"Radikal abgeholzt", "nicht nachhaltig", "moralisch ausgenutzt": Die Kritik, die manche Bürger bei der Bürgerversammlung in Nüdlingen vor allem gegenüber Revierleiter Fabian Menzel äußerten, war deutlich. Der bezog Stellung.
Kaum ein Thema wurde von den anwesenden Nüdlinger Bürgerinnen und Bürgern so intensiv und emotional diskutiert wie der Gemeindewald. Die Bäume in vielen Bereichen des Wagentals seien "radikal abgeholzt" worden, kritisierte vor allem Wolfgang Schupp.
Er wollte die Kosten und den Gewinn durch die Jagdtätigkeit der Gemeinde erfahren und fragte: "Wird hier die Situation der gestiegenen Holzpreise moralisch ausgenutzt, um die immensen Kosten der 1250-Jahr-Feier und die Kosten eines neuen Schulgebäudes zu erwirtschaften?"
Die Vorgänger vor Revierleiter Fabian Menzel, so lautete seine Kritik weiter, hätten den Gemeindewald nachhaltig bewirtschaftet, um den Nüdlinger Bürgern Brennholz zu einem fairen Preis anzubieten. Menzel habe "diese Bürgernähe" mit "wesentlich höheren Holzpreisen" geändert.
Außerdem warf Schupp dem Revierleiter vor, ein ihm unterstellter Forstarbeiter halte "fast täglich" Schuss-Schneisen mit der Motorsäge frei und lege Äsungsflächen fürs Wild mit dem Traktor an, die "vorher im Auftrag von Menzel abgeholzt wurden". Dabei dürfe ein Waldarbeiter laut Vorschriften der Berufsgenossenschaft alleine keine Arbeiten mit der Motorsäge erledigen.
"Die Abholzung im Wagental sind alles käferbefallene Flächen", antwortete Revierleiter Fabian Menzel auf die vorgebrachte Kritik. Das Wagental sei sehr fichtenlastig. Die Bäume litten unter der Trockenheit. "Da hat sich der Käfer wieder wahnsinnig stark vermehrt. Kein Bürger, kein Gemeinderat, kein Förster, kein Waldarbeiter hat ein Interesse daran, diese Kahlflächen zu schaffen." Im Gegenteil: Sie machten "wahnsinnig Arbeit", um sie aufzuforsten und zu pflegen.
Gabi Röder, eine Bürgerin aus Haard, wandte ein: "Viele sind der Meinung, man muss Käferholz liegen lassen, weil dann der Käfer drin bleibt und nicht an die gesunden Bäume geht."
Menzel hielt dagegen: "Es nützt nichts, wenn ich es dort liegen lasse. Dann wird es nur noch schlimmer." Der Buchdrucker [Anm. d. Red.: So heißt der verheerende Borkenkäfer] brauche frische Bäume, um sich fortzupflanzen und zu leben. "Wir können die Bäume auch nicht stehen lassen, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, diese Käfer zu entfernen, weil sie sich sonst weitervermehren", erklärte Menzel. "Wenn sie auf den Privatwald übergehen, gibt es sogar gewisse Haftungsansprüche, wenn Sie die Bäume stehen lassen."