen Euro je Jahr." Das letzte Betriebsergebnis des Forsteinzelhaushaltes liege bei einem Plus von ungefähr 123.000 Euro. "Circa 1000 bis 1500 Euro gab es bisher an Einnahmen über die Jagd."

Prognose: Fichte wird weiter absterben

Viel Hitze, wenig Regen, das hat dem Wald schwer zugesetzt. Menzels Prognose ist: "Die Fichte wird in den nächsten zehn Jahren im Bereich Nüdlingen in großen Bereichen komplett absterben." Sie komme auf der Fränkischen Platte, bedingt durch die "immensen Trockenjahre in den letzten vier, fünf Jahren" an ihre Grenzen.

Auch die Baumart Buche sei gefährdet: "Vor zehn, 20 Jahren hat noch kein Förster daran gedacht, dass die uns kaputt geht." Deshalb pflanze man nun Bäume, die mit den Gegebenheiten besser klar kommen.